Artikel aus der Ausgabe 11/12-2021 - KGS Berlin - Körper Geist Seele

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Artikel aus der Ausgabe 11/12-2021

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Art. 202111 - Wolf Schneider Liebe
Von mir aus: Liebe ... von Wolf Sugata Schneider
Warum ist sie manchmal einfach da, die so sehr ersehnte, göttlich-irdische, dieses Ziel all unseres Strebens – die Liebe? So unvermittelt und wie ungerufen beglückt sie uns wie ein Goldregen vom Himmel. Dann aber wieder ist sie ebenso unvermittelt wieder weg, und wir wissen nicht, was wir falsch gemacht haben. Oder ist sie nur verborgen, versteckt, verschüttet, und um sie wiederzubekommen müssen wir nun nach ihr suchen? Wer sucht, der findet, stimmt das denn? Fehler an anderen finden wir doch so leicht, wenn wir danach suchen, warum nicht auch die Liebe? Imperatrix mundi, Kaiserin der Welt, nannte Carl Orff die Göttin Fortuna in seiner Oper Carmina Burana – vielleicht beschenkt sie, die Große eher andere, nicht mich. Warum denn nicht auch mich? Bin ich ihrer nicht würdig  oder habe ich nicht genug gegeben, um nun endlich auch zu bekommen?

Dann wieder schüttet sie aus an alle, als hätte keiner von uns das je verdient. So wie im Mai die Blumen blühen auch für die Ignoranten und Sünder, die noch am vergangenen Wochenende ihre Zigarettenkippen und Bierdosen in den Stadtpark geworfen haben. So wie der Regen auch die Pflanzen der Klimasünder begießt und all derer, welche Glyphosat und Massen an Kunstdünger auf ihre Äcker kippen. Auch die in sich Ruhenden unter uns, wenn sie mal nicht ‚spiritual bypassen’ – ihre Gefühle verleugnen und spirituell diszipliniert darüber hinwegfliegen – wir alle lechzen nach der Himmlischen, Unverfügbaren, deren Geschenke Gnade sind. Ob ich diese bekomme und in mich aufnehmen kann, das hängt nur von meiner Offenheit und Empfänglichkeit ab, verdienen kann ich die Liebe nicht, keiner kann das.

Cis, das Land diesseits von Gut und Böse
Irdischer gesprochen aber können wir es doch. Zumindest die irdische Liebe können wir erringen, indem wir uns von verächtlichen Gedanken befreien. Indem wir Liebe, Empathie und Zuversicht aussenden, sodass wir von alledem auch selbst bekommen. Die Tauschlogik des »Ich gebe, damit du gibst« (das Lateinische »do ut des«) auch im Bereich der Liebe? Ja, das funktioniert immerhin mal mehr, mal weniger. Es gibt diese Ebene des Handels, des Diesseits von Gut und Böse. Das Land des Cis (lateinisch für »diesseits«, als Gegenteil von »trans«, jenseits) nenne ich sie. Es gibt den Bereich des Verfügbaren, Erwirkbaren, in dem ich bekomme, je mehr ich gebe und beglückt werde, wenn ich andere beglücke. Und doch bleibt das Andere dahinter, darunter oder daneben ebenso wahr und wirksam, das Unverfügbare. Ich kann meinen Willen nicht wollen, wenn er nicht schon da ist. Auch, etwas zu erkennen, das offen vor meinen Augen liegt – vielleicht wurde ich ohne dieses Fähigkeit geboren? Er sei »religiös unmusikalisch«, antwortete ein berühmter Autor mir gegenüber einmal, nachdem ich ihm mein Buch »Auf der Suche nach dem Wesentlichen« geschenkt hatte. Gibt es sowas?

In Transistan gibt es Liebe für alle, bedingungslos
Unsere Fähigkeit, aus vollem Herzen zu lieben und die uns geschenkte Liebe in uns aufzunehmen, um aus dieser Fülle dann wieder geben zu können, ist offenbar durch keine Tricks abrufbar und letztlich ein religiöses Phänomen, ein Ergebnis von Hingabe und Gnade. Als solche ist die Liebe sogar so mächtig, dass alles andere Religiöse dagegen verblasst und wir ausrufen möchten: Es gibt keinen Gott außer der Liebe und keine Religion außer der der Liebenden! So haben Satya Sai Baba gerufen, Osho und viele andere, auf ihre je eigene Art auch Jesus und Buddha. Das ist Transistan, das Land jenseits von Gut und Böse, von dem der Dichter Rumi sagt: »Dort treffen wir uns«. Egal wie arrogant, uneinsichtig in deiner Echokammer und rücksichtslos du gegenüber den dich Liebenden und dir Anvertrauten bist, dort wirst du geliebt. Diese bedingungslose Liebe gibt es nur für die sich Hingebenden ohne Hochmut. Mag sein, dass das so ist. Aber: führt denn gar kein Weg dorthin?

1. Bewohne deinen Körper
Ich versuche es. Hier, ganz praktisch, mit einer Anleitung. Lenke deine Aufmerksamkeit auf ein Objekt, egal welches. Zum Beispiel auf diesen Text vor deinen Augen, der so tut, als könne er etwas bedeuten und etwas aussagen über das Wichtigste im Leben, die Liebe. Lass deinen Blick auf diesem Text verweilen, egal, wo du ihn gefunden hast. Nun schließe deine Augen und lass den Blick ins Innere deines Körpers schweifen, des Körpers, den du bewohnst. Bewohne ihn nun tatsächlich, mit deiner ganzen Hinwendung und Aufmerksamkeit, deinem Fokus und Atem, deinem Willen und Wollen. Sei dort zuhause. Von dieser Heimat ausgehend kannst du lieben. Sogar: nur von dort aus kannst du lieben! Nur als Bewohner dieses Körpers wirst du andere Körper, Personen, Orte, Dinge und Projekte lieben können. Nur von dort aus kannst du andere aufnehmen »in dein Herz«.

2. Wenn du dich anderem zuwendest, bleib (auch) bei dir
Zweitens übe die Fähigkeit, mit einem Teil deiner Aufmerksamkeit in deinem Körper zu verweilen, während du deinen Fokus anderem zuwendest. Zum Beispiel dem Menschen vor dir oder dem Projekt vor dir: Einkaufen für die Familie, Arbeiten für deinen Lebensunterhalt, eine Kundin betreuen, Small Talk mit deinem Nachbarn, was auch immer, bleib bei alledem mit einem Teil deiner Aufmerksamkeit in deinem Körper verankert. Wenn dort »niemand zuhause ist«, wie sollen deine Projekte denn dann gelingen? Dein Gegenüber wird es an deinen Augen sehen, ob du außer dir bist oder bei dir zuhause. Deine Freunde würden es merken, wenn du nicht zuhause bist, deine Liebsten noch viel mehr, sogar auch die Menschen an deinem Arbeitsplatz und die in deiner weiteren sozialen Umgebung. Hat es nicht immer geheißen, egoistisch zu sein, sei schlecht und selbstlos zu sein, sei gut? Wenn ich bei mir bleibe auch im Umgang mit anderen, bin ich dann nicht zu egozentrisch, selbstbezogen, letztlich nur mir selbst dienend?

3. Setze den Weitwinkel ein. So weit, dass du mit drin bist
Hierzu deshalb wieder eine Übung: Fokussiere auf ein Objekt vor deinen Augen, egal welches. Das kann eine Pflanze in deinem Zimmer sein oder draußen im Park, oder auch ein lebloses Ding wie dieser Text hier. Verweile dort mit deinem Fokus. Nimm wahr dass, während deine Augen dort fokussiert bleiben, es auch ein Gesichtsfeld gibt, das du ebenfalls wahrnimmst, obwohl der Fokus deiner Augen wie der Scheinwerfer einer nächtlichen Polizeistreife nur dieses eine Objekt gerichtet ist. Dann schließe die Augen und bleibe dabei mit deinem Blick weiterhin so fokussiert wie grad eben noch bei geöffneten Augen, gezoomt auf eine statische Mitte.
Nun setze den Weitwinkel ein. Lasse den Fokus deines Bewusstseins immer weiter werden, ohne dass sich deine Blickrichtung ändert. Bald ist er 180 Grad weit, so weit, wie keine Kamera das schafft. Dann noch weiter, so dass nun auch du, der Beobachter, die Quelle dieses Blicks, mit einbezogen ist. Schließlich auch das hinter dir Liegende, alles, das Ganze. Bewusstsein kann das, eine Kamera kann das nicht.

4. Nimm deine soziale Umgebung »in dein Herz« auf
So wie du nun dich selbst, den Beobachter in dein Bewusstsein mit aufgenommen hast, kannst du andere darin aufnehmen. Letztlich alles. Fangen wir aber mal klein an: bei deinen Mitmenschen. Nimm sie in dein Bewusstsein auf als etwas Bleibendes. So wie du ja auch deinen Körper nicht verlassen, nicht ein Deserteur deines Zuhauses werden willst, nimmt deine Mitmenschen mit dieser Weitwinkelmethode als etwas Bleibendes in dich auf. So nimmst du sie »in dein Herz auf«. Ist das zu kitschig gesagt? Nein, Bewusstsein ist etwas sehr Reales. Es hat Folgen in der materiellen Welt, ob du erstens deinen eigenen Körper wirklich bewohnst, und zweitens, ob du auch deine Mitmenschen mit in dein Herz aufnimmst, und dort trägst und behütest – so wie dich selbst. Tu es! Übe. Wirst sehen, es wird viel verändern.

Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. Autor, Redakteur, Stand-Up-Philosopher. 1985–2015 Hrsg. der Zeitschrift Connection. www.connection.de, www.bewusstseinserheiterung.info. www.bachelor-of-being.de

Art. 202111 - Tamkus - Tango
Tango Argentino – Eine Umarmung ... von Regina Tamkus
Der argentinische Tango ist faszinierend! Ein Tangopaar zu sehen, dass mit seinem Tanz die Seele berührt, öffnet das Herz und man weiß intuitiv, so kann Beziehung zwischen Mann und Frau im besten Sinne sein: intim, lustvoll, dem Moment und der Musik hingegeben, spannend, ein fließendes aufeinander achten und beantworten der Körperimpulse, was das Schönste in der Frau und Edelste im Mann hervorbringt. Es ist spürbar ein Genuss für den Betrachter und eine wunderschöne Erfahrung, miteinander zu tanzen.
So erging es mir vor 20 Jahren als ich mit meinem Mann Tango tanzen lernen wollte. Ich hatte diese Berührung in der Seele erfahren und musste ihr folgen. Doch die Erfahrung, Tango zu lernen, war natürlich komplett anders; schwierig, oft frustrierend, und nicht selten wollten wir aufgeben. Wir hatten im Unterricht keinen Rahmen, um zu lernen, an welche tieferen Themen wir dabei eigentlich kommen und wie wir sie positiv zusammen meistern können.
Aus dieser Erfahrung ist die Idee und Freude in mir gewachsen, diesen fehlenden Rahmen für Paare anzubieten. Tango unterrichten in einer Weise, die ermöglicht, auftauchende Beziehungsdynamiken und Stolpersteine als neue Möglichkeit zu erfahren, sich selbst und den Anderen tiefer annehmen zu können und sich in einer Offenheit für das zu interessieren, was zwischen ihnen beim Tango-lernen geschieht, um somit tiefer verbunden, leichter und freudvoller tanzen zu können.
Dabei wurde mir über die Jahre immer deutlicher, dass der Tango selbst ein faszinierender und weiser Lehrer für Liebe und Intimität ist! Er bringt schnell hervor, was dazwischen kommt wie auch, was an Themen, Sehnsüchten und Potenzial im Paar lebt, erwacht, und seine Schönheit und Tiefe im Tanz, wie im Beziehungsalltag enthüllen will.
Der Argentinische Tango hat keine Tanzhaltung, sondern die Umarmung. Er weiß um die seelische Bedeutung des sich Umarmens für das Paar und entlässt uns nicht heraus: Wir können beim Tango wie in der Liebe nicht weg. Wenn wir die Liebe behüten wollen und auch schön miteinander tanzen wollen, dann kommen wir nicht umhin, uns so wie wir sind aufeinander einzulassen.

Was verlangt der Tango von uns und was gibt er uns?
Führen und Folgen ist essentiell und tief erfüllend, wenn es fließend gelingt. Führen im Sinne von: „Ich gebe vor und Du musst folgen, wie ich es will“, berührt Macht und Unterwerfung in der Erfahrung. Die Wenigsten wollen das und doch können wir in Situationen und Zustände kommen, in denen wir uns berechtigt fühlen, darauf zu bestehen: „Du führst nicht, Du folgst nicht! Du machst es nicht richtig!“ Dann wird es ein Kampf um das Wissen, wer Schuld daran ist, dass ich jetzt nicht so schön tanze und mich fühle, wie ich es ersehne, nämlich Du, ist implizit darin enthalten. In diesen Zuständen spüre ich nicht mehr die Schönheit der Musik, lasse mich nicht verzaubern, sehe meinen Partner eingeschränkt und bin selber verengt. Ich kenne einige Paare, die dann sagen: „Ich kann das nicht mit dem Tango.“ ... und aufhören.

Der Tango scheint von uns zu verlangen, aus diesen Gewohnheiten herauszutreten. Er konfrontiert uns mit diesen Gewohnheiten, damit wir uns im Tanz von ihnen befreien, vielleicht sogar mit ihnen tanzen können. Er gibt uns sein weises Wissen um das „Wie“, welches in ihm präsent ist. Das oft schwierige und schöne Geheimnis seiner Magie ist: einander umarmen und einander zugewandt sein, auch wenn es schwierig wird, und wir uns verloren haben.
Wie lernen wir an diesen Stellen, an denen wir etwas nicht können, die Seele eine Sehnsucht hat und der Körper etwas tun will, was er noch nicht kann. Wir kommen wahrscheinlich unbemerkt in eine Überforderung, und das wirkt bedrohlich. Für gewöhnlich schließen wir uns dann. Und das bestätigt unsere Erfahrung: „Ich kann es nicht“. Aus meiner Erfahrung ist es ein Lernen, was über das mehr und mehr Üben hinausgeht.
Wir brauchen beim Tangolernen einen geschützten Raum in einer Atmosphäre, die frei von Urteilen ist. Und wir brauchen einen Raum in der Partnerschaft, den wir sicher genug halten, dass wir an den Stellen, wo wir seelisch oder körperlich etwas nicht können, und an denen wir verletzlich sind, ein Risiko eingehen können und uns damit einander zumuten oder offenbaren. Dieser Raum wirkt wie eine innige Umarmung, die uns entspannen und auf einer tieferen Ebene einander verstehen lässt.
Das Erstaunliche ist, dass etwas in uns Vertrauen fasst, und sich der Körper dem mehr öffnen kann, was er noch nicht kann, es dann aber doch plötzlich auf eine ganz eigene Weise gelingt. Jeder Körper ist einzigartig, und jeder hat seine individuellen Einschränkungen – doch das ist dann nicht mehr so entscheidend. Paare können mit der Liebe und dem Wissen umeinander ganz verbunden Tango lernen und tanzen. Das ist sehr berührend zu erleben.
Ich liebe die innere und äußere Bewegung von meinem Mann und mir, am Beginn der Musik, wenn unsere Achsen nur Millimeter, doch spürbar eine wunderschöne Präsenz aufbauend, zueinander hin fallen und jeder im Spielraum der eigenen Achse die Berührung der Körper genießt. Sie sagt auf seelischer Ebene: Ich bin da, ich liebe dich und ich überlasse mich mit dir dem Tango. In dem Moment geht etwas auf, wird weiter in mir, gibt sich spürend, lauschend, fühlend voller Freude hin und der Tango wird zu unserer getanzten Liebe, nicht wissend, wohin er uns führt, wir folgen ihm ...

Der Tango Argentino ist Weltkulturerbe! Er gibt neben der wunderbaren Musik und dem Tanz der Welt die Kultur der Umarmung, eine Kultur der Liebe!

Regina Tamkus verbindet ihre Liebe zur seelischen Arbeit mit ihrer Liebe zum Tango. Sie legt Wert auf ein Lernen, das sich langsam in der Körperlichen und seelischen Präsenz verankern kann und die individuellen Möglichkeiten des Paares im Blick hat.
2022 hat sie ein Jahresangebot für Paare, die noch nicht Tango tanzen können, wie auch für Tango tanzende Paare, die die Qualität ihres Tanzes vertiefen wollen. Paare, die glauben nicht tanzen zu können, sind besonders herzlich eingeladen. Ebenso sind Paare eingeladen, die keine Paartherapie machen würden, jedoch spüren, dass es da noch mehr zwischen ihnen geben kann.
Einführungswochenende: „In der Liebe auf die Seele schauen – Tango und Beziehung – einander umarmen“ 14.-16. Januar 2022 + vier weitere Wochenenden im April, Juni, September und November 2022. Weitere Informationen unter: www.erosundpsyche.net oder per Telefon unter 030-64094526


Art. 202111 - Häfele - Verbinden
Verbinden ... von Hermann Häfele
Jean M. Auel hat vor über 20 Jahren mit „Die Kinder der Erde“ eine überaus spannende sechsteilige Romanserie geschaffen, welche ungefähr in der Zeitphase spielt, als der Neandertaler und der sogenannte moderne Mensch zur gleichen Zeit in Europa lebten. Ayla, die Heldin des Romans, wird als Kleinkind von einem Stamm Neandertaler gefunden und bei dessen Medizinmann aufgezogen. Irgendwann als Teenagerin fällt sie aus verschiedenen Gründen in Ungnade und wird aus diesem Stamm ausgestoßen, was damals – allein in der Wildnis und während der Eiszeit – das Todesurteil bedeutete. (Im Roman überlebt die Heldin natürlich.)
Worauf will ich hinaus? Verbunden zu sein mit anderen war damals überlebensnotwendig. Die meisten haben zwar heute genug zum physischen Überleben, doch im Prinzip hat sich nichts geändert: Wir brauchen als Menschen Verbindung. Zu uns selbst. Doch als soziale Lebewesen auch zu anderen.
Was hat es also mit diesem „Verbinden“ auf sich? Die englische Sprache bietet ja oft eine Brücke in alte Wortwurzeln: Dort kann verbinden to connect heißen: aus dem Lateinischen conectere = verknüpfen(!). Es kann auch to relate bedeuten (vgl. „relativ“ im Deutschen), was vom Lateinischen referre (relatus) stammt: sich auf etwas beziehen. Und schließlich kann es to link heißen, was mit dem deutschen „Gelenk/lenken“ verwandt ist und aus dem Alt-Nordischen hlekkr bzw. Dänischen lænke „Ringe (und Glieder) einer Kette“ kommt.

Verbinden mit anderen in der Kommunikation
Hier gäbe es wirklich viel zu sagen, doch wir greifen an dieser Stelle ein Thema heraus, welches (immer noch oder wieder) sehr unterschätzt wird: das Zuhören.
Von „aktivem Zuhören“ haben die meisten schon mal etwas gehört, doch die große Gefahr ist, dass viele währenddessen bewerten und überlegen, was sie entgegnen können. Es empfiehlt sich, es mal mit „ziellosem Zuhören“ zu probieren. Wodurch zeichnet sich das aus, und wie geht das?

• Sich Zeit nehmen
• Das Gehörte (erst einmal) nicht bewerten
• Auch bei abweichender Meinung offen bleiben
• Sich bewusst zurücknehmen
• Gezielt nachfragen
• Das Gegenüber verstehen wollen (was nicht bedeutet, dass man einverstanden ist oder sein muss)

Das erfordert Mut und Selbstbeherrschung, doch eine wirkliche Verbindung zum Gegenüber wird dadurch erheblich wahrscheinlicher und die Ergebnisse der Kommunikation können für beide Seiten ausgesprochen spannend werden(!).
Muss man also nun wirklich alle Menschen „lieben“ bzw. sich mit allen verbinden? Abgesehen davon, dass wir das auf einer gewissen Ebene sowieso sind, lässt sich das verneinen. Manchmal gilt es, den anderen zulassen, wie er ist (sofern er nicht umgekehrt übergriffig wird) und ihn dann „ziehen zu lassen“. Dann bleibt man eben nicht „haften“ oder gerät in Sandkastenspiele, sondern Bewusstsein und Aufmerksamkeit können sich in andere, auch neue Richtungen ausdehnen.

