Artikel aus der aktuellen Ausgabe
Aktuell
ARTIKEL aus der Ausgabe März/April 2025
- Subjektivität. Vertraue deiner eigenen Wahrnehmung …von Wolf Sugata Schneider
- DETOX – Die Entgiftung des Verstandes … von Karin Karina Gerlach
- Das Theaterbühnen-Ritual ... von Peter Maier
- Meistere dein Leben! … Bianka Seidl
- Tiefenpsychologische Hypnotherapie … Michael Hühn
- Erhörte Gebete … Paramahansa Yogananda
- Ohne Leid keine Resilienz ... von Nady Mirian
- Schlafprobleme … von Barbara Simonsohn
Subjektivität. Vertraue deiner eigenen Wahrnehmung …von Wolf Sugata Schneider
Wenn ich in die Medien schaue, um einen Eindruck vom Zeitgeist und der Stimmung in der Bevölkerung zu bekommen, finde ich dort Unsicherheit, Enttäuschung, Mutlosigkeit und Verwirrtheit ob der vielen, einander widersprechenden Quellen. Manchmal auch Wut, Trotz und ein verbissenes Festhalten an zweifelhaften Glaubensvorstellungen.
Auch in meinem persönlichen Nahraum schwankt die Stimmung zwischen enttäuscht und nur noch verhalten optimistisch. Viele fragen sich: Wohin driften die deutsche, europäische und die Weltzivilisation gerade, bei all der Zerstörung innen und außen, Natur und Psyche gleichermaßen betreffend? Welchen Nachrichten können wir noch glauben, angesichts von Fake-News, KI und über- wie unterschwelliger Manipulation?
Das wirft in mir die alten philosophischen Fragen auf: Was ist wahr? Was ist wirklich der Fall? Gibt es eine objektive Wirklichkeit, die wir herausfinden können, und was hat meine subjektive Wahrnehmung damit zu tun? Ist die egal, irrelevant, vielleicht sogar eine Täuschung, weil sie eben "nur subjektiv" ist? Wer kann schon mit der Expertise der Wissenschaft und all der anderen mithalten, die sich für so klug und objektiv halten, weil sie doch so viel mehr wissen als ich?
Die empirische Wissenschaft
Ich helfe mir mit folgenden Überlegungen aus diesem Dilemma:
1. Die empirische Wissenschaft ist eine gute Methode, um herauszufinden, was der Fall ist. Vor allem dann, wenn sie ohne Scheuklappen vorgeht. Wissenschaftler sind ja auch nur Menschen. Sie sollten sich wenigstens nicht von ihren Auftraggebern beeinflussen lassen, die sie finanzieren, was das Ergebnis ihrer Forschungen anbelangt. Schön wäre es, wenn sie sich auch in der Themenwahl nicht beeinflussen ließen - das sage ich im Bewusstsein, dass es mehr als hundert Mal mehr militärische Forschung gibt als Friedensforschung. Frustrierend finde ich zudem, dass auch die empirische Grundlagenforschung nicht zu einem endgültigen Ergebnis kommt. Alles, was sie herausfindet, gilt nur so lange, bis es durch ein weiteres Ergebnis widerlegt wird.
Verstehen und missverstehen
2. Auch Wissenschaftler sind Subjekte, die unter Umständen mit Tunnelblick auf die Welt schauen. Sie vermitteln ihre Forschungsergebnisse durch Sprache, die je nach Konditionierung des Empfängers, mal so, mal so verstanden wird. Umso mehr gilt das für Politiker, die sich in der Regel viel weniger der faktischen Wahrheit verpflichtet fühlen als Wissenschaftler, auch weil sie in noch höherem Maße Machtverhältnissen unterworfen sind.
Gesehen-werden verändert ein Objekt
Auf Einsteins Relativitätstheorie folgte Anfang des 20. Jahrhunderts die Quantenmechanik von Heisenberg und anderen. Sie stellte die Behauptung einer vom Subjekt unabhängigen Beobachtung des Objektiven noch tiefer in Frage, als die Philosophie es je getan hatte. Gemäß Heisenbergs Unschärfe-Relation etwa lassen sich Impuls und Ort eines Elementarteilchens nicht gleichzeitig präzise feststellen. Jenseits des Nano-Bereichs ist diese Ungenauigkeit allerdings vernachlässigbar. Nicht so im Zwischenmenschlichen. Da wussten wir schon lange vor Heisenberg, dass, wenn ich einen Menschen beobachte, es diesen verändert.
ntersubjektive Wahrheiten
Auch im Sozialen gilt das. Die Beobachtung meines Gartens durch Google Earth verändert diesen zwar nicht wesentlich. Die Beschreibung einer lebenden Person oder politischen Bewegung in der Wikipedia hat jedoch starken Einfluss auf diese. Bei intersubjektiven Wahrheiten wie dem Wert von Geld oder der Realität politischer Grenzen ist es sogar so, dass sie nur dann gelten, wenn ausreichend viele Menschen diese Fiktionen für wahr halten. So wie in Hans Christian Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern.
Wie Philosophie und Wissenschaft das komplexe Gefüge für darstellbar halten, das wir "die Welt" nennen, kann uns fremd anmuten. In unserem Alltag sind wir eher vom Common sense bestimmt. Zum Beispiel von Sätzen wie: "Objektiv ist das so, auch wenn du subjektiv ganz anderer Ansicht sein magst." Solche Sätze entwerten das Subjektive zum "bloß Subjektiven". Manchmal kollabiert dabei das Selbstbewusstsein des so angesprochenen Subjektes. Oder es trotzt diesem Angriff mit einer erhöhten Dosis Rechthaberei: "Nein! ICH WEISS, dass das objektiv so ist!"
What is it like to be a bat?
Dem gegenüber stehen Philosophen wie Thomas Nagel, der mit seinem Buch "What is it like to be a bat?" (Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?) 1974 großes Aufsehen erregte. Seine Behauptung ist, unsere eigene mentale Aktivität sei das Einzige, was wir nicht bezweifeln könnten.
Ich möchte das umformulieren: Das Einzige, was wir nicht bezweifeln können, ist unsere Subjektivität. Wir können bezweifeln, WAS wir da gerade wahrnehmen, aber nicht DASS wir etwas wahrnehmen. Wir sehen fühlen und träumen etwas, das vielleicht nicht der Fall ist. Dass wir diese Visionen, Träume und Gefühle haben, das jedoch können wir nicht bezweifeln.
Unsere Subjektivität ist, in Ken Wilbers Worten (z. B. in Finding Radical Wholeness) sowohl unbezweifelbar wie unerreichbar. Sie ist das Absolute. Wenn wir in der Gewissheit dieser Absolutheit angekommen sind, dann sind wir auf unserer Selbsterkenntnisreise angekommen.
Objektivität ist zweifelhaft
Objektivität hingegen ist relativ. Sie kann und sollte bezweifelt werden. Sie zu bezweifeln ist der Job von Wissenschaft, investigativem Journalismus und auch uns Alltagsmenschen, die wir der objektiven Welt mit Skepsis begegnen sollten, wie schon Buddha riet:
"Geht nicht nach Hörensagen, Überlieferungen, Tagesmeinungen, der Autorität heiliger Schriften, bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen" (zitiert nach Anguttara Nikara, 3-66), sondern erkennt selber.
"Zeugesein"
Das Bewusstsein der Absolutheit des Subjektiven wird in den spirituellen Praktiken "Zeugesein" genannt: be a witness. Was auch immer gerade in deiner Außen- oder Innenwelt geschieht, sei dessen gewahr! Es geht vorüber. Was bleibt, ist nur, dass du ein wahrnehmendes Subjekt bist.
Sinnlichkeit ist so gesehen nicht etwa der Gegenspieler von Transzendenz, wie das im Christentum oft befürchtet und in der Figur des Teufels personifiziert wurde. Eher ist das Gegenteil der Fall: Wenn Sinnlichkeit im Hier und Jetzt bewusst erfahren wird, ist sie der direkte Bezug zu … Gott - verstanden als nur ein anderer, nämlich personaler Begriff für das Ganze, in das wir - unerreichbar und unvermeidbar - immer schon eingebunden und geborgen sind.
Heike Pourian: Nimm wieder wahr!
Die Kontaktimpro-Tänzerin und Wandelforscherin Heike Pourian macht dies zum Zentrum ihrer Arbeit. Mit ihrem Buch "Wenn wir wieder wahrnehmen" postuliert sie, dass "dem Sinnlichen, Genussvollen und Spielerischen unsere größte politische Kraft innewohnt" und wir so wieder Mut schöpfen und Ohnmachtsgefühle überwinden. Aus dem tiefen Tal der Trauer über das aktuelle politische Geschehen können wir auftauchen und wieder dem Leben und unserer Lebendigkeit vertrauen.
Sich schütteln und rückverbinden
Auch Ilan Stephanies Schüttelpraxis kann dabei helfen. Ebenso Johanna Macys Weg der Rückverbindung mit der Natur. Oder Andreas Webers poetische Naturmystik, die er in seinem Buch "Essbar sein" beschreibt.
Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. 1985-2015. Hrsg. der Zeitschrift Connection. Autor von »Sei dir selbst ein Witz« (2022). www.connection.de, www.bewusstseinserheiterung.info, www.ankommen.website
Hinweis zum Artikelbild: © IRStone – AdobeStock
DETOX – Die Entgiftung des Verstandes … von Karin Karina Gerlach
Glaubenssätze - Das unbewusste Gift
Gegenwärtig wird viel von Glaubenssätzen gesprochen. Doch das Wissen, was sie wirklich sind, wo sie herkommen, welchen Schaden sie anrichten, und dass eine Auflösung durch die Existenz der göttlichen Liebe bereits geschieht, ist oft unbewusst. Erst im erwachten Bewusstsein ist klar, dass es niemanden gibt, der Glaubenssätze hat oder nicht hat. Glaubenssätze geschehen. Hier und jetzt kommen sie von der Quelle, die Gott oder der vollkommene Geist ist. Aus ihnen besteht die Welt, wie sie ist. Aufgrund der ewigen Anwesenheit des göttlichen Geistes ist sie unzerstörbar. In SEINER irdischen Inkarnation wirkt ER unbewusst als die Kraft der Liebe im Menschen, wodurch die körperliche Welt einem steten Wandel unterliegt, jedoch nicht untergehen kann. Ihr ewiger Anfang ist die angenommene Trennung durch den Angst-besetzten Ich-Verstand. Der Glaube, dass ich eine von Gott, der Welt und den Menschen getrennte körperliche Person bin, ist der Grund-Glaubenssatz. Er kann vom denkenden Menschen nicht als Glaubenssatz erkannt werden, weil der Verstand selbst aus Glaubenssätzen besteht. Die vollkommene geistige Urkraft produziert durch den Trennungs-Gedanken "Ich" in diesem Moment der Anhaftung am Ich-Verstand die körperliche Erscheinung. Im angenommenen Körper ist SEINE Ur-Energie als Liebe und Angst gebunden. Liebe ist die Lebenskraft, die den angenommenen Körper bewegt. Die Schwerkraft sorgt dafür, dass der sogenannte Körper in der richtigen Zeit zur Quelle zurückgeführt wird. Persönliche Angst-Gedanken können den einzigartigen Ausdruck der Liebe einschränken. Sie sind das unbewusste Gift, das wiederholt physischen oder psychischen Schmerz produzieren kann. Die nicht als göttlicher Impuls an-erkannte Angst ist das menschliche Ur-Trauma.
Glaubenssätze sind Angst-Gedanken. Ungeprüft sind sie die Ursache für den Teufelskreis des Leidens.
Das Gegengift. Bewusstsein. Geheimnisvolle Spiegelung. Liebe
Statt das zu wiederholen, was andere denken und damit den Ur-Schmerz der Trennung fortzusetzen und ihn damit weiter zu übertragen, ist es für jeden Menschen möglich, sich durch innere Einkehr mit der Quelle, seinem Ursprung zu verbinden. Diese Verbindung ist nie verloren gegangen. Der heilige Pfad der Umkehr zur göttlichen Quelle ist die bewusste Anerkennung der Spiegelung. Es ist die ultimative Heilung von der Vorstellung, dass ich getrennt bin. Das ist ein mysteriöses Erwachen im inneren Frieden. Hier und jetzt, wo die Trennung als Illusion durchschaut ist, gibt es nichts als liebevolles GewahrSein. Liebe ist die heilsame Kraft. Geborgenheit in sich selbst, Mitgefühl, Herz-Kontakt und bedingungslose Dankbarkeit sind Wesens-Eigenschaften des sich selbst bewussten Menschen. Dies ist die absolute Klarheit, dass alles da ist, was zum Leben gebraucht wird. Es ist Freiheit, mit dem zu fließen, was ist.
Der Einklang. Das Erwachen der kosmischen Harmonie
Die Rückkehr zur Quelle ist durch die Anerkennung der Spiegelung für jeden Menschen möglich, denn nichts ist voneinander getrennt. Diese heilsame Verfahrensweise folgt in ihrer frappierenden Einfachheit der Lehre der Nichtdualität, des Advaita vedanta "Ellam ondre" - Alles ist eins. Sie ist gleichermaßen der Einklang mit der Weisheits-Symbolik des Enneagramms als Spiegel der Vollkommenheit des Bewusstseins. Hier und jetzt ist dies auch im Einklang mit dem Sokratischen Dialog, der die Selbst-Überprüfung des Ich-Verstandes ist, und auch mit der "Kritik der Vernunft" des Immanuel Kant. Die Überprüfung und die Umkehrung von schmerzlichen Angst-Gedanken, in der Welt als "The Work of Byron Katie" bekannt, ist Bestandteil dieser heilsamen Spiegel-Arbeit. In dieser spirituellen Praxis offenbart sich selbst im Bewusstsein, was beispielsweise Stephen Hawking in aufwendiger mentaler Rechenarbeit herausgefunden hat: Das Wissen um die Unendlichkeit. Die Schöpfung hat keinen Anfang und kein Ende und DAS was ICH BIN, ist nicht davon getrennt. Das erwachte Bewusstsein ist der Einklang. ES IST die kosmische Harmonie der Ewigkeit. Hier und jetzt ist der angenommene Körper durch Freude und Dankbarkeit befriedet. Er vollendet in Frieden seine Bewegung auf der Erde. Ist es das Bewusstsein "Stephen Hawking", der als Körper 75 Jahre alt wurde, obwohl Ärzte aufgrund der Diagnose seiner Krankheit nur noch zwei Lebensjahre vorausgesagt haben?