Verbinden mit sich selbst als Voraussetzung für das Verbinden mit anderen

Selbstannahme und Selbstbewusstheit
„Nur von der Annahme seiner selbst führt der Weg in die wirkliche Zukunft, für jeden in seine eigene“, schreibt der Pater und Religionsphilosoph Romano Guardini schon 1960(!) und weiter, „[...] kein Totalismus würde gelingen, wenn etwas im Menschen nicht mit seiner eigenen Entehrung einverstanden wäre“.
Es ist also stets die innere gefühlte Trennung, der wir erlauben, sich unserer Lebensfreude in den Weg zu stellen. Der vietnamesische Mönch, Schriftsteller und Lyriker Thich Nhat Hanh sagt dazu: „Wir sind hier, um aus der Täuschung zu erwachen, wir seien von anderen getrennt.“

Aufmerksamkeit
Aus dieser Bewusstheit und Annahme heraus gelingt es, wirklich aufmerksam zu werden. Aufmerksamkeit bedeutet im Englischen attention; das leitet sich vom lateinischen –a (nach, in Richtung von) und tendere (ausdehnen) ab: Es geht also um eine Ausdehnung des Bewusstseins, zum Beispiel in Richtung einer Erfahrung oder eben in Richtung des Gegenübers.

Kreativität
Damit kommen wir wieder zum Umstand, dass Menschen soziale Wesen sind. Auf diese Weise gelingt es, sich mit anderen zu verbinden, in eine Co-Kreativität zu kommen und gemeinsame Potenziale zu heben. Mit jemand anderem oder in einem Team etwas zu entwickeln, bringt oft nochmals erheblich mehr Ergebnisse, als nur im stillen Kämmerlein zu verbleiben. Der Neurowissenschaftler Gerald Hüther fasst es gut zusammen: „Wir müssen uns gegenseitig einladen, ermutigen und inspirieren, unsere Lebendigkeit zu erhalten.“ Dies gelingt durch Verbindung und durch aktives Verbinden. Auf allen Ebenen.


Sich verbinden, ohne sich zu verbinden: Spiritualität und ihre praktische Umsetzung im Alltag
Theoretische spirituelle Ausführungen, die kaum etwas mit der Lebenspraxis zu tun haben, bringen nichts und sind wiederum nur Konzepte. Von der dänischen Psychologin Rebecca Rosing stammt das schöne Bonmot „Was nützt Erleuchtung, wenn das Klopapier alle ist?“.
Wirklich praktisch umsetzbare Spiritualität, geht das überhaupt? Ich denke ja. Ein vielversprechender Weg ist etwa der des sogenannten „Ehrlichen Mitteilens„ – ein vom Trauma-Psychologen Gopal Norbert Klein entwickeltes Format, das in Gruppen oder mit sich selbst praktizierbar ist. Ziel ist das konsequente Einnehmen einer Beobachterposition; aus dieser heraus horcht man zunächst in den Körper hinein und spürt, welche Signale aktuell von ihm ausgehen. Ob Schmerzen oder Wohlgefühl – es geht nur um das Zur-Kenntnis-Nehmen. Auf der emotionalen Ebene heißt es dann, alle Gefühle wahrzunehmen. Und schließlich die Gedanken: Welche Ideen hat mein Kopf und welche Geschichten erzählt er mir gerade? Welche Emotionen oder gar Körperempfindungen löst das wiederum aus?
Es gilt zu identifizieren, ohne sich zu identifizieren – also sich zu verbinden, ohne sich zu (ver-)binden(!).

Drei wunderbare Nutzen können sich daraus ergeben: Lebendigkeit durch wirkliche Verbindung mit dem berühmten „Hier und Jetzt“; mehr Leichtigkeit durch Selbstdistanzierung und drittens: Gelassenheit durch die Erkenntnis, dass mein Körper, meine Gefühle bzw. meine Gedanken zu mir gehören, ich sie aber doch nicht bin.
Dieses Geschehen-lassen wird in zahlreichen spirituellen Traditionen beschrieben: Bei den Taoisten gibt es das Prinzip Wu-Wei, das man mit „Nicht-Zwingen“ oder mit „Handeln durch geschehen lassen“ übersetzen kann; Chuang-tse, einer der bekanntesten taoistischen Meister, mahnte: „Begnüge Dich mit dem Augenblick und folge willig dem Fluss der Dinge.“ Zahlreiche Mystiker aus vielen verschiedenen Religionen und Philosophien haben das ebenfalls auf den Punkt gebracht; etwa Hafiz (Mohammad Hāfez-e Shīrāzī,), der persische Sufi-Meister (1315–1390): „Ich bin ein Loch in einer Flöte, durch das Gottes Atem fließt“. Um im Bild zu bleiben:

Wenn wir weder die eigenen, noch andere Löcher zu verstopfen versuchen, wenn wir uns und andere vollständig lassen, können sich viele Töne zu völlig unerwarteten und ganz wunderbaren Melodien verbinden.

Hermann Häfele berät und begleitet Menschen sowie Unternehmen, den Roten Faden zu finden – für die eigene Positionierung und ihre Umsetzung, bei Krisenüberwindung und für Weiterentwicklung. Weitere Infos unter www.roter-faden-coaching.de oder www.roter-faden-consulting.de


Art. 202111 - Seidl - Heilung der Ahnenreihe
Heilung der Ahnenreihe ... von Bianka Maria Seidl
Warum es jetzt wichtig ist, sich von der Loyalität zum Leid unserer Vorfahren zu verabschieden.
Was wir heute erleben, beeinflusst noch das Leben unserer Enkel und Urenkel. Forscher auf der ganzen Welt suchen seit Jahren nach der Vererbbarkeit von Erfahrungen. Bislang glaubten sie, dass alleine die Gene zuständig sind für Aussehen, Gesundheit und so manche Wesenszüge des Menschen. Doch neueste Erkenntnisse aus der Neuro- und Molekularbiologie zeigen: Unsere Eltern und Großeltern vererben uns weit mehr als ihre Gene. Auch ihre Lebensbedingungen,  ihren Stress, ihre Nöte, ihren Hunger, ihre Armut und ihre Krankheiten vererben sie uns. Was wir sind, woran wir kranken, worunter wir leiden, erklärt sich also nicht nur aus unserem Leben, aus unseren Ernährungsgewohnheiten, unseren Kindheitserlebnissen und unserem Stress. Vielmehr beginnt unser Leben weit vor unserer Geburt. Die Epigenetik, ein junger Zweig der modernen Biologie, beschäftigt sich damit, wie Umwelteinflüsse an die folgenden Generationen weitergegeben werden. Sie schlägt somit eine Brücke zwischen Erbe und Erfahrung.

Schmerzvolle Erfahrungen werden über Generationen weitergegeben
Die freie Journalistin Sabine Bode, schreibt in ihrem lesenswertem Buch „Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation“: „Als Friedenskinder sind sie in den Zeiten des Wohlstands aufgewachsen. Es hat ihnen an nichts gefehlt, oder doch? Die Generation der zwischen 1960 und 1975 Geborenen hat mehr Fragen als Antworten: Wieso haben so viele das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer man ist und wohin man will? Wo liegen die Ursachen für diese diffuse Angst vor der Zukunft?“
Bestimmte Energiemuster werden von Generation zu Generation weitergegeben und es dauert teilweise bis zu vier Generationen, bis sie sich auflösen. Schmerzhafte Erfahrungen, Ohnmacht, Trauer, Armut, Überforderungen und Traumen verschließen das Herz und hinterlassen Spuren in unseren Energiekörpern. Der Kraftstrom der Seele kann so nicht mehr frei fließen und an die nächste Generation ungehindert weitergegeben werden. Das Erbe aus der eigenen Sippe kann manchmal sehr schwer wiegen und eine große Belastung darstellen. Manchmal so groß, dass der betreffende Mensch nicht in seine ganze Kraft kommt, seine Potenziale nicht entfaltet und seine Aufgabe nicht lebt. In dem Fall reicht er seine Unzufriedenheit und Unerfülltheit an die nächste Generation weiter. Doch auch die Talente und Stärken der Vorfahren werden weitergegeben und nähren die nachfolgenden Generationen. All das befindet sich im morphogenetischen Feld der Sippe. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass diese guten Qualitäten nur dann zu uns gelangen, wenn wir die Verstrickungen mit unseren Ahnen gelöst und uns von den ererbten Lasten befreit haben.

Die Wiederanbindung an den Kraftstrom der Generationen
Das, was die moderne Biologie gerade entdeckt und wofür sie noch keine Lösung bieten kann, ist im Schamanismus seit Jahrtausenden bekannt. Die Ahnen sind im Leben eines Menschen eine tragende Kraft und verbinden ihn mit der Kraft seiner Seele. Über die Zellinformation sind wir mit sieben Generationen verbunden – ob wir das wissen oder nicht, ob es uns passt oder nicht.
Kann eine Generation diese Kraft nicht weiterreichen, fehlt sie den darauffolgenden Generationen. Ich selbst habe diese Erfahrung gemacht. Die Vorfahren in meiner fünften Generation waren beim Brand eines Gehöfts ums Leben gekommen und fortan als „arme Seelen“ unterwegs. Sie konnten somit den Kraftstrom nicht weitergeben. Erst durch die Arbeit mit einem Schamanen konnten die Seelen überführt werden. Kurze Zeit darauf entfaltete sich in mir das schamanische Potenzial meiner Urururgroßmutter. Seither erfahre ich ihre Kraft und Weisheit in meiner Arbeit mit Menschen.
In allen schamanischen Kulturen sind die Ahnen die wichtigsten Verbündeten des Schamanen. Im heutigen Schamanentum, das in Europa praktiziert wird, fällt auf, dass die Ahnen wenig Beachtung finden. Die übermäßige Gewichtung der Tiergeister, im Gegensatz zur kaum vorhandenen Beachtung, die den Ahnen geschenkt wird, lässt Rückschlüsse auf die entwurzelte Situation vieler Menschen zu, die sich der Spiritualität und dem Schamanismus zuwenden.