Wo Liebe ist, gibt es keine Trennung. Liebe ist die Strahlung des Geistes, der allen Wesen und Dingen zugrunde liegt.
Die persönliche Entgiftung
Nach einer dreieinhalb jährigen Praxis der Umkehr verlieren sich Angst-Gedanken im Bewusstsein. Liebe durchdringt die Körper-Zellen. Die überraschende Konsequenz ist: das spannungsgeladene Körpersystem hat sich neu ausgerichtet. Ich könnte es eine Wunder-Heilung nennen. Die Schilddrüse ist gesundet. Die fast täglichen Migräne-Kopfschmerzen sind verschwunden. Rückenschmerzen sind nur noch ein Gedanke. Hämorrhoiden sind verschwunden. Nichts davon habe ich angestrebt, und ich habe das nicht erwartet. Was für eine Gnade. Das Wohlgefühl ist das Geschenk der Präsenz einer göttlichen Kraft. So bin ich eins mit Albert Einstein: "Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle." Ja. Es ist das Gewahrsein der Liebe, die ich bin. Es ist eine geheimnisvolle, grundlose Freude des Wissens um das Ganze, das der Verstand weder erklären noch beschreiben kann. Es ist das Mysterium einer Strahlung, die über den persönlichen Tellerrand hinaus bis in die Tiefe des Universums strahlt. Diese ungewöhnliche Freude enthält die Offenbarung des Ewigkeits-Bewusstseins.
Die Offenbarungen der Freiheit kann nicht als eine Lehre übertragen werden. Sie sind in jedem selbst bewiesen.
Ursachenforschung
Der menschliche Grund-Glaubenssatz "Ich bin getrennt" erzeugt im selben Moment des Glaubens die schmerz-besetzte Körper-Ich-Identität. Es ist der Schmerz-Körper. Schmerz ist nicht immer bewusst, weil die göttliche Liebe, die ein Spiegel des Bewusstseins auf der Erde ist, ebenso wirksam ist. Ohne das geheimnisvolle Wissen, dass sich hinter einer schmerzlichen Verletzung die oft unbewusste Angst vor dem Tod verbirgt und Angst gleichermaßen ein Signal des Bewusstseins ist, mit dem zu sein, was ist, ohne den Zustand zu bewerten, will der Mensch den Schmerz nicht haben. Der Verstand ist auf eine Veränderung im positiven Sinne ausgerichtet, obwohl Veränderung bereits geschieht. Ausgerichtet auf eine Besserung im persönlichen Sinn bleibt ihm das verborgen. Automatisch sucht er die Ursache von Krankheit und emotionalen Beschwerden im Körperlichen und/oder in äußeren Einflüssen, um die Situation zu kontrollieren.
In diesem Fall der unbewussten Körper-Fixierung ist dies die Suche nach einem "Täter", der das Körperliche bedroht. Hier und jetzt bezieht sich Erkenntnis und Heilung auf die Beruhigung von schmerzlichen Symptomen, was auf körperliche Sicherheit und auf ein besseres Wohlgefühl ausgerichtet ist. In der Suche nach Ursachen von Krankheits-Bildern und in der Suche nach Strategien ihrer Bekämpfung profilieren sich viele wissenschaftliche Bereiche. Es zeigt sich immer wieder, dass Aktionen, die auf eine Verbesserung ausgerichtet sind, das Gift sogenannter Nebenwirkungen in sich tragen. Denn die Todes-Angst als das menschliche Ur-Trauma lässt sich nicht besiegen.
Der Wunsch nach Heilung und emotionaler Gesundheit geht oft einher mit stressvollen diktatorischen Erwartungen, dass sich bestimmte Verhaltensweisen anderer Menschen, die Haltung anderer Länder und/oder Konzerne ändern müssen, damit ich als körperlicher Mensch gesund bleibe, mich sicher und wohl fühle. Sowohl angst-aggressive Schuld-Zuweisungen gegenüber anderen, dass sie für meine Beschwerden verantwortlich sind, als auch Schuldzuweisungen in Bezug auf mich selbst, als hätte ich selbst die Krankheit durch falsches Verhalten verursacht, durchdringen unser Alltagsdenken. Zu den Strategien der Kompensation von Angst-Gedanken gehören auch alternative Konzepte wie beispielsweise die gewaltfreie Kommunikation, Friedensmeditationen, Versöhnungskonzepte, Familienaufstellung, Täter-Opfer Ausgleich usw.
Angst ist das Gift, das das natürliche Körpersystem in Unruhe bringt. Es ist die Ursache für Ungleichgewicht, für schmerzliche Symptome, für Beziehungs-Störungen und für den Krieg in der Welt. Angst ist die Ursache für die unersättliche menschliche Gier und damit für Stress, der "Leib und Seele" vergiftet.
Die vom Wesen her unbegründete Existenz-Angst ist verantwortlich für den Raubbau am eigenen Körper und für die Ausbeutung der Natur und ihrer Ressourcen.
Hinter jeder Angst verbirgt sich Todesangst
Mir fehlt etwas - Ist das wahr?
Der in Glaubenssätzen involvierte Mensch ist der bedürftige Mensch. Ohne die Wahrheit, die ICH BIN, zu erkennen, äußert sich diese mentale Bedürftigkeit als physischer Hunger, in dem die Todes-Angst besonders deutlich ins Bewusstsein rückt. Obwohl physische sowie die geistige Nahrung der Spiegelung immer verfügbar ist, sucht der Mensch die Erfüllung auf persönliche Weise, um die Todes-Angst zu verdrängen. Im schwarzen Loch der Angst, nicht genug und alles möglichst preiswert zu bekommen, werden landwirtschaftliche Äcker und Wälder ausgebeutet. Substanzen wie Pestizide, Fungizide und Herbizide schaden der Mutter Erde und dem Menschen. Diese Substanzen sind Spiegel-Splitter der in die Welt projizierten Angst. Was hinaus projiziert wird, kehrt im selben Moment zurück. Ohne den inneren Kontakt zum existierenden Bewusstsein gibt es kein Entkommen aus dem geistigen Loch der Angst. Es ist also in jedem Moment möglich in die Angst hinein zu sterben und die göttliche Quelle zu genießen.
Permakultur und die Verletzung der Einheit
Ist die Einheit durch den schmerzlichen Trennungs-Gedanken "Ich" verletzt, ist das Naturgesetz der Permakultur ebenso verletzt. Es sieht so aus, dass die menschliche Gier nach körperlicher Sättigung und Wohlbehagen die natürliche Regeneration der Erde verhindert. Doch dem ist nicht so. Die Regeneration passiert von selbst in SEINEM körperlichen Spiegel durch das ewig wirksame Gesetz von Geburt und Tod. Arten sterben, neue Arten entstehen. Das ökologische Gleichgewicht ordnet sich von selbst immer wieder. Der Leser, der von der Unsterblichkeit des Körperlichen hört, mag bedenken, dass sich in seiner persönlichen Gier die Ur-Angst verbirgt, die eine schädliche Wirkung auf den Körper besitzt, wodurch er sich selbst schadet.
Die Nahrungsmittel-Industrie soll Wohlstand und Wohlgefühl verbessern, doch das ist eine Illusion. Gier ist der Trieb der persönlichen Selbst-Zerstörung. Die mit den Schadstoffen der Angst besetzten Nahrungsmittel können den Tod durch Krankheit auf schmerzliche Weise befeuern. Die Entwicklung von gesunden Nahrungsmittel-Konzepten soll dem entgegenwirken. Das ist richtig. Doch im Glauben, ein getrenntes, bedürftiges Wesen zu sein, enthält auch die "gesündeste" Nahrung den unbewussten Schadstoff der Angst.
Es ist also nicht die Nahrung, die krank machen kann, sondern es ist die Angst um das körperliche Überleben. Doch was sterben soll, stirbt sowieso.
Hier gibt es nur einen einzigen Ausweg und das ist die Versöhnung mit dem Tod. Es ist möglich, dass der Körper in Frieden stirbt, mit oder ohne sogenannte Schadstoffe.
Todesangst - Das manifestierte Gift - Die globale Verteilung
Nicht nur die Gifte in der Nahrung sind manifestierte Angst-Gedanken. Das Gift der Angst kann sich auch auf Pollen, Bakterien, Viren und andere sogenannte Krankheitserreger projizieren. So Gott will, projiziert es sich auch als Elektrosmog oder Feinstaub, als Chemtrails, um einige Beispiele zu nennen. Doch nicht in jedem Körper verursacht es einen Schaden. Angst-Gedanken projizieren sich rund um den Globus als Feindbild in andere Menschen und in die Materie hinein. Angst ist der ursächlich unbewusste Erreger von allem, was der Verstand als schädlich, gefährlich, falsch oder böse einstuft. Das Panik-Wesen des Körper-Ich-Verstandes produziert sie gemäß des göttlichen Plans in der richtigen Verteilung. Der Kreislauf der Angst-Moleküle bewegt sich rund um den gesamten Globus manchmal als Panikwellen. Es sind hysterische Ausbrüche von Angst. Sie erzeugen Epidemien und Pandemien. Es ist die dem Angst-Verstand nicht bewusste Wirkung der Umkehr zur Quelle. Denn, was sich körperlich festgesetzt hat, muss wieder sterben. Es ist die Heimkehr des Menschen ins Licht-Bewusstsein. DAS Liebes-Ereignis ist hier und jetzt möglich. Dazu muss der Körper nicht erst sterben.
Körper, Geist und Bewusstsein
Das wahre Wesen, das ICH BIN, ist von geistiger Natur. ES ist in den Glaubenssätzen gebunden. ES ist in der Ego-Struktur des Haben-Wollens schmerzlich gefangen, was eine Körper-Identität und körperliche Bedürfnisse suggeriert. Es ist die unbewusste Körper-Fixierung, die dem Körper selbst schadet. Doch der Geist ist ewig. Die Umkehrungen der Glaubenssätze sind Spiegel des Bewusstseins. Sie besitzen eine heilsame Potenz. Es ist der stets von sich selbst gedanklich wegstrebende Mensch, der das nicht bemerkt.
Namen der Gifte
Der Körper hat Bedürfnisse ... Ich brauche Erfolg, Anerkennung, Liebe ... Es ist möglich, zu versagen ... Ich bin nicht gut genug ... Ich bin wertlos, wenn ich nicht genug Leistung bringe ... Ich muss besser sein als andere ... Ich muss schneller sein, als ich bin ... Ich will dazu gehören. Ich will nicht dazu gehören ... Ich brauche eine Partnerschaft, um wertvoll oder nicht falsch zu sein ... Mir fehlt etwas ... Ich brauche es, wie ich es will ... Wenn ich machen kann, was ich will, bin ich frei ... Ich brauche das, was andere haben ... Mit mir/meinem Körper stimmt etwas nicht ... Der Wert meines Seins hängt vom Geld ab, vom Alter, vom Aussehen, vom Geschlecht, von der Form meines Körpers u.s.w. ... Ich bin mehr wert, wenn ich Hilfe gebe, als wenn ich Hilfe bekomme ... Ich brauche Bestätigung, Bewunderung ... Ich brauche Frieden, Freiheit, Liebe ... Ich bin ein soziales Wesen. Ich brauche eine Familie ... Ich brauche Schutz und Sicherheit ... Ich brauche Nahrung, um zu leben ... Etwas Schreckliches kann passieren ... Das Leben hat einen Sinn.
Die spirituelle Praxis
Angst als dringlichen Hinweis, das höchste geistige Gesetz der Spiegelung anzuerkennen, ist der goldene Schlüssel zur Heilung von Stress-Gedanken. Es ist die ultimative Entgiftung.
Karin Karina Gerlach -Mayakarina- ist Physikerin, Mystikerin. Spirituelle Lehrerin seit 2002, Autorin und monatlich im Live Chat bei Jetzt-TV. Kontakt unter ger.lach@gmx.de. Außerdem ist sie Gründerin der „Geistreich Bewusstseinsschule“. Infos unter www.geistreich-sein.de. Sie veröffentlicht: „Heilige Verse und heilige Texte, die dem Erwachen dienen“ www.umkehrkurs.de
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Das Theaterbühnen-Ritual als Methode zur Angstbewältigung ... von Peter Maier
Die Methode von Dr. Brode
Die Psycho-Onkologin Dr. Brode hat schon mehr als 3000 Patienten seelisch dabei begleitet, mit dem Schock einer Krebsdiagnose, sowie mit den "harten" schulmedizinischen Maßnahmen wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie besser umzugehen lernen. Dabei hat sie ein ganz spezielles Ritual entwickelt, das den Namen "Mein Inneres Theater" trägt. Zu finden ist dieses in ihrem Buch "Angst als Chance". Den Sinn ihres Rituals sieht Frau Dr. Brode im besseren Kennenlernen der (inneren) Hauptakteure im Leben der Patienten, um so Alternativen, Wahlmöglichkeiten und Auswege in ihrer psychisch belastenden Situation zu finden.
Um dieses Theaterbühnen-Ritual konkret durchzuführen, empfiehlt Frau Dr. Brode zunächst, sich einen ruhigen, ungestörten Platz etwa im Wohnzimmer zu suchen, sich danach sitzend mit ein paar Atemzügen bewusst in die Entspannung zu bringen und dabei den Atem eine kleine Weile zu beobachten, um auf diese Weise aus dem sonst üblichen Gedankenstrom zu kommen.
Nun kann man sich einen abgedunkelten Theatersaal mit hell erleuchteter Bühne vorstellen, hinter deren Vorhang die "Schauspieler" bereitstehen, um nach dem Aufrufen vorzutreten. Diese können eigene Teilpersönlichkeiten, Archetypen oder personifizierte Emotionen darstellen. Sie können aber ebenso tatsächlich lebende oder schon gestorbene Personen sein. Frau Dr. Brode hat dieses Ritual schon oftmals mit Klienten durchgeführt. Das Erstaunliche dabei war, dass in der Regel tatsächlich "Figuren" die innere Bühne betreten haben, sobald die Klienten nach ihnen gerufen hatten, ohne jedoch vorher zu wissen, wer da aus dem Vorhang hervorkommen würde. Dazu sagt Frau Dr. Brode:
"Lass dir Zeit und warte, dass eine Person heraustritt. Lasse deine Intuition sprechen - versuche nicht, vorgefertigte oder erwartete Bilder zu sehen. Manchmal kommt auch niemand oder jemand gänzlich Unerwartetes. Schau dir die Person genau an. Mit der Zeit wird das Bild immer deutlicher... Nimm an, was immer als Bild auftaucht, auch wenn es gar nicht zu passen scheint, es dir erst einmal noch gar nicht verständlich ist."