Schamanische Ahnenarbeit – eine Vertiefung der systemischen Familienaufstellung
Die schamanische Ahnenarbeit bietet eine sehr effektive Möglichkeit, die Verstrickungen mit den Ahnen zu klären und so die Herkunft zu befrieden. Der Hilfesuchende kommt bei einer Ahnenaufstellung auf einer tiefen, dem Alltagsbewusstsein verborgenen Ebene wieder in Kontakt mit seinen energetischen Wurzeln zurück bis zur 7. Generation. Solch eine Aufstellung wirkt oft wochen- bis monatelang nach und bewirkt meist sofort das Gefühl von Erleichterung und Befreiung. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, kommt der Mensch mit sich in Einklang und bekommt das Gefühl in sich zu ruhen. Manche beschreiben dieses Gefühl wie neu geboren sein. Nicht selten richtet sich solch ein Mensch danach in seinem Leben „richtig“ ein und kommt endlich an. Andere wiederum krempeln ihr Leben um, entdecken ihren Traum und starten endlich in ihr eigenes Leben.

Gott würfelt nicht – In allem gibt es eine ursprüngliche Ordnung
Einstein soll einmal gesagt haben: „Gott würfelt nicht.“ So gibt es in allem eine ursprüngliche Ordnung. Als Mensch haben wir diese Ordnung in vielen Bereichen unseres Lebens wieder und wieder gestört. Im Bereich der Wurzeln wirkt sich diese Unordnung am schlimmsten aus. Denn mit einer gestörten Herkunft werden wir in dieser neuen Zeit nicht imstande sein, die vielen Herausforderungen zu meistern und unser volles Potenzial zu entfalten. Die neuen Energien machen vieles möglich. Doch der Mensch mit gestörten oder schwachen Wurzeln kann davon für sein Wachstum und seine Weiterentwicklung nicht profitieren. Vielmehr ähnelt er einem schwachen Baum, der anfällig ist für Parasiten. Das erleben wir aktuell, wenn wir unseren Blick hinaus in die Welt richten. Dort grassiert ein Parasit: die Angst. Dieser hat sich bereits bei Millionen von Menschen eingenistet. Jene, die in sich keinen Halt und keinen Ruhepol finden, weil ihnen die unterstützende Kraft ihrer Ahnen fehlt, sind dafür am anfälligsten.

Liebe ist das ordnende Prinzip
Alles unterliegt einer Ordnung, und Liebe ist das ordnende Prinzip. Das, was wir lieben, erfährt eine Verfeinerung seiner Struktur, eine höhere Ordnung. Das hat uns der bereits verstorbene japanische Wissenschaftler Masaru Emoto mit seinen Studien und den Fotos über die Wasserkristalle gezeigt. Ohne Liebe zerfällt die Ordnung, verwahrlosen Zustände, verkümmern Lebewesen. Alles, was wir liebevoll beobachten, erfährt eine höhere Ordnung. Und so gilt es unsere liebevolle Aufmerksamkeit in unsere Sippe zu bringen. Befreit aus Verstrickungen, von Versprechen und übernommenen Verhaltensweisen findet alles zurück in eine ursprüngliche Ordnung und die Liebe kann wieder frei fließen.

Auf die Goldader meiner Existenz gestoßen
In meiner Kindheit war ich eine Halbwaise. Mein Vater hatte, als ich eineinhalb Jahre alt war, den Freitod gewählt. Verwaist zu sein, ist viel mehr als nur ein Familienstatus. Es ist ein Lebensgefühl. Es hinterlässt ein Gefühl tiefer Leere und Sinnlosigkeit. Auch der Selbstwert und damit die Liebe zu sich selbst wird von dem Gefühl des Verwaistseins lebendig begraben. So lief ich fast über drei Jahrzehnte mit einer offenen Nabelschnur umher und suchte nach Zugehörigkeit, ohne sie in der Außenwelt zu finden. Erst eine, als unheilbar diagnostizierte Krankheit brachte mich dazu, mich auf den Weg zu machen, auf den Weg zu mir selbst und zu meinen Wurzeln. Dabei habe ich meine schamanischen Wurzeln entdeckt und bin auf die Goldader meiner Existenz gestoßen: meine Berufung.

Unser Privileg in der neuen Zeit ist es, neue Wege zu gehen
Wir haben in dieser Zeit eine neue Wahl. Wir können uns von der Loyalität zum Leid unserer Vorfahren verabschieden, wenn wir in Zukunft in einer friedvolleren Welt leben wollen.  Es gilt uns von den vererbten Traumata und belastenden Erfahrungen unserer Ahnen zu lösen. Denn mit einer geklärten und liebevollen Verbindung zu unserer Herkunft erfahren wir unsere Ahnen als eine Quelle von Kraft und Weisheit, und können so die großen Herausforderungen in unserem Leben meistern. Doch das ist noch nicht alles. Denn wir erhalten dabei auch die Gaben unserer Vorfahren und dies sind ihre Stärken, die sie auf ihrem oftmals beschwerlichen und entbehrungsreichen Weg entwickelt haben. Verstehen wir diese Gaben als Auf-Gaben, dann können sie uns den Weg zu unserer Bestimmung weisen.
Das ist das enorme Potenzial, das in der Verbindung mit unseren Vorfahren liegt. In uns verwirklicht sich der Traum unserer Vorfahren, ihre Sehnsucht nach ihrer Würde, nach ihrer Selbstbestimmung und nach einem erfüllten Leben. Und so ist uns ihr Segen gewiss, wenn wir ihren Traum auf unsere einzigartige Weise verwirklichen und dabei ihr Licht durch uns schienen lassen in eine langsam erwachende Welt.

Bianka Maria Seidl ist seit über 30 Jahren als selbstständige Chitektin im Bereich der energetischen Architektur sowie als Dozentin an der IHK, HWK und der TÜV-Akademie Süddeutschland tätig. Seit 2012 führt sie eine eigene Beratungspraxis im Klosterdorf Windberg, in der sie diverse Mentoring-Programme und Coachings anbietet. Sie hilft Menschen 45+ ihre Wurzeln zu klären und zu stärken, und den Weg zu ihrer Berufung freizumachen – für ein authentisches, freies und selbstbestimmtes Leben und Menschsein. Webseiten: www.biankaseidl.de und www.yoya-chitektur.com
Buchveröffentlichung im November 2021:
Seit über 10 Jahren erforscht und praktiziert B. M. Seidel die Ahnenarbeit. Ihre eigens gemachten Erfahrungen auf diesem Gebiet sind für sie eine große Triebfeder, dieses Wissen weiterzugeben, ihr Potenzial dafür zu nutzen und es in den Dienst für die Menschen zu stellen. „So fülle ich von innen heraus die Ahnenarbeit mit Leben und erreiche dabei Menschen in einer Tiefe, wie es viele anfangs nicht für möglich halten. Durch- und tiefgreifende Veränderungen werden möglich, die sich nicht selten wochen- und monatelang fortpflanzen, und die ein intensives Persönlichkeitswachstum bewirken. Manchmal fühlen sich die Menschen danach wie neu geboren. So wirkt sich die Ahnenarbeit auch befreiend auf unsere Kinder und Enkel aus, denn das Leben beginnt ja bereits Jahrzehnte vor der Empfängnis.“
Buchtipp: Bianka Maria Seidl: Schamanische Ahnenarbeit. So versöhnen wir uns mit unseren Vorfahren, erfahren ihren Beistand und empfangen ihre wegweisenden Gaben. Mankau 11. 2021, Klappenbroschur, 13,5 x 21,5 cm, 200 Seiten, 18,95 Euro, ISBN 978-3-86374-644-5

Art. 202111 - Kornfield - Wahre Freiheit
Wahre Freiheit ... von Jack Kornfield
In jedem Augenblick glücklich und geborgen sein
Liebendes Bewusstsein
Liebendes Bewusstsein erfüllt Zeit und Raum. Hier ist das Mysterium Zeuge seiner selbst. Im liebenden Bewusstsein strömt der Fluss der Gedanken und Bilder ohne Urteil. Hier erleben Sie den Strom der Gefühle, ohne sie zu fürchten, ohne von ihnen mitgerissen zu werden oder sich an sie zu klammern. Lust und Beklommenheit, Ärger, zärtliche Zuneigung und Verlangen, sogar Kummer und Tränen, alles ist hier willkommen. Im liebenden Bewusstsein kann sich die Freude zu ihrer ganzen Fülle entfalten, wahres Wohlbefinden kann in ihr wachsen.
Auch das Vertrauen nimmt zu. Sie bauen darauf, dass das Universum schon weiß, wie es laufen soll, und Sie trauen Ihrem Bewusstsein zu, das alles zu umfassen. Ich weiß noch gut, wie ich im Schwimmbad der Universität das Schwimmen lernte. Ich war ein schmächtiges, zitterndes siebenjähriges Kerlchen. Ich strampelte wild herum, bis mich der Schwimmlehrer irgendwann in Rückenlage an der Wasseroberfläche hielt. Dann zog er die Hand weg, und ich merkte, dass ich mich an der Oberfläche halten konnte. Es erschien mir wie ein Wunder. Und richtig schwimmen lernte ich dann ebenfalls. So können Sie auch lernen, sich Ihrem liebenden Bewusstsein anzuvertrauen. Es wird Sie immer halten.
Versuchen Sie einmal, nicht bewusst zu sein. Nehmen Sie sich eine halbe Minute, in der Sie alle Wahrnehmungen auszuschalten versuchen – Sinneseindrücke, Gedanken, Gefühle und so weiter. Geben Sie sich alle Mühe. Selbst wenn Sie die Augen schließen und sich die Ohren zuhalten, es geht einfach nicht, oder? Sie können nicht aufhören, bewusst zu sein. Das Bewusstsein ist immer da.
Sie können es freilich so wenig sehen, wie Fische das Wasser erkennen. Aber Sie können es erfahren, und das ist die Basis Ihres Vertrauens. Liebendes Bewusstsein ist weiträumig, offen, transparent, still, unendlich tief – und ansprechbar wie ein Spiegel. Sie können immer zu ihm zurückkehren, es ist zeitlos, wach und stets aufgeschlossen. Es sieht, ohne zu besitzen.
Es ist voller Wertschätzung, hält aber nicht an Erfahrungen oder Dingen fest. Wie der amerikanische Schauspieler, Autor und Stand-up-Comedian Steven Wright einmal sagte: »Ich besitze die größte Muschelsammlung der Welt. Ich bewahre sie an den Stränden der Erde auf. Vielleicht hast du sie schon mal gesehen.«