Durch die veränderte Grundhaltung vieler Onkologie-Patienten, die oftmals erst durch die erlebte Krise wieder für ihre emotionale, intuitive und magische Seite offen geworden sind, sowie durch die vorausgehende Entspannungsübung geraten viele Klienten in den Alphazustand, der sonst im geschäftigen Treiben des stressigen Alltags höchstens kurz beim Aufwachen möglich ist. In diesem Zustand aber ist es nicht mehr verwunderlich, wenn meistens tatsächlich "Figuren" hinter dem Vorhang auftauchen und auf die beleuchtete Theaterbühne vortreten. Es sollte jedoch immer jeweils nur eine solche Person erscheinen. Dieser sollte man dann nacheinander die folgenden Fragen stellen:
1. Was willst du?
2. Was brauchst du wirklich?
3. Frage dich: Was hindert mich, dir das zu geben, was du wirklich brauchst?
4. Frage wieder die aufgetauchte Person: Was gibst du mir? Was ist dein Geschenk, dein Potential?
Frau Dr. Brode empfiehlt, sich die Antworten der Personen zu notieren, die im rechtshirnigen Alphazustand sehr wohl zu "hören" sind. Auf diese Weise kann man wertvolle (Seelen)Informationen bekommen, auf die man sonst in der üblichen rationalen Vorstellungswelt nie stoßen würde. Die Psychologin regt anschließend an, nach dem "Gegenspieler" der ersten Figur zu rufen. Der nun auftauchenden Person sollte man ebenfalls die gleichen vier Fragen stellen wie der ersten und sich auch deren Antworten notieren.
In einem anschließenden dritten Schritt empfiehlt Dr. Brode, die beiden Personen - die erste Figur und ihren Gegenspieler - noch an einen Tisch am Rand der Theaterbühne zu setzen. Das Erstaunliche: Oft kommt es zu einer interessanten Kommunikation zwischen beiden Personen, die der Klient als Beobachter hören kann und deren Inhalt er sich ebenfalls aufschreiben sollte. Wie gehen die beiden miteinander um? Verstehen sie sich überhaupt? Was ist die Essenz dieses Treffens der zwei Persönlichkeiten, die ja beide Aspekte des eigenen Seins verkörpern?
Zum Schluss sollte man sich bei den "Darstellern" bedanken, sich von ihnen und der ganzen Theatervorstellung verabschieden, den meditativen Alphazustand bewusst verlassen und dann mit seiner Aufmerksamkeit wieder ins Hier und Jetzt des rationalen Seins zurückkehren.
Rita (75 Jahre, Name geändert): "Kann ich meine Freude wieder finden?"
Rita lernte ich vor einigen Jahren während meiner Reha in einer Klinik für Onkologie-Patienten kennen. Sie saß drei Wochen lang an meinem Esstisch, drei Mahlzeiten pro Tag. Dabei kamen wir ins Gespräch - selbst über sehr persönliche Dinge. Rita hatte Bauchspeicheldrüsen-Krebs und war von der Operation kurz zuvor schwer gezeichnet. Sie vertrug das Essen nicht und magerte immer mehr ab. Sie haderte sehr mit ihrem Leben. Womöglich wollte sie gar nicht, dass ihr Mann und die beiden erwachsenen Söhne sie besuchten. Und vielleicht spürte sie auch, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.
Während jener Tage machte sie eine Lebensbilanz und weihte mich in ihr Leben ein. Obwohl sie nur zehn Jahre älter war als ich, nahm ich sie wie meine eigene Mutter an. Eines Mittags fragte ich sie, ob sie vielleicht zusammen mit mir das "Innere Theater" nach Dr. Brode machen wolle. Sie stimmte zu. Nun war ich natürlich gespannt, welche "Figuren" in ihrem Fall nacheinander hinter dem Vorhang auf die Theaterbühne kommen würden. Nachfolgend die Geschichte von Ritas "Theaterbühnen-Ritual", das eines Abends in ihrem Krankenzimmer stattfand.
I. Schwester Freude
Als erste Person kam die "Freude" aus dem Vorhang - in Gestalt einer schönen, lebenslustigen, jungen Frau. Rita stellte ihr nacheinander die vier Fragen:
1. Was willst du? Die "Freude" antwortete ihr: "Ich will zu dir kommen!"
2. Was brauchst du wirklich? Die "Freude" sagte: "Ich brauche einen Platz bei dir, ich will meine Freiheit leben und ich will von dir ausdrücklich willkommen geheißen werden!"
3. Rita fragte sich selbst: Was hat mich bisher daran gehindert, dir zu geben, was du brauchst? Rita antwortete der "Freude" sofort: "Mein Groll auf das Leben und meine Verbitterung haben deinen Platz besetzt. Deshalb habe ich dir keinen Raum gegeben."
4. Was gibst du mir, "Schwester Freude"? Was hast du mir mitgebracht? Die "Freude" gab Rita zur Antwort: "Ich habe Lebenslust und Leichtigkeit für dich dabei; und Freiheit und Liebe zu allem. Und schließlich bringe ich dir das Gefühl mit, das Leben geschafft zu haben."
II. Bruder Groll
Rita bedankte sich bei "ihrer" Freude und bat sie, sich in die eine Ecke ihres Zimmers zu begeben, um die Bühne freizumachen für den Gegenspieler. Und dieser kam dann tatsächlich umgehend hinter dem Vorhang hervor. Es war die Figur "Groll auf das Leben" - verkörpert durch einen Mann im mittleren Alter, mit sehr vielen Falten im Gesicht. Auch ihm, dem "Groll", stellte Rita nacheinander die vier Fragen:
1. Was willst du? Der "Groll" antwortete: "Ich will endlich Anerkennung für all die Mühen haben, die du hattest im Leben. Denn genau dafür stehe ich. All die Sorgen, die Ängste und deine Wut haben mich ja erst als eigenes Wesen in dir entstehen lassen, genährt also von deinen eigenen belastenden Emotionen."
2. Was brauchst du wirklich? Der "Groll" antwortete darauf: "Ich will jetzt eine würdige Verabschiedung von dir. Denn ich war das Platzhalter-Wesen für all diese schwierigen Emotionen. Ich will schon lange weiterziehen und transformiert werden in Leichtigkeit und Freude."
3. Rita fragte sich selbst: Was hat mich bisher daran gehindert, dir zu geben, was du brauchst?
Rita antwortete dem "Groll": "Irgendwann haben mich die Sorgen zerfressen. Ich habe mich von meinem Mann so allein gelassen gefühlt mit den beiden Söhnen. Ich habe so viel Wut auf meinen Mann und dann auf das ganze Leben bekommen; ich war so von Groll und (Lebens)Verbitterung erfüllt, dass ich die Zeit davor ganz vergessen hatte, als ich noch ein fröhliches Mädchen war. Ja, mir wird jetzt bewusst, dass ich dich, 'Bruder Groll' festgehalten habe und dich nicht mehr weiterziehen lassen wollte. Ich habe alle Lebensfreude verloren und mir dämmert, dass dies auch der Grund für den Krebs in der Bauchspeicheldrüse sein könnte."
4. Was gibst du mir, "Bruder Groll", was hast du mir mitgebracht?
"Bruder Groll" antwortete Rita: "Ich habe Dir Verständnis mitgebracht. Ich verurteile dich keineswegs. Du warst wirklich in Not und es wundert mich nicht, dass ich entstanden bin in dir. Durch mich, den Groll, konntest du überleben und die beiden Söhne dennoch großziehen. Ich stehe für deine Wut, die dich mit ihrer Wut-Energie am Leben gehalten hat. Dafür kenne ich dich voll und ganz an, du hast es gut gemacht - obwohl du so allein warst und dein Mann dich so hat hängen lassen damals! Aber nun darfst du mich gehen lassen und wieder frei werden."
An dieser Stelle fing Rita heftig zu schluchzen an. Ich konnte spüren, dass etwas in ihrem Inneren in Fluss gekommen war, vor allem durch "Bruder Groll". Dass gerade er ihr so einfühlsam antwortete, hatte Rita nicht erwartet. Es berührte sie sehr.
Dialog zwischen den "Geschwistern"
Danach bat sie "Bruder Groll", sich zu "Schwester Freude" in die Ecke zu setzten. Sofort entstand ein interessanter Dialog zwischen den beiden "Geschwistern":
Bruder Groll: "Ich will schon lange gehen, aber ohne würdige Verabschiedung mache ich den Platz nicht frei in Rita."
Schwester Freude: "Du bist mir gleichwertig. Danke, dass Du Rita durch die Wut, den Frust und den Ärger am Leben gehalten hast. Danke für deinen Dienst. Aber nun darfst du wirklich gehen. Denn sehr würdevoll nehme ich jetzt deinen Platz ein. Danke, dass du diesen für mich bewahrt hast."
Bruder Groll: "Gerne will ich gehen, nachdem ich weiß, dass du, meine 'Schwester Freude', den Platz wieder einnimmst, den du ja ursprünglich bereits hattest. Für Rita ist es an der Zeit, dass sie sich mit dem Leben versöhnt und dass sie sich ihrer Leistungen bewusst wird. Sie braucht jetzt dich. Meine Zeit dagegen ist nun abgelaufen."
Schwester Freude: "Ich bringe Rita Frieden und rette sie aus ihrer Verbitterung. Ich versuche, ihr Herz zu berühren."
Rita war sehr ergriffen, und auf meinen Hinweis hin verabschiedete sie anschließend "Bruder Groll" mit Tränen in den Augen. Denn sie war sich bewusst, dass auch er wichtig in ihrem Leben gewesen war. Er hatte sie ja über so eine lange Zeit begleitet und sie mit seiner Wutenergie überleben lassen. "Schwester Freude" bat sie jedoch, bei ihr zu bleiben und sie in ihrer momentanen schwierigen Lebensphase zu begleiten. Als wir uns am Ende der Reha voneinander verabschiedeten, war Rita viel gefasster und präsenter als bei ihrer Ankunft drei Wochen zuvor. Etwas war geschehen in ihr. Sie wirkte jetzt gelöster und hatte sogar ab und zu ein Lächeln in ihrem Gesicht. Die grundsätzliche Verbitterung war aus ihr gewichen.
Reflexion: Rita kommt mit sich in Frieden
Dr. Brode konnte mit ihrem Ritual "Mein inneres Theater" bei vielen Patienten bewirken, dass sie sich danach deutlich besser fühlten und ihre Ängste bewältigen lernten. Nicht selten kam dadurch ein innerer Prozess der Klärung, der Harmonisierung und der "Ent-Stressung" in Gang, was sich heilsam auf die Psyche und auf das Immunsystem auswirkte. Und ein starkes Immunsystem brauchen gerade Onkologie-Patienten besonders, wenn sie wieder gesund werden und überleben wollen. Frau Dr. Brode war sich darüber klar, dass nicht wenige ihrer Patienten trotzdem sterben würden. Aber auch für sie gibt ihre Arbeit Sinn, weil sie ihnen ein großes Stück Angst nehmen und sie auf dem Weg zum Sterben begleiten konnte.
Ich machte mir nach meiner Entlassung aus der Rehaklinik Anfang August 2019 immer wieder einmal über Rita Gedanken. Wie würde es ihr wohl ergehen? Da ich nur eine Mailadresse von ihr besaß, bat ich sie Anfang Dezember, mir ihre Postadresse zu senden, denn ich wollte ihr ein kleines Geschenk zu Weihnachten schicken. Ich erhielt keine Antwort.
Ende Januar 2020 bekam ich dann überraschend eine Mail von ihrem älteren Sohn. Er war auf mich gestoßen, als er den Account seiner Mutter durchforstete. Der Sohn teilte mir mit, dass seine Mutter bereits im November gestorben war - im Kreise ihrer Familie. Obwohl mich diese Nachricht sehr schmerzte und traurig machte, hatte ich dennoch das Gefühl, dass Rita im Frieden gegangen war. Dazu hatte wahrscheinlich das "Dr. Brode-Ritual" einen wesentlichen Beitrag geleistet, auch wenn es zur körperlichen Heilung selbst viel zu spät war. Dies empfand ich als sehr tröstlich.
Im Standardbuch "Gesundheit für Körper und Seele" der amerikanischen Erfolgsautorin Louise Hay kann man zur Bauchspeicheldrüse folgende Hinweise finden: Dieses Organ steht für die "Süße des Lebens". Ist diese Süße oder Freude des Lebens über eine längere Zeit nicht (genügend) vorhanden, kann sich die Bauchspeicheldrüse entzünden oder sogar von Krebs befallen werden. Frau Hay nennt dazu als Gründe, die dieses Organ vor allem belasten können, toxische Emotionen wie Ablehnung, Wut und Enttäuschung, weil das Leben durch sie seine Süße verloren zu haben scheint.
Aus den Gesprächen mit Rita hatte ich den Eindruck, dass genau diese "verlorene Süße des Lebens" bei ihr den Pankreas-Krebs mit verursacht haben könnte. Vielleicht hatte aber der Aufenthalt in der Reha bei Rita etwas Entscheidendes bewirken können, auch wenn der Tod in ihrem Fall nicht mehr aufzuhalten war: Sie konnte sich mit dem Leben im Allgemeinen und mit sich selbst und ihrer Familie im Besonderen versöhnen.
Dazu war es wichtig, dass sie die beiden Emotionen "Lebensfreude" und "Groll" "sehen", ganz plastisch erleben und dann miteinander in einen liebevollen Kontakt bringen konnte - in versöhnlichen inneren Bildern (Seelenbildern, schamanischen Bildern), die das Ritual des "Inneren Theaters" von Dr. Brode erzeugt hatte. Diese Seelenbilder wurden für Rita also trotz ihres nahen Todes zu einer befreienden und heilenden Kraft.
Peter Maier: Lebensberatung, Supervision, Autoren-Tätigkeit
Bücher von Peter Maier bei Epubli Berlin auch als eBook:
"Heilung - Die befreiende Kraft schamanischer Bilder" (2022)
"Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin" (2022)
"Heilung - Initiation ins Göttliche" (2020)
Nähere Infos und Buchbezug: www.alternative-heilungswege.de
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Hinweis zum Artikelbild: © fergregory – AdobeStock
Meistere dein Leben! … Bianka Seidl
In unserer schnelllebigen Welt streben viele von uns nach innerem Frieden, Erfüllung und der Freiheit, authentisch und kraftvoll im eigenen Leben zu stehen. Doch was oft vergessen wird, ist, dass dieses Streben nach Entfaltung nicht nur in den äußeren Erfolgen zu finden ist - es beginnt tief in unserem Inneren, bei unseren Wurzeln. Unsere Herkunft, unsere Geschichte und die prägenden Erfahrungen, die uns bis heute beeinflussen, sind die Grundlage unserer Reise. Sie sind wie die Wurzeln eines Baumes, die tief in der Erde verankert sind und uns Halt und Nährstoffe für Wachstum bieten.
Viele Menschen spüren heute, dass alte Muster, unbewusste Prägungen oder gar ein Gefühl der Entfremdung von den eigenen Wurzeln oft wie eine unsichtbare Last wirken. Es kann sich anfühlen, als würden diese tief verankerten Blockaden uns daran hindern, die beste Version von uns selbst zu leben und unsere wahre Größe zu entfalten. Doch genau wie bei einem Baum, der festen Halt und nährende Erde braucht, um in die Höhe zu wachsen, brauchen auch wir ein bewusstes Verständnis unserer Wurzeln und eine starke innere Basis.
Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise von den Wurzeln deiner Vergangenheit hinauf zu deiner inneren Stärke und schließlich zu deiner Entfaltung als die bestmögliche Version deiner selbst, deiner "Krone".
In dieser Krone, die dich in deinem Leben strahlen lässt, werden sich all deine Talente, Träume und dein ganzes Potenzial voll entfalten können. Sie wird es dir ermöglichen, die "Früchte" deiner Arbeit und deines Seins zu tragen und deine Einzigartigkeit mit der Welt zu teilen.
Egal, ob du gerade das Gefühl hast, in einer schwierigen Phase festzustecken oder ob du einfach das Bedürfnis hast, tiefer zu wachsen und dein wahres Potenzial zu entfalten: Die Reise zu deinen Wurzeln und hinauf zu deiner Krone wird dir helfen, dich mit Klarheit, Mut und innerem Frieden weiterzuentwickeln. In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Wurzeln verstehen, innere Stärke aufbauen und das volle Potenzial deiner "Krone" erreichen kannst. So wirst du nicht nur dein eigenes Leben meistern, sondern auch einen kraftvollen Beitrag für die Welt leisten.
Wo wir aktuell stehen
Viele Menschen empfinden heute eine tiefe Sehnsucht nach mehr Erfüllung, innerer Freiheit und der Möglichkeit, ihr wahres Potenzial zu entfalten. Dennoch fühlen sich viele von uns oft festgefahren, als ob unsichtbare Blockaden oder alte Muster uns daran hindern, wirklich frei zu leben. Vielleicht bist du an einem Punkt, an dem sich berufliche Erfolge und persönliche Ziele nicht mehr ganz so erfüllend anfühlen, weil sie sich noch nicht authentisch anfühlen. Oder du hast das Gefühl, dass die Herausforderungen des Alltags dir den Zugang zu deiner inneren Stärke und deinem tiefen Selbst verstellen.
Eine häufige Ursache für dieses Gefühl von Begrenzung liegt in unseren "Wurzeln" - in den Erfahrungen, Prägungen und Überzeugungen, die wir von klein auf mitbekommen und teilweise auch von unseren Vorfahren ererbt haben. Unsere Herkunft und Familie haben uns mit Überzeugungen, Erwartungen und manchmal auch mit Lasten ausgestattet, die uns zwar prägen, jedoch uns oft auch unbewusst blockieren. Diese Muster und Glaubenssätze entstehen nicht nur aus unseren eigenen Erfahrungen, sondern sie wurden oft über Generationen weitergegeben. Das führt dazu, dass wir viele dieser Blockaden im Alltag gar nicht bewusst wahrnehmen und oft gar nicht wissen, warum uns bestimmte Herausforderungen immer wieder begegnen oder warum wir uns in bestimmten Situationen blockiert fühlen.
Vielleicht verspürst du das Bedürfnis, immer anderen zu gefallen, dich beweisen zu müssen, um geliebt zu werden, oder du nimmst dich selbst zurück, aus Angst, verletzt oder abgelehnt zu werden. Solche unbewussten Prägungen lassen uns oft in einem inneren Konflikt zwischen dem, was wir wollen, und dem, was wir tatsächlich tun, feststecken. Diese alten Muster lenken uns dazu, auf äußere Erwartungen statt auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu hören, was uns wiederum daran hindert, unsere Bestimmung zu leben und unsere authentische Kraft voll zu entfalten.
Zusätzlich spüren viele von uns, dass wir heute in einer Zeit leben, die große Veränderungen mit sich bringt. Diese Veränderungen fordern uns auf, alte Strukturen loszulassen und mutig neue Wege zu gehen. Die Instabilität und die Herausforderungen im Außen spiegeln dabei oft die inneren Konflikte wider, die tief in unseren Wurzeln verankert sind. Wir erkennen immer mehr, dass diese alten Muster nicht mehr zu uns passen und uns letztlich nicht den Halt geben, den wir für unsere Entfaltung brauchen.
Der aktuelle Zustand ist also geprägt von einem Gefühl der Entwurzelung oder dem Bewusstsein, dass alte Muster unser Wachstum behindern. Viele von uns stehen an einem Wendepunkt: Wir spüren, dass wir etwas in uns lösen müssen, um wirklich kraftvoll zu wachsen und eine neue, erfüllende Lebensqualität zu erreichen. Dies ist der Ausgangspunkt unserer Reise - von der bewussten Auseinandersetzung mit unseren Wurzeln bis hin zur Entwicklung der inneren Stärke, die uns den Weg zur "Krone" unseres Lebens und zur bestmöglichen Entfaltung unseres Potenzials eröffnet.
Verwurzelung und Entfaltung zur besten Version
Stell dir vor, du stehst in deinem Leben wie ein mächtiger Baum, fest verwurzelt und doch frei zur vollen Entfaltung. Die Wurzeln dieses Baumes geben dir Kraft und Halt, denn du weißt, woher du kommst, und bist dir deiner eigenen Geschichte und Prägungen bewusst. Du hast alte Muster und Blockaden transformiert und bist mit deiner inneren Essenz verbunden - dem Ort, an dem dein wahres Potenzial ruht. Durch diese tiefe Verbindung zu deinen Wurzeln hast du eine stabile Basis, die dir erlaubt, authentisch und selbstbestimmt in die Welt zu wirken.
In diesem Zustand bist du nicht mehr nur Getriebene*r der äußeren Umstände oder alter Glaubenssätze, sondern stehst im Einklang mit deiner inneren Wahrheit. Dein Leben ist von innerer Ruhe und einer kraftvollen Gelassenheit geprägt. Die Unsicherheiten und Ängste, die dich früher daran gehindert haben, mutig deine Ziele zu verfolgen, weichen einem tiefen Vertrauen in dich selbst und deinen Weg. Du fühlst dich in deiner Mitte und findest immer wieder zu ihr zurück, auch wenn das Leben mal stürmisch ist.
"Dein Stamm" symbolisiert in diesem Zielbild deine innere Stärke, Selbstsicherheit und Präsenz. Wie ein Baum, dessen Stamm ihn fest verankert, bist du voller Kraft und Standfestigkeit, die dir Halt gibt, unabhängig davon, was um dich herum geschieht. Du stehst voll und ganz in deiner Kraft, setzt klare Grenzen und hast die Fähigkeit, in Momenten der Herausforderung Ruhe zu bewahren und überlegte Entscheidungen zu treffen.
"Die Krone deines Baumes" steht für deine Entfaltung - die bestmögliche Version deiner selbst. Deine Talente, Träume und Werte kommen jetzt voll zur Geltung, und du lebst dein Potenzial in all seiner Fülle. Du bist verbunden mit deinem höheren Ziel und erlebst, wie diese Klarheit dir täglich die Motivation und Energie schenkt, deine Vision im Leben und im Beruf zu verwirklichen. Deine "Krone" entfaltet sich in ihrer ganzen Pracht, und durch sie bringst du all das, was du zu geben hast, in die Welt - sei es im Business, in deinen Beziehungen oder in deinen kreativen Projekten.
In diesem Zustand lebst du nicht nur für dich selbst, sondern teilst die "Früchte" deines Wachstums mit anderen. So wie ein Baum durch seine Früchte andere nährt, erlebst du das tiefe Gefühl, mit deinem Leben einen Unterschied zu machen und anderen durch deine Präsenz und dein Wirken etwas Wertvolles zu geben. Dein Leben ist eine harmonische Balance aus Geben und Empfangen, innerer Ruhe und kreativer Entfaltung. Du fühlst dich erfüllt und tief verwurzelt in deiner Bestimmung - sowohl persönlich als auch beruflich.
"Dieses Zielbild" bietet dir die Aussicht auf ein Leben voller Energie, Freude und Selbstverwirklichung. Es ermöglicht dir, dich als die beste Version deiner selbst zu leben, voll und ganz präsent und im Einklang mit deinem Weg. Von deinen Wurzeln bis zur Krone lebst du in Balance und Stärke und bist bereit, mit deinen Fähigkeiten und Erfahrungen die Welt zu bereichern.
Vierstufiger Weg zur Entfaltung - Von den Wurzeln zur Krone
Um die volle Kraft deines Lebensbaumes zu entfalten, gilt es, die Reise von deinen Wurzeln über den Stamm bis hin zur Krone zu meistern. Jeder dieser Teile steht für einen wesentlichen Aspekt deiner Entwicklung - von der Bewusstwerdung und Heilung deiner Herkunft über den Aufbau innerer Stärke bis hin zur Entfaltung deines vollen Potenzials. Dieser Weg ist wie ein wachsender Baum: stark, stabil und bereit, seine Früchte zu tragen und zu teilen.
Schritt 1: Die Wurzeln - Herkunft und familiäre Prägungen erkennen
Wie die Wurzeln eines Baumes, die tief in der Erde verankert sind, ist auch unsere eigene Geschichte fest in unserer Herkunft verwurzelt. In den Wurzeln liegen unsere Prägungen, Überzeugungen und Erfahrungen, die uns oft unbewusst beeinflussen. Viele dieser Muster wurden von Generation zu Generation weitergegeben und können uns als "unsichtbare" Lasten in unserem heutigen Leben begleiten. Um das volle Potenzial deines Lebens zu entfalten, ist es wichtig, diese Wurzeln zu verstehen und anzunehmen.
Praktische Übung: Setze dich bewusst mit deiner Herkunft auseinander. Frage dich: Welche Glaubenssätze und Muster habe ich von meiner Familie übernommen? Wo hindern mich diese Prägungen, mein wahres Potenzial zu leben? Notiere deine Erkenntnisse und reflektiere darüber, wie du diese unbewussten Muster neu interpretieren und transformieren kannst. Die Wurzeln, die dich einmal festgehalten haben, werden zu einer Quelle der Kraft, wenn du sie bewusst erkennst und integrierst.
Schritt 2: Der Stamm - Innere Stärke, Halt und Präsenz entwickeln
Der Stamm des Baumes ist das Herzstück, das ihn trägt und ihm die Stabilität verleiht, die er braucht, um in die Höhe zu wachsen. Für uns Menschen steht der Stamm für die innere Stärke, Selbstsicherheit und Präsenz, die uns helfen, auch in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben. Sobald wir unsere Wurzeln angenommen und uns von alten Mustern befreit haben, können wir unseren inneren "Stamm" stärken - die Basis, die uns Stabilität und Halt gibt.
Praktische Übung: Stärke deine innere Mitte durch tägliche Rituale, die dir helfen, bei dir selbst anzukommen. Atemtechniken, Meditation oder einfache Achtsamkeitsübungen helfen dir, dich in deinem Körper zu verankern und deine innere Präsenz zu fühlen. Visualisiere dich selbst als Baum: Fühle deine Stabilität und die Verbindung zwischen deinen Wurzeln und der Welt um dich herum. Diese Zentrierung wird dir helfen, auch in stürmischen Zeiten im Gleichgewicht zu bleiben und deinem eigenen Weg treu zu bleiben.
Schritt 3: Die Krone - Die bestmögliche Version deiner selbst entfalten und Früchte tragen
Die Krone des Baumes ist ein Symbol für die Entfaltung deines Potenzials. Sobald die Wurzeln fest verankert sind und der Stamm Stabilität bietet, kann die Krone in voller Pracht wachsen und gedeihen. Deine Krone steht für die bestmögliche Version deiner selbst - deine Talente, dein Strahlen, deine Vision. Hier wird das Potenzial, das in dir schlummert, sichtbar und fühlbar. Dies ist der Moment, in dem du deine innere Wahrheit lebst und sie auf deine persönliche Weise mit der Welt teilst.
Praktische Übung: Setze dich mit deiner persönlichen Vision auseinander. Frage dich: Wie möchte ich mein Potenzial entfalten? Was sind meine größten Träume und Ziele? Erstelle ein Vision Board oder schreibe deine Vision detailliert auf. Diese Klarheit wird dir helfen, dich auf die für dich stimmigen Ziele auszurichten und sie Schritt für Schritt zu realisieren. Die Krone deines Lebensbaumes entfaltet sich, wenn du den Mut findest, authentisch zu sein und deine Vision mit Freude zu leben.
Schritt 4: Die Früchte teilen - Das Potenzial in die Welt tragen
Ein Baum trägt nicht nur für sich selbst Früchte, sondern auch für die Welt um ihn herum. Die Früchte deiner Krone symbolisieren all das, was du durch deine innere Entwicklung und Entfaltung geschaffen hast und nun mit anderen teilen kannst. Es geht darum, die Weisheit, Stärke und Kreativität, die du gewonnen hast, als Geschenk an die Welt weiterzugeben. Deine Früchte nähren nicht nur dich selbst, sondern auch andere - sei es im Beruf, in Beziehungen oder in deinem Beitrag zur Gesellschaft.