Von Hyänen gehetzt
Benjamin war vierundsechzig, als er im Jahr 2008 infolge der Finanzkrise um mehr als die Hälfte seiner erhofften Altersbezüge gebracht wurde. Ihm war bewusst, dass er und seine Frau es immer noch besser getroffen hatten als andere, deren Immobiliendarlehen völlig abgestürzt waren, sodass sie ihr Zuhause verloren. Dennoch war er fast krank vor Zukunftssorgen. Zehnmal am Tag überprüfte er die Wertpapierstände, in seinen Träumen ertrank er, er wurde von Hyänen gehetzt oder verlief sich irgendwo. In der Familie sagten sie ihm, er solle sich doch nicht so verrückt machen, aber er wusste nicht, wie er das abstellen konnte. Als er zum ersten Mal zur Meditation kam, war es ihm fast unmöglich, still zu sitzen. Die Angst erzeugte schwer erträgliche Körperempfindungen, und in seinem Kopf jagten sich die Gedanken. Sollte er seine Wertpapiere nicht lieber schnell zu Geld machen? Oder würde er noch mehr verlieren, wenn er aus einem fragwürdigen und höchst spekulativen Immobilienprojekt ausstiege?
Als er das zweite Mal an diesem Meditationskurs teilnahm, machte ich mit der Gruppe eine geführte Meditation über den Raum, bei der es darum ging, um Körper und Geist herum eine offene Weite entstehen zu lassen. Wir lauschten den tibetischen Klangschalen im Meditationsraum, aber auch den von draußen hereindringenden Verkehrsgeräuschen und Stimmen so, als wäre unser Geist groß und weit wie der Himmel, über den die Geräusche wie Wolken zogen. Benjamin fühlte sich ein wenig erleichtert und erwarb eine Meditations-CD, mit der er zu Hause üben konnte. Mit der offenen Weite als Mantra konnte er sich zunehmend aus der Umklammerung der zwanghaften Gedankengänge lösen. Wenn er jetzt in der Nacht aus Angstträumen hochschreckte, wusste er, wie er mit ihnen umgehen konnte. Dann gab es auch wieder eine Perspektive. Er würde sein Geld künftig konservativer anlegen und damit dessen Schwund aufhalten. Überhaupt legte sich die zwanghafte Vorsorge für die Zukunft ein wenig. Das Grübeln ließ nach, und er konnte wieder mehr für seine Familie da sein.
Solche Richtungswechsel sind uns allen möglich, schließlich hat jeder von uns schon Zeiten erlebt, in denen wir gelassen und ruhig waren. Da hören wir aufmerksamer zu, sehen klarer, beweisen mehr Augenmaß. In offener Bewusstheit wird auch unser Innenleben klarer. Schwierige Gefühle klären sich, die in ihnen gebundene Energie wird wieder frei. Die Depression gibt zu erkennen, um was es überhaupt geht, um welchen Schmerz, welchen Ärger, welche nicht befriedigten Bedürfnisse. Wenn wir die Geschichten, die sich um unsere Ängste ranken, deutlich erkennen, lösen sie sich bereitwillig. Die Freiheit des weit offenen Geistes und Herzens steht uns immer zur Verfügung, wir müssen uns ihr nur ganz zuwenden. Machen Sie sich für die offene Weite erreichbar, sooft Sie können. Werden Sie der Himmel des liebenden Bewusstseins.

»In Liebe ausruhen«

Weiträumigkeit, Bewusstheit und Liebe haben sehr viel miteinander zu tun. Mein Freund Frank Ostaseski, Mitbegründer des Zen-Hospizes in San Francisco, erzählte mir von einem Bewohner dieses Hospizes, der heftige Schmerzen litt und sich erkundigte, ob da mit Meditation etwas zu machen sei. Er hatte Magenkrebs im Endstadium. Sie meditierten also, und bei der Meditation ging es darum, den Körperempfindungen freundliche Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Doch als der Mann sich für seine Schmerzen erreichbar zu machen versuchte, waren sie einfach zu stark, und er schrie: »Ich kann nicht, es ist zu viel. Es tut weh, es tut weh, es tut weh!« Frank beruhigte ihn und sagte, er werde etwas anderes versuchen. Er legte ihm sanft die Hand auf den Bauch und fragte, wie das sei. »Es tut immer noch zu sehr weh«, stöhnte er. »Dann versuchen wir es so«, sagte Frank und entfernte seine Hand ein wenig vom Bauch. »Schon ein bisschen besser«, seufzte der Mann. Jetzt hielt Frank seine Hände etwa einen halben Meter vom Körper des Mannes entfernt, und er sagte: »O ja, das ist besser.«

Das war keine spezielle Form von Körperarbeit, keine esoterische Übung. Es ging einfach darum, dem Schmerz immer mehr Raum zu geben. Nach ein paar Minuten hatten sich die Züge des Mannes entspannt. »Können Sie sich hier einfach ausruhen?«, fragte Frank. Und der Mann sagte leise: »In Liebe ausruhen.« Immer wenn die Schmerzen in der Folgezeit so heftig wurden, dass er seine Morphinpumpe betätigen musste, wiederholte er dazu seine Worte: »Ruhe in der Liebe aus, Ruhe in der Liebe aus.«

Und so ist es bei allen körperlichen oder seelischen Schmerzen: Wenn Sie allem Raum geben, kann sich etwas ändern. Wie die Dinge auch liegen mögen, weiten Sie einfach den Raum, erinnern Sie sich an die offene Weite; lassen Sie Leichtigkeit einkehren und mit ihr den Blick für die tatsächliche Größenordnung der Dinge. Diese Weitung ist die Tür zur Freiheit. Das große Herz ist Ihr wahres Zuhause.


ÜBUNG: Bereit sein für das liebende Bewusstsein
Erinnern Sie sich an eine Zeit, in der Sie ganz offen, weit und von Liebe erfüllt waren. Das kann während einer Bergwanderung gewesen sein, beim Blick in den sternenübersäten Nachthimmel oder nach der Geburt eines Kindes. Rufen Sie sich in Erinnerung, wie dieses ausgreifende Bewusstsein sich im Körper angefühlt hat und wie im Herzen. Lassen Sie innerlich Ruhe einkehren. Wie still das war, wie präsent Sie sein konnten.
Schließen Sie die Augen. Fühlen Sie genau diese Weite hier und jetzt. Entspannen Sie sich, um der Raum des liebenden Bewusstseins zu werden, der allem mit friedvollem, gewährendem Herzen Platz bietet – Sonnenschein, Gewitterwolken und Blitzen, Lob und Tadel, Gewinn und Verlust, Expansion und Kontraktion und einer Welt, die sich immer wieder neu hervorbringt – in Ihrem bergenden, friedvollen Herzen.

ÜBUNG: Weit wie der Himmel
Setzen Sie sich bequem hin. Lassen Sie den Körper zur Ruhe kommen und den Atem ganz natürlich sein. Schließen Sie die Augen. Atmen Sie ein paarmal tief ein und aus, wobei der ausströmende Atem sanft verklingen soll, bis Sie ganz still werden.
Wenden Sie Ihre Wahrnehmung jetzt vom Atem weg und den Umgebungsgeräuschen zu. Achten Sie darauf, ob sie laut oder leise, fern oder nah sind. Lauschen Sie nur. Merken Sie, wie alle Laute anklingen und dann spurlos verschwinden? Horchen Sie eine Weile ganz entspannt und offen hin.
Während Sie noch lauschen, stellen Sie sich vor oder nehmen Sie wahr, dass Ihr Bewusstsein nicht auf den Kopf beschränkt ist. Versuchen Sie zu spüren, dass Ihr Geist weit wie der Himmel wird – offen, klar und grenzenlos wie der Raum. Er hat kein Innen und kein Außen. Erlauben Sie dem Geist und seinem Bewusstsein, sich in alle Richtungen auszudehnen.
Lassen Sie die Geräusche in der Himmelsweite Ihres Geistes kommen und gehen. Entspannen Sie sich in dieser grenzenlosen Offenheit und lauschen Sie nur. Die Geräusche von nah und fern kommen und gehen wie Wolken am Himmel Ihres Bewusstseins. Sie ziehen spielerisch durch diese Weite, erscheinen und vergehen ohne Widerstand.
Achten Sie in dieser offenen Bewusstheit darauf, wie auch Gedanken und Bilder auftauchen und wieder verschwinden. Sie sind wie Wolken. Lassen Sie die Gedanken und Bilder kampf- und widerstandslos kommen und gehen. Angenehme und unangenehme Gedanken, Bilder, Worte und Gefühle tummeln sich ungehindert im Raum des Geistes. Probleme, Möglichkeiten, Freuden und Kümmernisse, sie kommen und gehen an diesem weiten, freien Himmel des Geistes.
Nach einer Weile wenden Sie diese alles umfassende Bewusstheit dem Körper zu. Sie nehmen seine Festigkeit wahr. Die Empfindungen des Körpers, des Atems, schweben durch den gleichen offenen Himmel und wandeln sich dabei. In dieser Wahrnehmung kann man den Körper als schwebende Zonen der Festigkeit und Weichheit, des Drucks oder Kribbelns im Raum des Geistes fühlen. Spüren Sie, dass der Atem sich selbst atmet wie ein Windhauch?
Lassen Sie all diese Erfahrungen wie Wolken sein. Der Atem geht seinen eigenen Gang. Empfindungen schweben dahin und verändern sich. Sie lassen alle Gedanken, Bilder, Gefühle und Geräusche am klaren, weiten Himmel des Bewusstseins ziehen, wie sie wollen.
Wenden Sie sich am Schluss dem Bewusstsein selbst zu. Es ist ein weiter Raum von natürlicher Klarheit und Transparenz, zeitlos und konfliktfrei. Er lässt alle Dinge zu, ist aber nicht von ihnen bestimmt. Das ist Ihre wahre Natur, offen und rein wie der Himmel. Kehren Sie dahin zurück. Vertrauen Sie darauf. Da ist Ihr Zuhause.