Praktische Übung: Frage dich, wie du das, was du gelernt und entwickelt hast, sinnvoll in die Welt einbringen kannst. Gibt es eine Möglichkeit, deine Erfahrungen, Talente oder dein Wissen zu teilen, um andere zu inspirieren? Plane konkrete Schritte, um deine "Früchte" auf deine Art und Weise anzubieten - sei es durch ein eigenes Projekt, die Unterstützung anderer Menschen oder das Eingehen neuer kreativer Partnerschaften. So wird deine Entfaltung zu einem Beitrag, der über dich selbst hinauswirkt und anderen zu Wachstum und Erfüllung verhilft.
Dieser vierstufige Lösungsweg zeigt dir, wie du durch die Baum-Metapher den Weg von den Wurzeln bis zur Krone deines Lebens meisterst. Indem du deine Herkunft erkennst, innere Stärke aufbaust und dein Potenzial zur Entfaltung bringst, schaffst du eine harmonische Balance zwischen dir und deiner Umwelt und kannst die "Früchte" deines Lebens mit Freude und Sinnhaftigkeit teilen.
Die Reise von den Wurzeln zur Krone - Werde zur besten Version deiner selbst
Die Reise zu dir selbst und zu deinem vollen Potenzial beginnt mit der Erkenntnis, dass du mehr bist als die Summe deiner bisherigen Erfahrungen und Prägungen. Es geht darum, dein Leben zu meistern - von deinen Wurzeln bis zur Krone. Wenn du diese innere Arbeit annimmst und bereit bist, dich mit deinen Wurzeln auseinanderzusetzen, stärkst du deinen "Stamm", deine innere Mitte, und schaffst die Grundlage, um zur bestmöglichen Version deines Selbst zu wachsen. Durch diese innere Stärke und Stabilität wird es dir möglich, dein Potenzial zu entfalten, in die Welt hineinzuwirken und mit Freude und Leichtigkeit die "Früchte" deiner Arbeit und deines Seins zu teilen.
Zusammengefasst haben wir uns auf einen Weg gemacht, der dich von der Erkundung deiner Wurzeln über den Aufbau eines starken inneren "Stamms" bis hin zur Entfaltung deiner Krone führt. Die Wurzeln symbolisieren deine Herkunft und familiären Prägungen - hier liegt die Basis, die du durch Bewusstsein und Annahme in eine Quelle der Kraft und Weisheit verwandelst. Der Stamm deines Lebensbaumes gibt dir Halt, Stabilität und Selbstvertrauen, sodass du deinen Weg mutig und kraftvoll beschreiten kannst.
Die Krone schließlich steht für die volle Entfaltung deines Potenzials und die bestmögliche Version deines Selbst, die du in die Welt bringst.
Und wie ein Baum seine Früchte teilt, geht es darum, die Weisheit und die Geschenke, die du durch deine innere Arbeit entwickelt hast, an andere weiterzugeben und damit einen positiven Beitrag zur Welt zu leisten.
Dein nächster Schritt
Es ist Zeit, die ersten Schritte zu tun. Frage dich: Welche deiner Wurzeln möchtest du anerkennen, klären und stärken? Was kannst du tun, um deinen "Stamm" zu stärken, dich innerlich zu stabilisieren und deine Kraft zu finden? Und wie möchtest du deine "Krone" - deine bestmögliche Version - leben und die Früchte deines Wachstums mit anderen teilen?
Mut zur Entfaltung: Hab den Mut, dich auf diese Reise zu begeben. Es erfordert Hingabe und Ehrlichkeit gegenüber dir selbst, doch der Gewinn ist es wert. Wenn du die Verantwortung für deine eigene Entwicklung übernimmst, wirst du in deiner Stärke und Authentizität aufblühen und ein erfüllteres, bewusstes Leben führen.
Meine Einladung: Werde zur besten Version deiner selbst und bringe dein Potenzial in die Welt. Werde der Baum, der fest verwurzelt und tief verankert in seiner Essenz steht - mit einer Krone, die in voller Pracht strahlt und das Leben auf eine Weise bereichert, die einzigartig ist. Dein Wachstum und dein Strahlen sind wertvoll und willkommen. Lass uns gemeinsam die Reise von den Wurzeln zur Krone antreten und die Welt mit unserer besten Version bereichern.
Bianka Maria Seidl, spirituelle Mentorin mit schamanischen Wurzeln, Expertin für Ahnenarbeit, Seminarleiterin und Buchautorin. Seit über 30 Jahren als selbstständige Chitektin im Bereich der energetischen Architektur sowie langjährig als Dozentin an der IHK, HWK und der TÜV-Akademie Süddeutschland tätig. Seit 2012 eigene Beratungspraxis im Klosterdorf Windberg, wo sie diverse Mentoring-Programme, Live-Aufstellungen und eine Ausbildung in der Ahnenarbeit anbietet – in Präsenz und auch online. Sie hilft Menschen 40+ ihre Wurzeln zu klären und zu stärken, den Weg zu ihrer Berufung frei zu machen und damit sowohl Erfolg als auch Erfüllung – privat wie auch beruflich – zu erlangen. Für ein authentisches, freies und erfülltes Leben und Menschsein. Weitere Infos auf www.biankaseidl.de
Hinweis zum Artikelbild: © Fxquadro – AdobeStock
Spannende Einblicke: Tiefenpsychologische Hypnotherapie ... von Michael Hühn
Hypnose - ein schillernder Begriff, der uns häufig an Schauermärchen denken lässt: schwingende Taschenuhren, ein schlaffes Nicken und eine Person, die in einen tranceähnlichen Zustand verfällt, bereit, den Befehlen eines Hypnotiseurs willenlos zu folgen. Doch es gibt auch eine Welt jenseitsdieser Klischees - eine Welt, die nicht in spektakulären Showeffekten, sondern in subtilen, tiefgreifenden Veränderungen verankert ist, und in Prozessen, die viel mehr an Kooperation mahnen, und in ihrer sanften Zugewandtheit eher an den Pferdeflüsterer erinnern und weniger an einen charismatischen Scharlatan. Hypnotherapie hat eine lange Geschichte, die bis in die Tiefen des 18. Jahrhunderts reicht und ein außergewöhnliches Potenzial zur Heilung von Körper und Geistbirgt. In meinen Begegnungen mit Patienten habe ich immer wieder erfahren, wie kraftvoll diese Methode sein kann, wenn sie mit Sorgfalt und Feingefühl angewendet wird.
Denn die moderne Hypnotherapie hat sich längst verabschiedet von direktiven platten Suggestionen, sondern wurde in den letzten Jahrzehnten von vielen Therapeuten austiefenpsychologischer Tradition aufgenommen und umgeformt: Es geht nicht mehr um kosmetische Anpassungen, sondern darum, einen tieferen Zugang zu den inneren Instanzen zu bahnen, die unser Erleben und Verhalten bestimmen.
Ich denke hier an einen Klienten, der seine Abhängigkeit von Zigaretten beenden wollte. In Trancebewegt er sich in seiner inneren Vorstellungswelt über eine grüne Wiese zu einer Bank unter einem Baum. Dort bereitet sich ein ganz besonderes Treffen vor: Er begegnet dort bald dem Anteil in ihm, der für den eigenen Rauchwunsch steht. Es geht also um die Begegnung mit jenem inneren Anteil, der ihm bislang immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte, wenn er mit purer Willenskraft versucht hatte, aufzuhören. Es war, als hätte er die Rechnung immer ohne den Wirtgemacht.
Aus der Neurowissenschaft und dem Aufbau des Gehirns heraus ist es völlig verständlich, ja zu erwarten, dass wir in Bezug auf viele Themen innerlich gespalten sind, ambivalent. Das ist per se auch gar kein Problem: Eine gesunde Demokratie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass nicht alle einer Meinung sind, man aber trotzdem handlungsfähig bleibt, weil es bei den meisten Sachfragen einer einfachen Mehrheit bedarf. Es ist eher erstaunlich, dass wir im Intra-Psychischen, wenn es um uns selbst geht, nicht die gleiche Toleranz aufbringen. Das gereicht uns oft zum Nachteil: So zu tun, als gebe es die Gegenstimmen nicht, funktioniert letzten Endes ja doch nicht. Viel lohnender wäre, der Gegenstimme Raum zu geben, sie kennenzulernen, einen Austausch anzubahnen. Nur über Kooperation funktioniert die Demokratie, und das trifft auch auf jene in unseren Köpfen zu.
In Trance taucht vor dem Klienten am vereinbarten Treffpunkt ein jugendlicher Typ auf, ein bisschen rebellisch unterwegs, aber nicht unsympathisch. "Frag ihn doch mal, welche Bedeutung das Rauchen für ihn hat", schlage ich vor. Die beiden kommen ins Gespräch. Irgendwann stiehlt sich ein Lächeln auf das Gesicht des Klienten: "Jede Zigarette ist ein ganz großes Fuck you! an meine Herkunftsfamilie und ihre Werte." Das Rauchen als symbolischer Akt der Abgrenzung. Aber ist das jetzt noch passend, zeitgemäß? "Ist sich dieser innere Anteil bewusst, dass Du von Deiner Familie gar nicht mehr abhängig bist? Mittlerweile 500 Kilometer entfernt wohnst, eine eigene Familie aufgebaut hast, selbständig bist?" Das innere Kennenlernen vertieft sich; es stellt sich heraus, dass all dies dem inneren Teil völlig neu ist. Die beiden bringen sich auf den aktuellen Stand. "Und mit diesem Wissen: Ist das Rauchen jetzt noch wichtig, um den inneren Abstand zu halten? Oder ist es unnötig geworden?" Wieder eine Pause. Dann: "Das Rauchen ist eigentlich egal. Aber was soll dieser Teil denn jetzt machen?"
"Eine super Frage. Gibt es denn vielleicht ganz andere Situationen mittlerweile, in denen es wichtig wäre, sich gut abzugrenzen? Vielleicht kann Dich dieser rebellische Anteil mit seiner Fuck-You!-Energie in anderen Situationen gut unterstützen." Und in der Tat stellen sich da einige Beispiele ein, und der innere Anteil wird eingeladen, an entsprechenden Stellen einen inneren Impuls zum Abgrenzen zu geben.
Was sich hier abspielt, ist faszinierend und tiefgehend zugleich. Hypnotherapie nutzt eine spezielle Art der fokussierten Aufmerksamkeit und Suggestion, um Menschen einen Zugang zu Ebenen des Bewusstseins zu eröffnen, die normalerweise im Verborgenen liegen. Die hypnotische Trance ist kein geheimnisvoller Schlafzustand, sondern ein fokussierter Wachzustand, in dem das Gehirn in einer Weise arbeitet, die sonst schwer erreichbar ist. Neuere Forschungen mit bildgebenden Verfahren zeigen, wie sich die neuronale Aktivität während der Hypnose verändert und bestimmte Bereiche des Gehirns in einzigartiger Weise aktiviert werden - und eine Verbindung schafft, die tiefer greift, als wir es mit gewöhnlichem Bewusstsein erfassen könnten. Oft ergeben sich hier neue Impulse gerade dann, wenn bloßes Nachdenken und Reden ohne neue Erkenntnisse im Kreisverlaufen.
Eine dieser tiefenpsychologisch orientierten Denkmodelle ist die Ego-State-Therapie, die sich den menschlichen Geist wie eine Landkarte denkt, auf der die verschiedenen, oft widersprüchlichen Teile der Persönlichkeit als eigene "Ego-States" - oder Ich-Zustände - dargestellt werden. Jeder Mensch kennt eine Vielzahl von solchen Zuständen, die wie eigenständige Persönlichkeiten funktionieren: etwa ein beschützendes Selbst, ein kritisches Selbst oder ein verletztes Selbst. Jeder dieser Zustände hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Bedürfnisse und sein eigenes Wertesystem. In der Therapie begegnen wir diesen Ego-States und arbeiten mit ihnen, um den inneren Dialog zu harmonisieren und Konflikte zu lösen, die oft über Jahre unbemerkt im Hintergrund brodeln. In meiner Arbeit mit Patienten habe ich immer wieder die bemerkenswerte Beobachtung gemacht, dass ein tief verletztes Ego-State genauso viel Zuwendung und Verständnis braucht wie ein ängstliches oder wütendes Kind. Eines der faszinierendsten Aspekte der Ego-State-Therapie ist, wie zugänglich und konkret diese Arbeit wird, wenn die Patienten beginnen, ihre eigenen inneren Teile wahrzunehmen und in einen Austausch mit ihnen zu kommen.
Ich erinnere mich an einen Klienten, der immer wieder in Abhängigkeiten von potentiellen Partnern geriet. Seine Sehnsucht nach Nähe und Schutz hatte dann etwas derart Klammerndes, dass die potentiellen Partner, die er gerade erst kennenzulernen begann, die Flucht ergriffen. In Trancegelang ihm dann der Kontakt zu diesem inneren Anteil, der sich schon seit Kindheitstagen nach Beständigkeit und Sicherheit sehnt, und er erkannte die Tragik, dass ausgerechnet dieser Wunsch, wenn er ungefiltert durch einen kindlichen Ego-State nach außen dringt, eine gesunde erwachsene Beziehung beinahe zwangsläufig ausschließt. Es war kein leichter Weg, aber es gelang ihm mehr und mehr, sich selbst besser zu regulieren: diesem inneren Sehnen nach Sicherheit *in sich selbst* zu begegnen. Und je besser er für sich selbst emotional da sein und sorgen konnte, je unabhängiger er also von einer Befriedigung dieses Wunsches im Außen wurde, desto mehr gelang es ihm schließlich auch, Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten.
Oft ist es das erste Mal, dass Klienten die innere Dynamik ihrer Konflikte nicht nur kognitiv verstehen, sondern tatsächlich empathisches Verständnis für die einzelnen Teile entwickeln. "Heilung" ist dabei kein einseitiger Prozess, in dem jemand irgendetwas macht (oder weg macht), sondern ein vielschichtiger Tanz zwischen den verschiedenen Facetten unserer Persönlichkeit. In der Trance-Arbeit lernen Klienten, ihren inneren Anteilen Raum zu geben, ihnen zuzuhören und sieschließlich zu einer Einheit zu integrieren. In der Praxis ist das eine oft bewegende Erfahrung - die bisweilen mit überraschenden Momenten aufwartet.
Die Klientin hatte mich aufgesucht, weil sie gern ein paar überschüssige Kilo wieder verlieren wollte, die sie über die Corona-Jahre zugenommen hatte. Zu Beginn funktionierte das auch sehr gut mit Hypnose, aber an einem bestimmten Punkt stockte der Fortschritt unerwartet, so als hätten wir eine unsichtbare Hürde vor uns.
In Trance besucht sie eine imaginäre Zukunft, in der sie ihr Wunschgewicht erreicht hat und beobachtet, welche Auswirkungen das hat - auf sie selbst, aber auch auf ihr erweitertes Umfeld. Plötzlich läuft sie rot an. "Erstaunlich, dieser Gedanke ist mir nie gekommen!" ruft sie aus. "Ich war früher Flirts gegenüber sehr aufgeschlossen, bin jetzt aber seit zwei Jahren in einer festen Beziehung. Und ich erkenne gerade, dass ich mit der Figur von früher wohl wieder in das alte Verhalten rutschen würde." Sie öffnet die Augen: "Ich bin mir nicht sicher, ob meine Beziehung das überleben würde."
Wir sind beide überrascht und haben das nicht kommen sehen. In der Folge verschiebt sich der Fokus unserer Arbeit darauf, wie committed sie in dieser Beziehung ist, welche Freiheiten sie braucht, welche Zugeständnisse sie zu machen bereit ist. Erst nachdem diese Fragen geklärt sind, gibt es ein inneres Ja aus der Tiefe zu weiteren Fortschritten in Richtung Wunschgewicht. Das Unbewusste trat wie ein Wächter für ein höheres Ziel auf, und der zugrunde liegende Konflikt musste erst einmal bewusst werden. Erst dann konnte das System nach einer Lösung suchen und die innere Dissonanz auflösen. In welche Richtung das jeweils geht, bleibt offen. Sobald die wichtigen Dynamiken offenliegen, kann man selbst wieder bewusst entscheiden, wohin die Reise gehen soll.
So kann Hypnotherapie bei vielen Beschwerden eine Brücke sein - ein Weg, der es Ihnen erlaubt, Ihre inneren Konflikte auf einer tieferen Ebene zu erforschen. In der Trance wird die Trennwand zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein durchlässig, und es entstehen Räume der Reflexion und der Einsicht, die in der konventionellen Therapie oft schwer zugänglich bleiben. In gewisser Weise ist der Therapeut nur ein Begleiter auf einer Reise durch eine sich stetig verändernde, fast surreale innere Landschaft. Vielleicht liegt gerade hierin die besondere Schönheit und Macht der Hypnotherapie.
Für mich als Klinischen Psychologen und Hypnotherapeut ist diese Arbeit eine Einladung zur Erforschung - nicht nur der menschlichen Psyche, sondern auch der unglaublichen Kraft, die in jedem von uns schlummert: Sie wissen weit mehr, als Sie zu wissen glauben. Und Sie haben weit mehr innere Stärken, als Ihnen bewusst ist.
Michael Hühn ist Diplom-Psychologe und Klinischer Hypnotherapeut und praktiziert seit über zehn Jahren im „Raum für Veränderung“ in Berlin Kreuzberg. Weitere Infos auf seiner Webseite: www.raumfuerveraenderung.de
Hinweis zum Artikelbild: © Olena Panasovska – AdobeStock
Erhörte Gebete … Paramahansa Yogananda
Ein Auszug aus dem Buch "Die ewige Suche des Menschen" von Paramahansa Yogananda (1975), einem Vortrag, den Yogananda am 19. Oktober 1939 im Internationalen Mutterzentrum der Self-Realization Fellowship in Los Angeles, Kalifornien gehalten hat.
Wir sind in diese Welt gesetzt worden, ohne zu wissen, woher, und möchten natürlich gern mehr über den Ursprung und Sinn des Lebens erfahren. Wir haben von einem Schöpfer gehört und über Ihn gelesen, wissen aber nicht, wie wir mit Ihm Verbindung aufnehmen sollen. Wir wissen nur, dass das ganze Universum eine höhere Intelligenz voraussetzt. Ähnlich wie das komplizierte Räderwerk einer kleinen Armbanduhr unsere Bewunderung für den Uhrmacher erweckt und wie der komplizierte Mechanismus der riesigen Maschinen in einer Fabrik uns über den Erfinder staunen lässt, so fühlen wir auch tiefe Ehrfurcht vor der Intelligenz, die sich hinter den Wundern der Natur verbirgt. Dann fragen wir uns: Wer hat der Blume Leben eingehaucht, so dass sie sich der Sonne entgegenstreckt? Woher hat sie ihren Duft und ihre Schönheit? Wie kommt es, dass ihre Blütenblätter so vollendet gestaltet sind und in solch lieblichen Farben prangen?
Wenn nachts Mond und Sterne ihr silbriges Licht verbreiten, sinnen wir über die höhere Intelligenz nach, welche die Gestirne am Himmel bewegt. Das schwache Mondlicht reicht für unsere Tagesarbeiten nicht aus; daher hat eine gütige Intelligenz es so vorgesehen, dass wir des Nachts ruhen. Danach geht die Sonne wieder auf, und dank ihres hellen Lichtes können wir die Welt um uns herum klar erkennen und uns das, was wir brauchen, beschaffen.
Wir vermögen unseren täglichen Bedarf auf zweierlei Weise zu decken - erstens auf materielle Art. Wenn wir zum Beispiel krank sind, können wir zu einem Arzt gehen und uns behandeln lassen. Doch schließlich kommt eine Zeit, wo keine menschlichen Mittel mehr helfen. Dann halten wir nach einer anderen Methode Ausschau - nach der Kraft des GEISTES, nach dem Schöpfer von Körper, Geist und Seele. Den irdischen Kräften sind Grenzen gesetzt, und wenn sie versagen, wenden wir uns an die unbegrenzte göttliche Kraft. Ähnlich ist es bei einer finanziellen Notlage: Wenn wir unser Bestes getan haben, aber immer noch Mangel leiden, wenden wir uns an diese andere Kraft.
Jeder denkt, dass seine Probleme die schlimmsten seien. Einige Menschen fühlen sich mehr bedrängt als andere, weil ihre Widerstandskraft schwächer ist. Da die mentale Kraft eines jeden Menschen verschieden ist, so ist auch die Energie, die jeder aufbringen kann, unterschiedlich. Jemandem, der große Schwierigkeiten und einen schwachen Geist hat, wird es nicht gelingen, seine Probleme zu lösen. Doch ein starker Geist kann alle Schranken, die sich ihm in den Weg stellen, niederreißen. Und dennoch haben selbst die mächtigsten Männer zuweilen Niederlagen erlitten. Wenn wir von unseren materiellen, mentalen oder geistigen Problemen überwältigt werden, erkennen wir, wie begrenzt die Lebensfähigkeit in dieser irdischen Welt ist.
Unser Ziel darf nicht nur darin bestehen, finanzielle Sicherheit und gute Gesundheit zu erlangen, sondern vor allem darin, nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Worin besteht dieser Sinn überhaupt? Bei jedem Schicksalsschlag ist unsere erste Reaktion, dass wir die Ursache in unserer Umgebung suchen und die nötigen materiellen Vorkehrungen treffen, von denen wir uns eine Besserung erhoffen. Doch wenn wir an dem Punkt angelangt sind, wo wir sagen müssen: "Ich habe alles versucht, aber nichts hat geholfen. Was soll ich als nächstes tun?", dann beginnen wir, ernsthafter über eine Lösung nachzudenken. Und wenn wir tief genug nachdenken, finden wir im eigenen Innern die Antwort. Das ist die eine Art von erhörten Gebeten.
Die Seele hat ein Verlangen zu beten
Gott hat uns nicht als Bettler erschaffen, sondern als seine Ebenbilder. Sowohl die Bibel als auch die heiligen Schriften der Hindus verkünden dies. Ein Bettler, der zum Haus eines Reichen geht und um eine kleine Gabe bittet, empfängt das, was man einem Bettler zuwirft; doch der Sohn kann alles, was er erbittet, von seinem Vater erhalten. Deshalb sollten wir uns nie als Bettler betrachten. Die großen Meister - Christus, Krishna und Buddha - haben nicht gelogen, als sie sagten, wir seien Gott zum Bilde erschaffen.
Und dennoch sehen wir, dass einige Menschen alles haben, dass sie sozusagen mit einem silbernen Löffel im Mund geboren werden, während andere nichts als Niederlagen und Schwierigkeiten erleben. Wo ist bei ihnen das Ebenbild Gottes? In jedem von uns liegt die Kraft des GEISTES verborgen, es kommt nur darauf an, sie zu entwickeln. Wenn ihr aus den Erfahrungen, die ich mit Gott gemacht habe, lernt, werdet ihr mit Sicherheit das, was ihr sucht, finden. Vielleicht seid ihr früher enttäuscht worden, weil eure Gebete nicht erhört wurden. Verliert aber nicht den Glauben! Wenn ihr feststellen wollt, ob Gebete erhört werden oder nicht, müsst ihr innerlich von der Kraft des Gebets überzeugt sein.
Eure Gebete sind vielleicht nicht erhört worden, weil ihr die Rolle des Bettlers gewählt habt. Außerdem müsst ihr wissen, was ihr rechtmäßig von eurem Himmlischen Vater erbitten könnt. Wenn ihr zum Beispiel von ganzem Herzen und mit ganzer Kraft darum bittet, über diese Welt zu herrschen, wird euer Gebet sicher nicht erhört; denn allen Gebeten um irdische Dinge sind Grenzen gesetzt, und das muss so sein. Gott wird seine Gesetze nicht brechen, um unsere launischen Wünsche zu befriedigen. Aber es gibt eine richtige Art zu beten. Es heißt, dass die Katze neun Leben habe; doch unsere Probleme haben neunundneunzig. Ihr müsst einen Weg finden, der zähen Katze eurer Probleme den Garaus zu machen. Das Geheimnis des erfolgreichen Betens liegt darin, dass ihr euch nicht mehr als Bettler betrachtet, sondern als Kinder Gottes. Wenn ihr euch in diesem Bewusstsein an Ihn wendet, besitzt euer Gebet sowohl Kraft als auch Weisheit.
In der Willenskraft liegt der Keim des Erfolges
Die meisten Menschen sind außerordentlich nervös oder angespannt, wenn sie irgendetwas vollbringen wollen, woran ihnen viel gelegen ist. Durch aufgeregtes, nervöses Handeln zieht man die Kraft Gottes nicht an; doch ausdauernder, ruhiger und machtvoller Gebrauch des Willens rüttelt alle schöpferischen Kräfte wach, sodass man eine Antwort vom Unendlichen erhält. Bei allem, was wir uns vornehmen, liegt der Keim des Erfolges in unserer Willenskraft. Wenn der Wille durch wiederholte Schwierigkeiten erschüttert worden ist, kann er zeitweilig gelähmt werden. Doch der entschlossene Mensch, der sich sagt: "Auch wenn mein Körper zusammenbricht, bleiben mein Kopf und mein Wille davon unberührt.", bringt höchste Willenskraft zum Ausdruck.
Es ist die Willenskraft, die euch Göttlichkeit verleiht. Wenn ihr euren Willen nicht mehr gebraucht, seid ihr nur gewöhnliche Sterbliche. Manche behaupten, wir sollten unseren Willen nicht dafür gebrauchen, die Umstände zu ändern, weil wir sonst in Gottes Plan eingriffen. Warum aber hat uns Gott den Willen gegeben, wenn wir ihn nicht einsetzen sollen? Ich begegnete einmal einem Fanatiker, der gegen jeden Gebrauch der Willenskraft war, weil sie nur den Egoismus stärke. "Sie gebrauchen in diesem Augenblick ziemlich viel Willen, um sich mir zu widersetzen.", erwiderte ich. "Sie wenden Ihren Willen an, wenn Sie sprechen, Sie sind gezwungen, ihn zu gebrauchen, um zu stehen, zu essen, ins Kino zu gehen, selbst um sich schlafen zu legen. Alles, was Sie tun, müssen Sie vorher wollen. Ohne Willenskraft wären Sie ein bloßer Automat." Als Jesus sagte: "Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst …", meinte er damit nicht, dass man seinen Willen nicht gebrauchen solle. Er wollte nur erklären, dass der Mensch lernen müsse, seinen von Wünschen regierten Willen dem Willen Gottes unterzuordnen. Daher ist richtiges und beharrliches Beten eine Willensäußerung.
Ihr müsst glauben, dass sich das, worum ihr betet, verwirklichen kann. Wenn ihr euch ein Haus wünscht, aber innerlich denkt: "Du Dummkopf, du kannst dir überhaupt kein Haus leisten.", müsst ihr euren Willen stärken. Wenn die Worte "es geht nicht" aus unserem Geist verschwinden, kann die göttliche Kraft dort einziehen. Ein Haus fällt euch nicht in den Schoß; ihr müsst euren Willen ständig entwickeln, indem ihr richtig handelt. Wenn ihr beharrlich seid und euch von keinen Fehlschlägen entmutigen lasst, wird das, was ihr euch wünscht, eintreten. Selbst wenn in dieser Welt nichts existiert, was eurem Wunsch entspricht, euer Wille aber nicht nachlässt, wird das gewünschte Ergebnis irgendwie zustande kommen. Diese Art von Willen bringt Gottes Antwort; denn der Wille kommt von Gott, und ein beharrlicher Wille ist göttlicher Wille.
Dieser Artikel aus dem Buch: Die ewige Suche des Menschen von Paramahansa Yogananda (©1975 Self-Realization Fellowship, Los Angeles, Kalifornien); ist ein Auszug aus einem Vortrag, den Yogananda 1939 im Internationalen Hauptsitz der Self-Realization Fellowship in Los Angeles, Kalifornien gehalten hat. Der Abdruck in der KGS Berlin wurde mit freundlicher Genehmigung der Self-Realization Fellowship, Los Angeles, Kalifornien erteilt.
Paramahansa Yogananda (1893-1952), der Gründer der gemeinnützigen internationalen Organisation Self-Realization Fellowship, ist der Autor des spirituellen Klassikers Autobiographie eines Yogi und ist weithin als Vater des Yoga im Westen bekannt. In Deutschland gibt es Meditationszentren der Self-Realization Fellowship in 22 Orten, einschließlich eines spirituellen Retreats in Bermersbach. Für mehr Informationen besuchen Sie bitte Yogananda.org.