Auszug aus dem Buch „Wahre Freiheit“ mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Jack Kornfield führt uns mit diesem Buch durch Zeiten persönlicher Herausforderungen und Veränderungen, verwandelt uns und bringt unser erwachtes Herz in die Welt. Immer wieder berührt er mit seinen warmherzigen und lebensnahen Geschichten, mit denen sich jeder identifizieren kann. Er lädt ein zu einem aktiven Prozess mit zahlreichen Übungen zu Achtsamkeit und Selbstmitgefühl und bringt den Leser dazu, präsenter zu sein, mehr lieben zu können, einfach mehr mensch  selbst zu sein. Die Auflösung alter Ängste und Konflikte ist auf diesem Weg ein wichtiger Meilenstein. Jack Kornfield ist promovierter Psychologe und Psychotherapeut, war Mönch in Thailand, Burma und Indien und zählt zu den weltweit anerkannten Vermittlern von buddhistischem Gedankengut für den westlichen Alltag.
Buchtipp: Jack Kornfield: Wahre Freiheit. Der buddhistische Weg, in jedem Augenblick glücklich und geborgen zu sein. O.W. Barth, 2.2018, Hardcover mit Umschlag, 304 Seiten, 22,99 Euro, ISBN: 978-3426292822

Art. 202111 - Zapata - Zeit, statt Zeug
Zeit ... statt Zeug!  ... von Johanna Fröhlich Zapata
Ohne Burn-out durch die Feiertage
Alle Jahre wieder, kommt die Vorweihnachtszeit und die Mutter läuft zur Höchstform auf: Schon im November müssen tolle Ideen für die Adventskalender der Kinder her – am besten selbstgemacht, sinnvoll und nachhaltig. Das Nikolausgeschenk nicht vergessen. Und bis zum 24. Dezember wollen die Familienangehörigen ordentliche Geschenkideen für die Kinder mitgeteilt bekommen. Während der Adventskalender geduldig die Tage bis zum großen Fest zählt, muss Mutter noch die Weihnachtsbäckerei in Gang bringen, die Wohnung für das „entspannte“ Fest dekorieren und Weihnachtskarten für die liebe Verwandtschaft von Hand anfertigen. Meist sind in dieser Zeit die Mütter die Projektleiterinnen des Privaten.
Eine unfaire Verteilung der Fürsorge-Arbeit zwischen den Geschlechtern, auch Gender-Care-Gap genannt, ist oftmals die Ursache weiterer Unterschiede in der Gleichstellung von Frauen und Männern. So werden Frauen seltener befördert, bekommen weniger Gehalt für gleiche Arbeit und haben es nach Babyjahr und Teilzeit viel schwerer, eine Karriere hinzulegen, die sie, auch im Alter, finanziell absichert. Die Feminisierung von Altersarmut steigt.
Es ist Zeit für einen Perspektivwechsel: Zeit ist die neue Währung. Und wenn Frauen ihre Zeit weiterhin unhinterfragt in unbezahlte Fürsorge-Arbeit stecken, dann steht langfristig nicht nur ihre finanzielle Unabhängigkeit, sondern bei steigender Doppel-, und Dreifachbelastung in Lockdown-Situationen, auch die mentale Gesundheit auf dem Spiel.
Seit Corona ist die Lage für Frauen verrückter denn je. Als sei Kinderbetreuung einzig eine Frage physischer Präsenz, wurde einfach der Arbeitsplatz nach Hause verlagert. Es gibt Paare, die es geschafft haben, die Situation als Chance zu begreifen und die Kinderbetreuungs- und Arbeitszeiten so aufzuteilen, dass man von gleichberechtigter Elternschaft sprechen kann. Doch in den meisten Familien sind es wieder die Mütter, die sich um die „wichtigen Termine” der Väter herumorganisieren und abends und am Wochenende vor dem Rechner sitzen. Seien wir ehrlich: Homeoffice mit Kindern war eine Legende. Jetzt gehen wir dem Jahreswechsel entgegen und die Wahrheit ist wohl: Noch nie waren so viele Mütter am Rande ihrer Kräfte. Bei genauerem Hinsehen: Schon vor 2020 gab es ein Missverhältnis. Es wurde in der Krise nur besonders deutlich!

Mama will kein „Zurück zur Normalität“
Zurück zur Normalität wäre ein „Advent, Advent – die Mutter rennt“, wie wir es von jeher kennen. Die Frage ist, ob Mutter am Ende dieser Feiertage nach den letzten Monaten der Anspannung nicht auszubrennen droht. Das muss nicht sein! Ist das Fest der Liebe nicht der beste Anlass, um uns zu fragen, wie wir diese Liebe in Zukunft innerhalb der Familie gegenseitig zum Ausdruck bringen können? Wie können wir gemeinsam die Feiertage und den Alltag so gestalten, dass die mentale und körperliche Gesundheit der gesamten Familie gewährleistet ist? Dafür braucht es einen einfachen Richtungswechsel: Der Partner „hilft“ ab heute nicht mehr.
Hilfe bedeutet, dass die Frau für das Familienleben hauptverantwortlich ist. Und genau das muss sich ändern. Statt zu helfen, braucht es einen Partner, der schlicht seine 50 % der Familien-Aufgaben übernimmt! Wie das geht?

1. Aufgaben-Pakete schnüren und 50:50 untereinander aufteilen
Machen Sie es sich mit ihren Liebsten gemütlich, zünden Sie eine Kerze an und schreiben Sie in Ruhe auf, was Sie alles für das große Fest vorbereiten wollen. Lassen Sie kein To-do aus. Listen Sie jede Aufgabe bis ins kleinste Detail auf: Vom Bestücken der Adventskalender, über das Aussuchen der Rezepte für das Weihnachtsgebäck bis hin zur Besorgung aller Geschenke, Zutaten und Dekomaterialien – alles muss in die Liste aufgenommen werden. Nun wird sich mit dem Partner nach Möglichkeit alles als komplettes Aufgaben-Paket (mit all seinen Folgen) untereinander aufgeteilt.
Ganze Aufgaben-Pakete aufzuteilen kann dann in den Alltag im neuen Jahr Einzug finden. Ein gutes Thema für den Anfang sind die Brotboxen der Kinder. Auf den ersten Blick klingt „Brotdosen füllen“ ganz einfach. Aber da hängt ja dann auch mit dran, am Tag vorher zu checken, ob überhaupt Brot da ist, die Vorlieben der Kinder und die Regeln der Schulen oder Kitas zu kennen. Alles Dinge, die Sie dann aus Ihrer Agenda streichen können. Ist wunderbar und reduziert das „an alles denken müssen“.

2. Es braucht ein Dorf
Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen, heißt es so schön. Ich denke mit meinen Klientinnen gern an alternative Formen „traditionellen“ Zusammenlebens, weil gerade in der Kleinfamilie die Mental-Load-Falle besonders schnell zuschnappt.
Ich glaube, es braucht auch ein Dorf, um einem Kind ein Weihnachtsfest zu bereiten. Wenn man auch den Adventskalender und das Nikolausgeschenk bescheiden hält, kommt spätestens bei der Anfrage aus der Kita, das Weihnachtsbuffet in Absprache mit den anderen Eltern zu bestücken, jede noch so minimalistische Mutter ins Schwitzen. Warum nicht mal das Nikolausgeschenk und den Adventskalender an kinderlose Freunde oder Großeltern outsourcen. Sagen Sie den Verantwortlichen, dass sie gerne selbstbestimmt über alles entscheiden dürfen.

3. Minimaler Aufwand für maximalen Zauber: Eigene Rituale erfinden
Wie wäre es, dieses Jahr die fertigen Adventskalender zu kaufen, das Adventsgebäck beim Bäcker zu holen und Rotkohl aus dem Glas zu essen? Nur weil etwas immer so war, heißt es nicht, dass es so bleiben muss! Entwickeln Sie eigene Rituale, die Ihren Werten entsprechen. Nach diesem Jahr fällt die Konzentration aufs Wesentliche vielleicht einfacher als sonst, oder? Gemeinsam spielen, eine Kerze anzünden, Musik hören und ein eigenes Ritual erfinden. Rituale helfen auch bei der festlichen Aufgabenteilung: Je genauer die Familie weiß, was wann passiert und wer welche Aufgabe übernimmt, desto weniger muss erinnert, geschimpft und verlangt werden. Klare Strukturen, die sich dann immer wiederholen, gehen schnell in Fleisch und Blut über, auch wenn die konsequenten Ansagen am Anfang etwas anstrengend sind. Es lohnt sich aber, denn Strukturen sind der beste Weg, um aus der „Mama-meckert-immer-nur“-Rolle zu finden.

4. Zeit ... statt Zeug!
Nehmen Sie sich Zeit für sich in all dem Wir. Seien wir ehrlich – die Ansage „Ich bin jetzt mal raus“ klappt in den meisten Familien nur bedingt. Gerade Mütter, die einen Großteil der Care-Aufgaben übernehmen, können sich nur schwer aus der Verantwortung stehlen. Spätestens wenn das Kind fällt und eine Beule verarztet werden muss, kommt Mama aus der Badewanne gehüpft und ist wieder zur Stelle. Was hilft: Das Schiff mal kurz verlassen und rausgehen, auch wenn die Besatzung die Kapitänin nur ungern gehen lässt. Das Handy kann getrost mal zu Hause bleiben. Ohne ständige Whatsapp-Nachrichten kommt man viel entspannter durch die Auszeit und übersieht vielleicht einfach auch mal das ein oder andere To-do, das sich bis zum Abend schon in Luft aufgelöst hat. It´s magic!