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Raus aus der Seifenblasenrealität - Ohne Leid keine Resilienz ... von Nady Mirian
Tod und Geburt sind Teil unserer Existenz: Leid fängt somit mit der Geburt an. Das erscheint zwar zunächst alles andere als Zuversicht erweckend, doch müssen wir diese Aussage nicht zwangsläufig pessimistisch verstehen. Denn Schopenhauers Erkenntnis hat auch eine versteckte Seite: Wenn mir von klein auf bewusst ist, dass das Leben Höhen und Tiefen bereithält, dass ich nicht in einer Seifenblase der Heilskultur wabere, so wie wir sie verstärkt in den sozialen Netzwerken erleben, dann kann ich einen positiven Umgang mit Leid als Bestandteil meines Lebens pflegen. Positiv bedeutet an dieser Stelle, dass es keine Resilienz, kein inneres Wachstum ohne Leid gibt. Du kannst nicht wissen, ob du resilient bist, solange du keine Leiderfahrungen "erfolgreich " - das heißt, ohne psychische und physische Langzeitfolgen - bewältigt hast. Leid und Resilienz bilden für mich ein Kontinuum. Ohne das eine, gibt es auch das andere nicht.
Die Wissenschaft sieht das ähnlich, genauer gesagt die Resilienzforschung, die sich etwa seit 1970 damit beschäftigt, wie man trotz durchlebter vulnerabler Phasen innere Widerstandskraft entwickeln kann. Heute weiß man, dass der Umgang mit solchen Lebenssituationen und Leiderfahrungen kein Knopfdruck ist, sondern ein dynamischer Anpassungsprozess. Dieser findet selbstverständlich nicht dadurch statt, dass ich meine Leidgeschichte auf Instagram teile, sondern indem ich meine eigenen Kompetenzen näher kennenlerne und erweitere. Anschließend kann ich das Leid mit den entsprechenden Bewältigungsstrategien behandeln, die wir alle subjektiv entwickeln.
Das Paradoxe in unserer Gesellschaft: Einerseits inszenieren wir unser Leiden - andererseits steht Leid immer noch zu sehr im gesellschaftlichen Hintergrund. Geradezu reflexhaft versuchen wir, Leid über verschiedene Strategien wie übermäßigen Sport, übermäßig gesunde Ernährung und Selbsthilfe-Posts auf Instagram wegzuschieben, womit wir verdeutlichen, dass wir gesellschaftlich keine gesunde, keine angemessene individuelle Leidkultur haben. Damit meine ich nicht, dass wir unser Leid nicht mit anderen teilen sollen. Eher meine ich, dass wir lernen müssen, richtig mit unserem Leid umzugehen und es anzunehmen. Die Gesellschaft, die sozialen Medien, unsere Freund*innen, Familie oder
Bekannte machen uns bewusst und unbewusst Druck, dass es immer weitergehen soll. Über Leid gibt es so viele kitschige Sprüche, die wir im Alltag gern nutzen, nur wollen wir es nicht als wertvolle Ressource betrachten, da wir Leid als Gefahr wahrnehmen.
So kommt es oft zu einer Leid-Bagatellisierung und Zusprüchen wie "Das wird schon", "Ist doch nicht schlimm", "Lass uns über was anderes sprechen" und so weiter. Solche Reaktionen helfen uns allerdings nicht wirklich dabei, unsere Gefühle adäquat wahrzunehmen. Wir verschließen uns mit dem Leid, öffnen uns weniger dem Umfeld, da wir Angst entwickeln, die anderen zu "nerven". Dieses Verschließen führt zu einer Internalisierung unserer Leiderfahrung, und wir fühlen uns elend, da wir zu allem Überfluss noch Schamgefühle entwickeln. Und diese Scham bringt uns nicht weiter, sondern bewirkt das Gegenteil.
Deshalb befürworte ich eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema Leid, obwohl dies nicht einfach ist, wenn man sich in einem gesellschaftlichen Umfeld bewegt, das keine offene Verarbeitung zulässt - und vor allem kaum Perspektivenwechsel, um nach Lösungen zu suchen. In unserer kapitalistischen Gesellschaft stehen Selbstoptimierung und Leistungsdruck im Zentrum unseres täglichen Lebens.
Stärke ist allgegenwärtig: Jeder kennt die Vielzahl von Büchern über emotionale Stärke, die uns versprechen, dass wir nur unsere Schwächen überwinden müssen und dann alles gut wird. Angefangen bei "Zehn Schritten, um schnell zu heilen" bis hin zu "Wie Sie Krisen mit mehr XY bewältigen können" und zahlreichen anderen Anleitungen, um "Stärke" zu erlangen. Das klingt verlockend, oder? Doch in Wahrheit bieten uns diese Bücher nur kurzfristige Hilfe. Wir suchen nach Selbstzerstörung, indem wir glauben, wir könnten Leid mithilfe einfacher Schritte wie in einer Anleitung behandeln.
Mich beschäftigt immer wieder die Frage: Warum betrachten wir Leid nicht als einen unvermeidlichen Bestandteil unseres Lebens? Ich traue mich manchmal kaum, mein Interesse an Menschen und ihren Umgang mit Leiderfahrungen offen zuzugeben.
Doch auch wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, fällt mir auf, dass ich schon als junges Mädchen neugierig darauf war, wie es Menschen schaffen, diese zu durchleben und dann gefestigt daraus hervorzugehen.
Die Auseinandersetzung mit Leid war ein Teil meiner Kindheit.
Die erste Leidenserfahrung zu Hause war die Krankheit meiner Mutter. Ich erinnere mich gut an das Gefühl, das ich empfand, als ich meine Mutter an meinem fünften Geburtstag im Krankenhaus besuchte. Ich verstand damals nicht genau, was ihr fehlte. Doch obwohl ich wusste, dass etwas nicht stimmte und mehr wissen wollte, wurde die Krankheit meiner Mutter in meiner Familie nicht thematisiert. Damit sprachen wir nicht nur nicht über ihren Zustand und ihr Leid, sondern auch nicht über unseres. Es dennoch zu tun, hätte einen Tabubruch bedeutet.
Entsprechend früh begann meine Reise in das Erforschen des emotionalen Schmerzes: Wieso wird dieser nicht auskommuniziert? Kinder nehmen alles wahr, sie spüren mehr, als man ihnen zutraut. Wir unterschätzen oft ihre Wahrnehmungsfähigkeit.
In der Schulzeit beobachtete ich vergleichbare Situationen und war immer wieder von der Tabuisierung von Gefühlen überrascht.
Als eines Tages meine Klassenkameradin hinfiel und unsere Lehrerin sie ermahnte "Nicht weinen, Liebes", fragte ich mich, warum sie eigentlich nicht weinen sollte. Hinfallen tut doch weh.
Heute weiß ich, dass der Gedanke stimmte: Der Schmerz des Hinfallens kann über Tränen angenommen und verdeutlicht werden.
Jedoch kann diese Reaktion auch eine Überforderung der Umwelt bedeuten, selbst wenn es sich dabei um ein Kind handelt.
Die Umwelt will uns offensichtlich nicht weinen und leiden sehen. Wieder so ein Tabu - und anscheinend gab es das nicht nur innerhalb meiner Familie.
Ich bin in einem persisch-deutschen Elternhaus voller Liebe, Kultur und Bildung groß geworden. Meine Eltern trugen den Schmerz der persischen Revolution von 1979 in sich, Leid, Politik und Exil waren Hauptthemen, mit denen sie in Deutschland zu kämpfen hatten. Ihre politischen Einstellungen und das Aufklären über politische und gesellschaftliche Zusammenhänge flossen deshalb früh in meine Erziehung ein. Mein Vater, ein Feminist und Demokrat, hatte eine bekräftigende Haltung mir und dem Leben gegenüber. Er gab mir mit, dass es das Wichtigste sei, sich treu zu bleiben, und dass Integrität Bestandteil meines moralischen Fundaments sein sollte.
Ich lernte früh, dass ich mir treu bleiben und lernen soll, mich nicht von der Masse beeinflussen zu lassen, sondern immer meinem inneren Kern zu wahren und zu schützen. Sich selbst treu zu bleiben erweist sich jedoch speziell dann als Herausforderung, wenn vermeintlich negative Gefühle wie Leid weder zu Hause noch in der Schule einen Platz haben. Damals war mir nicht klar, dass die gesellschaftlichen Regeln, wie mit Leid umzugehen ist, noch einen sehr großen Einfluss auf mich, meine Denkweise, mein Verhalten und meine Gefühle haben würden.
Mit zwölf Jahren entdeckte ich Bruno Barbeys Bilderreihe Iran - mein mir bis heute fremdes Herkunftsland - im Bücherregal meines Vaters. Statt in Jugendzeitschriften wie der Bravo zu blättern, entwickelte ich durch die Arbeiten der Fotoagentur Magnum Photos ein großes Interesse für die Dokumentar- und Kriegsfotografie. Ich stieß auf die Arbeiten von Henri Cartier- Bresson, George Rodger, Robert Capa oder auch Sebastião Salgados Bilderreihe von 1984 in der Sahelzone: ausgemergelte Körper von Kindern, Frauen und Männern, die Ungerechtigkeit der Welt - ich hier und die Menschen dort. Der Anblick dieser Bilder war ein leidvoller.
Doch Leid war nicht das Einzige, was ich fühlte. Es entstand auch Antrieb, eine Motivation, die ich vorher nicht kannte.
Meine Faszination für die unterschiedlichen Zugänge, mit Leid umzugehen, wuchs. Sie führte mich in meinem Studium zur Resilienzforschung zu der Frage, welche Faktoren Menschen benötigen, um mit Leid umgehen zu können. Heute bin ich Psychotherapeutin und unterstütze Menschen dabei mit ihrem Leidensdruck umzugehen. Die Psychotherapie bietet einen Ort, an dem Menschen leiden dürfen, ohne verurteilt zu werden. Einen Ort, an dem ich sein darf und darüber eine neue Freiheit im Umgang mit Krisen gewinnen kann. Der (emotionale) Krieg war nicht mehr nur in den Bildern der Fotografen, die ich kannte, sondern nebenan.
Ich bin überzeugt davon, dass sich jeder Mensch am besten durch Leiderfahrungen selbst kennenlernen kann und selbstständig entscheiden muss, wie er oder sie emotionalen Schmerz individuell verarbeiten kann. Unsere Gefühle gehören nur uns selbst, und niemand anders kann uns unseren Schmerz nehmen - Leiden ist immer eine subjektive Angelegenheit.
In diesem Buch blicke ich daher aus drei Perspektiven meines Lebens auf das Thema Leid: Zuerst beleuchte ich aus psychotherapeutischer Sichtweise die Bedeutsamkeit und Freiheit individueller Leidverarbeitung der Menschen. Diesen Schutzraum des freien Leidens kannst du auch für dich etablieren. Daran anknüpfend schöpfe ich aus meinen persönlichen Leiderfahrungen und meinem frühen und großen Interesse an Kunst und Fotografie, von denen ich glaube, dass sie uns allen einen besseren Zugang zur Verarbeitung des Themas ermöglichen können. Drittens teile ich meine Beobachtungen der Gesellschaft im Umgang mit Leid, so wie wir ihn alle tagtäglich erleben und nachvollziehen können.
Denn es ist dieser Umgang, den wir über unsere eigenen Handlungen verändern und ultimativ verbessern können.
Ich gehe sozusagen von innen nach außen vor: Als Erstes analysiere ich unsere kapitalistische und hochfunktionale Gesellschaft, die sozialen Netzwerke und die damit verbundenen Ratschläge und Anleitungen im gesellschaftlichen Miteinander, also im Wir-untereinander. Anschließend gehe ich auf den gesellschaftlichen Mythos Resilienz ein, führe wissenschaftliche Erkenntnisse zur Resilienz auf, die im Außen (d. h. in der Gesellschaft) fehlerhaft wiedergegeben werden.
Damit du Leid als einen Teil von uns betrachten kannst, nehme ich dich an die Hand. Im späteren Verlauf begleitest du mich in Interviews zur Leidverarbeitung. Diese habe ich mit verschiedenen resilienten Menschen wie Teresa Enke, Parastou Forouhar oder auch Dr. Christian Peter Dogs und anderen, die jeweils auf besondere Leiderfahrungen - aber auch besondere Bewältigungsstrategien - zurückblicken können, geführt. Über ihre Leidsituationen wie Suizid, Tod des eigenen Kindes, Mord der eigenen Eltern, Misshandlungserfahrungen und weitere gesellschaftlich tabuisierte Themen, nehme ich nicht nur ihre Bewältigungsstrategien in den Blick, sondern ich versuche auch, die Leidthemen, die uns Unbehagen bereiten, von ihrem Tabu zu befreien. Denn wie gesagt: Um Resilienz aufzubauen, dürfen wir die Auseinandersetzung mit Leid nicht scheuen.
Enttabuisieren bedeutet für mich nicht, ein Thema kurz anzuschneiden, sondern es in den Alltag zu integrieren und es umzusetzen. Einfach nur darüber sprechen reicht zum Enttabuisieren definitiv nicht aus. Mithilfe der Interviews möchte ich zeigen, dass auch das Undenkbarste und Unaussprechlichste bewältigt werden kann - und wie das in der Praxis gelingt. Denn Resilienz ist nicht plötzlich da, sondern ein lebenslanger Prozess.
Im Ausblick findest du keine Tipps und Tricks im Umgang mit Leid - stattdessen versuche ich, dir einen Lichtstrahl im dunklen Tunnel zu geben. Ich möchte dir im Leidmoment helfen, du sein zu dürfen oder dich auch für spätere Leiderfahrungen zu wappnen.