Ich persönlich liebe Rituale. Ich habe in meiner katholischen Kindheit zur Adventszeit die Heiligen Drei Könige jeden Tag ein paar Millimeter Richtung Krippe geschoben. Ab dem 1.12. sind meine Zwillingsschwester und ich morgens zur Krippe gestürmt; an den Tagen vor dem 6. Januar mussten wir zusehen, dass diese drei Könige nicht übermütig würden, und zu früh im Stall aufkreuzten. Das war der Adventskalender meiner Kindheit; Training für eines meiner liebsten Gefühle: die Vorfreude. Heimeligkeit bei Stressarmut garantiert.

Johanna Fröhlich Zapata ist HP Psych, Medizinanthropologin und Gestalttherapeutin. Sie begleitet Frauen und Paare in einem Jahreskurs „Ohne Trennung zur gleichberechtigten Partnerschaft“. Ein solches Jahr umfasst eine Intensivsitzung im Monat inkl. Übungsaufgaben, persönlichen E-Mails, Leseempfehlungen, Begleitmaterial und kleinen Kostbarkeiten zwischen den Sitzungen. Freie Plätze ab April 2022. Anmeldung unter: johanna@alltagsfeminismus.de oder 0163-3673024. Weitere Infos: www.alltagsfeminismus.de. Neues Format Coach-Ausbildung unter www.Feministische-Coaching-Akademie.de


Art. 202111 - Devamata - Ritual
Ritual des Lebens ... Devamata
Von unserer Geburt bis hin zum Ende unserer Tage beschreibt unser Leben Zyklen. Wir entwickeln uns, in dem wir uns selbst immer wieder in rhythmischen Bahnen begegnen. In bestimmten wiederkehrenden Situationen spüren wir, dass wir gelassener reagieren können und souverän handeln. Auch unser Bewusstsein erwacht mehr und mehr, und damit öffnen sich Fenster in die Multidimensionalität des Universums hinein. Das scheint sehr komplex und unbegreiflich für uns und doch liegt allem eine Einfachheit zugrunde. Diese Einfachheit ist der direkte Kontakt zu uns selbst im Herzen. Dann wird alles still in uns und wir beginnen zu lauschen. Wir lauschen dem inneren Fluss unseres Lebens.

Hier beginnt das Ritual des Lebens. Es wird aus der Einfachheit geboren und es beschreibt unseren Lebensfluss. Wenn wir beginnen, Rituale wieder mehr Teil unserer Welt werden zu lassen, dann nehmen wir mehr bewusst Kontakt zu diesem inneren Fluss in uns auf.

Das Ritual des Lebens entsteht, wenn wir aus unserer Liebe heraus beginnen, das Leben zu fühlen und wahrzunehmen, wie wir die Dinge tun. Ich beobachte mich selbst dabei, wie ich mit meinen Kindern spreche, Auto fahre, die Menschen um mich beobachte.
In dieser modernen Welt sind wir mit so vielen starken Energieflüssen verbunden. Sie stürzen manchmal auch auf uns ein. Es wird uns bewusst, dass wir unsere eigene Kraft, unseren natürlichen Fluss manchmal kaum spüren können. Umso wichtiger ist es, bewusst den Kontakt zu meinem inneren Fluss aufzunehmen.

Ein Ritual kann eine direkte Brücke sein
Die Rituale bringen uns in Kontakt mit den natürlichen Kräften der Natur, des Wassers, der Erde, den Zyklen der Erde. Mit dem Ritual, dass wir für uns selbst machen können oder auch in einer Gruppe erleben können, verbinden wir uns mit unserem jeweiligen Zustand und wandeln ihn oder Teile davon. Wir werden uns bewusst, wo wir in unserem Lebensstrom stehen und können nächste Schritte einleiten, um ihn im Leben mehr integrieren zu können. Wir werden eins mit der Quelle des Lebens und spüren von hier aus, wie sich auch unsere emotionale Welt darauf ausrichtet.
Lauschen Sie in sich hinein. Legen Sie eine Hand auf ihr Herz-Chakra in der Mitte des Brustkorbs. Atmen Sie in ihr Herzzentrum tief und entspannt und spüren Sie diese Quelle in sich. Lassen Sie sich einen Moment Zeit, um dieser Quelle Raum zu geben. Sie werden still. Sie lauschen ihrer Liebe.
In diesem Zustand können Sie vielleicht spüren, welche Kraft ihnen gerade besonders fehlt, vielleicht die Ruhe der Erde, der Ausgleich des Wassers, die Stille etc. Spüren Sie für sich, wie Sie diesem Aspekt in ihrem Leben eine Tür öffnen können. Vielleicht durch ein einfaches Ritual. Lauschen Sie, welche Elemente Sie dafür brauchen. Seien Sie sich diesen Moment wert.

Ritual: Freude und Lebendigkeit aus dem Wasser schöpfen
Es kann im Freien an einer Quelle, einem Fluss oder See durchgeführt werden oder ganz einfach bei Ihnen zu Hause:
 Füllen Sie eine Schale mit Wasser.  Finden Sie einen bequemen Ort für sich selbst, verbinden Sie sich mit ihrem Herz-Chakra. Kommen Sie gut bei sich selbst an.  Halten Sie nun die Wasserschale vor ihr Herz-Chakra (oder verbinden sich vom Herzen mit dem Wasser der Natur vor Ihnen) und sprechen Sie nun aus Ihrer Liebe heraus so etwas wie: „Ich danke dir, Element Wasser, für die Lebendigkeit und Lebensfreude, die über dich nun zu mir fließt.“ Und stellen Sie die Schale vor sich hin.  Spüren Sie den energetischen Strom, der nun zu ihnen fließt. Öffnen Sie sich, um in Fülle zu empfangen.  Tauchen Sie Ihre Hände ins Wasser und berühren Sie damit Körperstellen, die besondere Kraft brauchen können. Lassen Sie immer mehr Freude aus dem Wasser aufsteigen, spüren Sie die leichte, spielerische Energie und öffnen Sie sich dafür, dass diese Energien in alle Lebensbereiche fließen können.  Wo ist mein Leben stagniert? Wo erlebe ich wenig Fluss, Blockaden ... im Körper? Überall da fließt nun die Lebensfreude ein. Irgendwann lässt der Strom nach.  Bedanken Sie sich beim Wasser. Wenden Sie sich Ihrem Leben mit Freude zu und folgen Sie dorthin, wo ihre Freude ist.

Devamata Britt Johannes arbeitet seit vielen Jahren als Therapeutin und Wegweiserin für Mensch und Landschaft. Sie lehrt in Seminaren weltweit und begleitet in Einzelsitzungen. Als Heilerin verbindet Sie die Menschen mit dem wahren Fluss ihrer Seele als zentrale Aufgabe in ihrem Leben.
Devamata stellt auf Ihrer Webseite hilfreiche Audio-Meditationen zur Verfügung, die in jeder Lebenslage unterstützend sein können: devamata.de/audios-fuer-dich

Art. 202111 - Baumgartner - Rolfing
Rolfing ... von Wolfgang Baumgartner
Strukturelle Integration bringt Körper und Seele ins Lot
„Seele und Körper, so meine ich, wirken aufeinander ein. Eine Veränderung des Seelenzustandes bringt eine Wandlung der Körpergestalt hervor, und umgekehrt führt eine Veränderung der Gestalt des Körpers zu einer verwandelten Verfassung der Seele.“ Aristoteles

Dr. Ida Rolf: „Der menschliche Körper entsteht und formt sich in der Schwerkraft. Dies war die grundlegende Beobachtung von Dr. Ida P. Rolf, die Begründerin der nach ihr benannten Rolfing-Behandlungsmethode. „Die Eine mag ihren verlorenen Kampf mit der Schwerkraft als Schmerz oder Verspannung im Rücken empfinden, ein anderer als die nicht schmeichelhafte Kontur seines Köpers, wieder ein anderer als andauernde Müdigkeit und noch jemand anderes als ständig bedrohliche Umwelt. Diejenigen, die über 40 sind, mögen es Alter nennen, all diese Signale können aber auch auf ein einzelnes, so hervorstehendes Problem in ihrer eigenen Struktur und der der anderen Menschen deuten, dass es ignoriert wurde: Sie sind außer Balance geraten. Sie sind alle im Konflikt mit der Schwerkraft.“

1920 promovierte Dr. Ida Rolf in Biochemie an der Columbia Universität in New York und widmete sich in Ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Forschung dem Bindegewebe (Faszien) im menschlichen Körper.
Ihre ausgedehnte Suche zur Lösung von Gesundheitsproblemen in der Familie führte sie dazu, viele Verfahren zu beobachten, wie z. B. Yoga, Osteopathie und Chiropraktik, die den Effekt von Struktur zur Funktion erforschten. Dies, zusammen mit Ihrer wissenschaftlichen Ausbildung, ihrem Drang zum Erforschen und ihrer Erfahrung der manuellen Behandlung führte sie zu einem Verstehen der strukturellen Ordnung im menschlichen Körper: Das Credo beim Rolfing: Wenn der Körper entsprechend befreit wird, kann die Energie der Schwerkraft hindurchfließen. Spontan heilt sich der Körper dann selbst.
Die Balance in der Schwerkraft ist nur durch eine ausgewogene Statik in der Körperstruktur möglich. Die einzelnen Segmente von der Seite her betrachtet: Kopf, Schultergürtel, Brustkorb, Becken, Ober-und Unterschenkel, Sprunggelenke der Füße sollten annähernd durch eine vertikale Achse verbunden sein. Stehen zum Beispiel Kopf und Nacken stark vor, so kommt es meist zu Verspannungen im oberen Rückenbereich, ein Hohlkreuz im Lendenwirbelbereich kompensiert den vorgestreckten Kopf, und das Becken kippt nach vorne. Eine anfangs vielleicht nur leichte Fehlhaltung prägt sich im Laufe der Jahre immer mehr aus und ist ganz deutlich verstärkt bei manchen älteren Menschen zu beobachten.
Dr. Ida Rolf entdeckte, dass das Bindegewebe – und hier vor allem die Myofaszien (Muskelbindegewebshäute) – dem Körper seine Gestalt verleiht, diese unterstützt und den Spannungszustand zwischen den einzelnen Körpersegmenten ausgleicht. Die Faszien bestimmen mit ihrer netzförmigen Anordnung die Stellung der Knochen und Muskeleinheiten zueinander. Durch eine bestimmte Art der Faziengewebemanipulation ist die menschliche Struktur sehr viel stärker veränderbar, als zuvor angenommen wurde. Mit Hilfe dieser Technik werden alte Verspannungen im Bindegewebe (Faszien) gelöst und die Körpersegmente in Richtung auf die erwähnte Idealstruktur hin korrigiert. Dies kann nur im Rahmen eines systematisch aufgebauten Ganzkörper-Prozesses gelingen. Jede Veränderung eines Segments baut auf die Integration der ganzen Struktur auf. Im Rahmen einer klassischen Behandlung mit 10 Sitzungen werden die Atmung und Bewegungsabläufe miteinbezogen. Die Behandlungen beziehen sich auf ein von Dr. Ida Rolf entworfenes Rezept, in dem die Sitzungen aufeinander aufbauen und in denen die menschliche Struktur bewusst gemacht wird. Im Grunde ist das Rolfing eine Bewusstmachung der eigenen Struktur und der Herbeiführung einer symmetrischen Anordnung der einzelnen Körpersegmente, um eine imaginäre zentral vertikale Körperachse.
Die erste Sitzung erweitert die Atemkapazität im Brustkorb und löst die Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich. Die zweite Sitzung widmet sich den Füßen und Beinen, um ein solides und zugleich bewegliches Fundament in der Körperstruktur zu schaffen. Die dritte Sitzung bezieht sich auf eine Verbindung von Sprunggelenk, Hüfte, Schultergürtel und Kopf in der aufrechten Haltung und löst erste Verspannungen im unteren Rückenbereich. Die vierte bis siebte Sitzung befasst sich mit der inneren Ausrichtung entlang einer zentralen Körperachse beim Becken, Bauch und der Wirbelsäule. Die Faszien der großen Bewegungsmuskeln werden dabei gelöst und die Bewegungsabläufe der tiefen Muskulatur hervorgehoben. In der achten, neunten und zehnten Sitzung wird die Integration und das Zusammenspiel der Körpersegment, beim Sitzen, Stehen und Bewegen behandelt. Die Sitzungen werden durch einfache Bewegungsübungen unterstützt und neue Gangmuster eingeübt.
Das Rolfing orientiert sich am idealen Gesundheitsmodell und ist ganz individuell auf die jeweilige Person und deren momentanen Zustand ausgerichtet. Nach einer erfolgreichen Behandlungen mit der Rolfing-Methode ist nicht nur der Körper sichtbar aufgerichtet, sondern auch die Psyche. Behandelte Menschen fühlen sich ausgeglichen und strahlen dieses Bewusstsein auch nach außen aus.

Wolfgang Baumgartner, Heilpraktiker und Advanced Rolfer, wurde am Dr. Ida Rolf Institute in Boulder, Colorado, USA mit Abschluss 1988 ausgebildet und arbeitet seit 1993 in freier Praxis in Berlin. Er unterrichtet (mit dem 7. Dan Aikido Tokyo) Kinder und Erwachsene in seinem Aikido Dojo in Berlin-Karow. Außerdem ist er Maler und Mitglied der Künstlergruppe Karow. Weitere Infos unter www.rolfing-baumgartner.de
Veranstaltungshinweis: Rolfing: Eine Einführung und Demonstration mit Wolfgang Baumgartner am 12. Nov. 2021, 18-20 Uhr, Naturheilpraxis am Arnimplatz, Schönfließer Straße 16, 10439 Berlin-Prenzlauer Berg. Die Teilnahme ist kostenlos. Informationen unter Tel. 01520 1927791, www.rolfing-baumgartner.de

Art. 202111 - Hagebutte
Heilpflanze: Hagebutte
Die Hagebutte ist ein wahrer Alleskönner unter den Heilpflanzen. Sie hilft gegen Erkältungen und Co, kann aber noch viel mehr als allgemein bekannt und lässt sich ganz einfach in der Küche verwenden.
Sie kennen vielleicht den Hagebuttensaft oder die leckere Hagebutten-Marmelade. Schon in der Küche der Großeltern spielte die Hagebutte eine große Rolle. Denn dass diese Frucht aus den weißen Blüten der Hundsrose eine enorm positive Wirkung auf die Gesundheit hat, ist längst verankertes Wissen. Tatsächlich ist die Frucht ein bewährtes Hausmittel gegen viele Krankheiten und spielt ebenso eine große Rolle in der Homöopathie. Die Perser kultivierten die Superfrucht schon vor tausenden Jahren ebenso im mittelalterlichen Europa.
Besonders mit ihrem ungewöhnlich hohen Vitamin-C-Gehalt kann die Hagebutte im Bereich der Gesundheit punkten. Nur die Acerola hat eine höhere Konzentration des lebenswichtigen Vitamins. Mit fast 1.500 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm Frucht können schon wenige Früchte den täglichen Bedarf dieses Vitamins decken. Manche Früchte erreichen einen Höchstwert von 3.000 Milligramm Vitamin C.
Wichtig zu wissen ist auch, wie die Frucht zu sich genommen wird. In kommerziellen Tees ist der Gehalt deutlich geringer als in frisch gepflückten Früchten oder in Hagebutten-Pulver. Weitere wertvolle Inhaltsstoffe sind die Vitamine B1, B2 und E.
Außerdem enthalten die Früchte  viele wertvolle Flavonoide, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie sind auch reich an Kalium und Kalzium. Ebenso reichlich enthalten ist das Carotinoid Lykopin, und genau das spielt eine wichtige Rolle bei den heilenden Wirkungen der Hagebutte.
Als Allrounder dient die Hagebutte z. B. zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Harnwegsinfekten und Arthrose. Besonders bei Zahnfleischbluten, rheumatischen Beschwerden und depressiven Verstimmungen verspricht die Hagebutte Milderung.
Auch wenn es keine nachweislichen Nebenwirkungen gibt, sollte man bei der Dosierung der Hagebutte vorsichtig sein. Eine übermäßige Zufuhr von Vitamin C kann Magen-Darm-Beschwerden und Durchfall verursachen. Außerdem kann, wie bei jedem anderen Lebensmittel auch, eine Allergie bestehen. Die Idee einer längerfristigen Hagebutten-Kur sollte mit dem Arzt besprochen werden.
Die Hagebutte sorgt für eine schönere Haut: Das liegt an dem sekundären Pflanzenstoff Galaktolipid, der bei dem Aufbau von neuem Kollagen beteiligt ist und Zellen zu einer schnellen Regeneration verhilft.
Desweiteren reguliert die Hagebutte die Talgproduktion und hilft der Haut, Flüssigkeiten besser aufzunehmen und zu speichern, wodurch die Haut glatter und frischer wirkt.
Ernten Sie die Hagebutte im Herbst an Sonnentagen. Bei Regentagen ist der Vitamin-C-Gehalt deutlich geringer. Die Reife der Früchte erkennt man an der deutlich roten Schale. Für die Zubereitung trennt man Schale und Kerne. (Hinweis: Handschuhe tragen, da die Kerne einen starken Juckreiz verursachen können.) Neben der Herstellung von Mus oder Saft eignet sich besonders die Herstellung von Pulver aus getrockneten Früchten, das den höchsten Nährstoff und Vitamingehalt enthält.

Rezepte:
Hagebuttenpulver selber machen für Mensch und auch für Tier: www.hagebuttenpulver.net/selber-machen/
Ein Rezeptvorschlag für die Herstellung von Hagebuttenmus: naturundfreiheit.de/wildpflanzen/hagebutten-rezepte-marmelade
Aus der Backküche Rezept für Hagebuttenschäumchen: canyouhearthewaves.com/2020/12/14/hagebuttenschaeumchen/

Der Heilpflanzentipp ist eine Initiative der Redaktion.

Art. 202111 - Bhagavad Gita
Leben in Harmonie
Wenn wir uns auf den Weg zu uns selbst machen, dann ist es gerade in dieser Zeit wichtig, uns wieder auf die ursprünglichen Grundlagen zu besinnen, die unser aller Leben ja erst möglich machen. Veny Bachmann stellt dazu einen der drei Kerntexte der Bhagavad-Gita vor:

Durch Mich ist dieses große All entfaltet;
Doch bin ich nicht für jeden offenbar.
Die Dinge sind in meiner Kraft gestaltet;
Sie sind in Mir, der ewig ist und war.
Doch sind sie nicht in meinem höchsten Wesen;
Frag’ nur dich selbst, was dies Geheimnis sei.
Mein Geist schafft alles, was ich auserlese,
Und dennoch bin ich stets von allem frei.

Wie sich die Lüfte frei im Baum bewegen,
Und doch der Raum beständig stille steht,
So kreist das Weltenheer dem Licht entgegen,
Doch bin ich nicht der Weltkreis, der sich dreht.

Stets, wenn der Kreislauf eines Kalpas endet,
Geht die Natur in ihren Ursprung ein;
Wenn meine Macht das Schöpfungswort entsendet,
Tritt die Erscheinungswelt ins neue Sein.

Und meine Kraft, die im Geheimen waltet,
Gibt der Natur von Neuem ihren Lauf;
Durch meinen Willen wird das All entfaltet,
Und neue Daseinsformen treten auf.

Doch bin ich nicht durch dieses Werk gebunden,
Und frei von allem Wünschen oder Tun;
Wohl schafft mein Geist das Werk zu allen Stunden,
Doch hindert mich nichts, stets in mir selbst zu ruh‘n.

Mein Geist ist das Gesetz, durch dessen Stärke
Ein jedes Ding verschwindet und entsteht.
So schafft in der Natur mein Geist die Werke;
Dies ist der Grund, weshalb die Welt sich dreht.

(Originaltext der Bhagavad-Gita) Übersetzung um 1898 von Dr. Franz Hartmann, einem führenden Theosophen des 19. Jahrhunderts

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