Ich vertrete die These, dass hinter dem Druck des Leidens und der Entwicklung psychischer Erkrankungen die Unkenntnis über unsere eigenen Leiderfahrungen steckt. Dazu gehört auch das Bagatellisieren unserer sogenannten negativen Gefühle, wie zum Beispiel Trauer. Um dies zu verdeutlichen, werde ich auf unsere gesellschaftlichen Strukturen eingehen, die unbemerkt unsere Denkweise des "richtigen Leidens" beeinflussen. Mit diesem Buch möchte ich dieser gesellschaftlichen Argumentation des "Du leidest falsch" entgegentreten.19 Denn diese schadet allen Menschen, die Leid erleben, nachhaltig. Und da wir alle früher oder später selbst betroffen sein werden, kann es nur in unserem eigenen Interesse sein, dieses Problem endlich von der Wurzel aus anzugehen! Menschen sind nicht von Geburt an resilient. Dass Resilienz im Handumdrehen antrainierbar und in "nur" einigen Schritten förderbar sei, ist ein kapitalistischer Mythos. Ist es nicht eine attraktive Vorstellung, man könnte sich frühzeitig für den Ernstfall, für Leid, vorbereiten oder auch mal über die Tiefe von menschlichen Lebenserfahrungen nachdenken? Nicht nur immer im "Happy Modus" sein? Wir bereiten uns schließlich auch auf Urlaube, Bewerbungsgespräche oder andere wichtige Ereignisse vor. Ich würde behaupten, dass wir gerne unsere Gefühle kontrollieren, da uns diese Kontrolle Glück verspricht. Bezüglich unserer Leiderfahrungen sollten wir jedoch nicht vergessen: diese können wir nicht kontrollieren. Wir können uns vorher kein Bild davon machen, was uns widerfahren wird und wie unsere Gefühle dabei aussehen werden. Was aber wichtiger für uns ist, ist zu wissen, dass resilient zu werden, ein langer, dynamischer und situationsabhängiger Prozess ist, der ein Leben lang andauern kann. Aus Leiderfahrungen können wir lernen und tatsächlich emotional stärker hervorgehen, weil wir uns näher kennenlernen. Wir sollten weniger die Leiderfahrungen als "Unglück" interpretieren, sondern wahrnehmen, dass es kein Leben ohne Leid gibt. Wenn wir also beginnen, realistisch auf das Konzept von Leiderfahrungen zu schauen, gewinnen wir Autonomie und Selbstwirksamkeit in unserer Beziehung zu unserem Glück.
So muss an dieser Stelle auch die heutige Westentaschenpsychologie in den sozialen Netzwerken erwähnt werden, die das Leid als Funktion für Fame und Follower ausschlachtet. Während ihr Erfolg auch als Hinweis auf die Suche nach der sehnlichen Erlösung begriffen werden kann, darf er nicht darüber hinwegtäuschen, dass Leid und Resilienz ein Kontinuum bilden.
Ebenso möchte ich impulsgebend darauf aufmerksam machen, dass jeder seine eigene Leidkultur entwickeln kann, und dass gesunde Bewältigungsstrategien nicht einfach so plötzlich "da" sind, um mit den Leiderfahrungen umzugehen. Diese musst du manchmal erst für dich suchen.
Wir brauchen eine radikale Konfrontation mit dem, wie wir leben, wie wir uns von der Gesellschaft leiten lassen und mit dem Strom schwimmen. Mein Ziel ist es, eine neue Sichtweise auf Leid zu eröffnen und (retrospektiv) Schönheit im Leid finden zu können. Denn - ich werde nicht müde davon, das zu betonen - ohne Leid gibt es keine Resilienz.
Liebe Leser*in, du brauchst keine gesellschaftliche Erlaubnis, zu leiden. Tief in dir drinnen, weißt du am besten, was du brauchst, um mit deinen Leiderfahrungen umzugehen. Also machen wir uns auf den Weg, unsere Scham abzulegen, Leiden zu enttabuisieren und unseren Umgang damit zu verbessern.
Der Abdruck des Buchauszugs erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Buchverlags Kösel.
Dr. phil. Nady Mirian hat die Frage nach einem konstruktiveren Umgang mit Leid zum Kern ihrer Arbeit gemacht. Sie ist approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Dozentin an der Universität zu Köln, wo sie Lehrinhalte zu Themen wie der Geschichte der Psychiatrie, Kriminologie und psychischer Gesundheit vermittelt.
Buchtipp:
Nady Mirian: Leid. Die emotionalen Wellen des Lebens. Warum schwere Lebensphasen dazugehören und uns sogar wachsen lassen. Kösel 8.2024, Gebundenes Buch, Pappband, 208 Seiten, 20 Euro
Hinweis zum Artikelbild: © Patrick Daxenbichler – AdobeStock
Schlafprobleme – eine Geißel des modernen Menschen ... von Barbara Simonsohn
Wer schläft, verpasst nicht sein Leben, im Gegenteil. Durch ausreichenden und guten Schlaf steigt die Lebensqualität und wahrscheinlich auch die Lebensdauer. Wir können durch guten Schlaf sogar unser Gedächtnis stärken und depressiven Verstimmungen vorbeugen. Außerdem sind wir kreativer und produktiver.
Mehr als jede dritte erwachsene Person ist in Deutschland von Schlafstörungen betroffen, das sind laut einer Ermittlung der DAK aus dem Jahr 2017 etwa 34 Millionen Menschen, Tendenz steigend. "Statista" spricht im Jahr 2024 von 43% der Deutschen zwischen 18 und 64 Jahren mit Schlafproblemen, das sind fast 36 Millionen. Dazu kommen die betroffenen Menschen, die älter als 64 Jahre und jünger als 18 Jahre sind. Nur Schweden - 49% -, Polen - 46% - und Finnland - 45% - liegen im internationalen Vergleich noch höher, das Schlusslicht ist Indien mit nur 26% Schlafgestörten. Damit gehören Einschlaf- und Durchschlafprobleme zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden in Deutschland. Je nach Art der Schlafstörung, auch Insomnie genannt, kann der Schlaf zu kurz oder zu lang, zu häufig unterbrochen oder nicht erholsam sein. "Schlafstörungen werden offensichtlich immer mehr zum Volksleiden", sagt Ursula Marschall, Medizinerin bei der Barmer Ersatzkasse (vgl. https://www1.wdr.de/nachrichten/studie-schlaf-schlafstoerungen-tipps-100.html ).
Das Besorgniserregende: auch bei jungen Menschen zwischen zwanzig und neunundzwanzig nehmen Schlafstörungen zu. Auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet waren 2023 gemäß der Barmer-Daten rund 283 670 junge Menschen betroffen, im Vergleich zu 201 150 im Jahr 2013 (vgl. "Schlafstörungen immer weiter verbreitet", zdf_ vom 25.10.2024). Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, da nicht jeder direkt zum Arzt geht, wenn er mal oder öfters nicht einschlafen kann.
Die Ursachen von Schlafstörungen
Die Ursachen von Schlafstörungen sind vielfältig. Als eine der Hauptgründe gilt Stress. Stress in der Partnerschaft, mit den Kindern, im Beruf oder angesichts der chaotischen politischen, wirtschaftlichen und klimatischen "Großwetterlage". Schichtdienst ist ein weiterer Grund, warum Menschen nachts nicht schlafen können. Es können dahinter auch gesundheitliche Probleme wie eine beginnende Depression stecken, aber auch die exzessive Nutzung von Elektrogeräten, zum Beispiel das Scrollen abends am Handy.
Wie wirken sich Schlafstörungen aus?
Schlaf ist lebenswichtig. Ohne Schlaf gibt es kein Überleben. 2013 machte eine gruselige Geschichte die Runde durch die Medien. Ein deutscher Praktikant einer US-amerikanischen Großbank, "Bank of America", arbeitete drei Tage und Nächte durch. Am Ende dieser Aktion war er tot (Focus online, aktualisiert am 9.9.2015 https://www.focus.de). Die Arbeitsbelastung der Praktikanten wird seither schärfer kontrolliert. Aus Folterberichten kennen wir die Methode des Schlafentzugs. Kein oder zu wenig Schlaf sind für unseren Körper eine Form von lebensbedrohlicher Folter, die uns psychisch und physisch in erheblichem Maße schadet.
Während wir schlafen, macht unser Körper eine Art Generalüberholung. Positives wird gespeichert, Negatives getilgt. Schlaf kann man also als Reparaturwerksatt für Körper und Seele betrachten oder als Check-Up fürs ganze System (vgl. Professor Kai Spiegelhalder, "Das Besser Schlafen-Prinzip", Hrsg. Stiftung Warentest, Berlin 2014, S. 30). Über den Tag sammeln sich im Körper Stoffwechselabfälle an, die in der Nacht entsorgt werden. Geschädigtes Gewebe wird repariert. Wichtige Informationen gelangen während des Schlafs ins Langzeitgedächtnis, während die unwichtigen aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht werden. Guter Schlaf ist ein "Update" für unseren Körper, damit er täglich seine vielfältigen Leistungen schaffen kann.
Schlechter Schlaf ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Fettlebererkrankung. Eine zu kurze Schlafdauer erhöht das Risiko für die Fettlebererkrankung um 15 Prozent (vgl. ebd., S. 31). Auch fürs Immunsystem ist ausreichender Schlaf sehr wichtig. Die Funktionsfähigkeit von T-Lymphozyten oder T-Zellen, die Krebszellen, Krankheitserreger und toxische Substanzen aus dem Verkehr ziehen, vermindert sich in Abhängigkeit vom Wachzustand des menschlichen Körpers. Schon eine schlaflose Nacht, so eine Untersuchung der Universität Tübingen, verringert die potentielle Immunantwort signifikant (vgl. ebd. S. 32). Das Immunsystem lernt im Schlaf. Ausreichend Schlaf fördert auch die Bildung frischen Blutes im Körper. Während des Schlafes ist der Prozess der Blutbildung verstärkt. Schlafen wir regelmäßig weniger als sechs Stunden, ist das Risiko für die Entwicklung eines Bluthochdrucks erhöht. Bei schlechtem Schlaf steigt die Gefahr, Übergewicht zu entwickeln. Guter Schlaf reduziert Blutzuckerschwankungen in der Nacht und senkt das Risiko für eine Diabetes-Erkrankung. Vor allem Menschen mit einem Diabetes profitieren also von gutem Schlaf (vgl. Spiegelhalder, a.a.O., S. 45). Die Länge unserer Schlafenszeit spielt also eine wesentliche Rolle für unsere Gesundheit.
Im Schlaf werden auch Schlackenstoffe in der Gehirnflüssigkeit wie Beta-Amyloid ausgeschieden. Beta-Amyloid ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Demenz und der Alzheimer-Erkrankung. Eine ausreichende Schlafenszeit ohne zu viele Unterbrechungen gilt als wichtige Prävention im Hinblick auf eine sich im Alter entwickelnde Demenz. Wissenschaftler konnten zeigen, dass schlaflose Nächte das biologische Hirnalter erhöhen (vgl. Spiegelhalder, a.a.O., S. 56). Gesunder Schlaf ist außerdem ein echter Stimmungsbooster. Eine unzureichende Regeneration während der Nacht sorgt verstärkt für Stimmungstiefs und Unausgeglichenheit am Tage, was für zusätzlichen Stress sorgt, was wiederum negativ für guten Schlaf ist. Schlaf und Psyche hängen viel enger zusammen, als manche Menschen das wahrhaben wollen (vgl. Spiegelhalder, a.a.O., S. 41). Die gleichen Hormone im Körper sind für Schlaf UND Stimmung verantwortlich, wie Dopamin und Serotonin. Schlafstörungen können ein Symptom für eine beginnende Depression darstellen, aber auch selbst Ursache dafür sein.
Schlaf wirkt wie Medizin auf Körper und Seele, auf deren Einnahme wir unser Leben lang nicht verzichten können. Wer ab und zu schlecht schläft, sollte noch nicht in Panik ausbrechen. Kritischer wird es, wenn die Schwierigkeiten länger als drei Monate anhalten. Dieses Warnsignal sollte ernst genommen und die Gründe für diese Probleme ärztlich untersucht werden. Schlafprobleme sind auch wirtschaftlich ein ernstes Problem. Eine Studie fand heraus, dass Kanada pro Jahr 21 Milliarden Dollar an Wirtschaftskraft einbüßt, weil die Arbeiter und Angestellten nicht ausgeschlafen und damit vermindert leistungsfähig sind (vgl. Spiegelhalder, a.a.O., S. 55). Für Deutschland gibt es ähnliche Berechnungen. Außerdem steigt das Unfallrisiko durch Müdigkeit und die Gefahr des Sekundenschlafs, was im Straßenverkehr und bei der Bedienung von Maschinen lebensgefährlich werden kann.
Schlafmittel und ihre Gefahren: 39 Prozent der Deutschen greifen zu Einschlafmitteln, 22 % zu verschreibungspflichtigen Schlafmitteln
Die Einnahme von Schlafmitteln ist in Deutschland weit verbreitet, so eine Untersuchung der Betriebskrankenkasse Pronova BKK, veröffentlicht im Januar 2025. Vier von zehn Deutschen greifen danach zu Medikamenten oder anderen Hilfsmitteln für einen besseren Schlaf. Mit 57% ist der Anteil unter den 18- bis 29-Jährigen besonders hoch, nur 28% der über 60-Jährigen nehmen Einschlafmittel. Darunter zählen auch pflanzliche Mittel wie Baldrian, Passionsblume, Melisse oder Hopfen, aber auch Melatonin. 22 % der Deutschen nehmen verschreibungspflichtige Schlafmittel. Auch hier ist der Anteil der 18- bis 29-Jährigen mit 40% besonders hoch. Verschreibungspflichtige Benzodiazepine wie etwa Valium helfen zwar gegen Schlafstörungen, machen aber abhängig, warnt Pronova-Beratungsarzt Gerd Herold, besonders, wenn sie über mehrere Wochen eingenommen werden. Außerdem haben sie weitere Nebenwirkungen. Schlafmittel, die sedierend wirken sind gefährlich hinsichtlich von Tätigkeiten wie Autofahren, Teilnahme am Straßenverkehr und bei der Arbeit mit potenziell gefährlichen Maschinen und Werkzeugen. Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für Stürze. Man nennt dies Hangover-Effekt. Bei abruptem Absetzen dieser Medikamente besteht die Gefahr typischer Entzugserscheinungen wie Unruhe, Angst, Zittern, Schwindel oder erneuter massiver Schlafstörungen (vgl. Spiegelhalder, S. 141). Das Ausschleichen sollte nur in Begleitung des behandelnden Arztes erfolgen und kann mehrere Wochen oder Monate dauern.
Rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungen
Hopfen, Melisse, Baldrian, Johanniskraut, Melisse und Eisenkraut gelten als "sanfte Medizin". "Wissenschaftlich gesehen ist die Wirkung der genannten Mittel auf den Schlaf nicht hinreichend belegt", so Spiegelhalder (a.a.O., S. 145). Sedierende Antihistaminika werden oft missbräuchlich bei Schlafproblemen genommen. Sie bringen allerdings auch die Gefahr einer Gewöhnung mit sich und beeinträchtigen die Verkehrstüchtigkeit und das Reaktionsvermögen. Bei Melatonin "ist es in Studien bisher nicht gelungen, eine ausgeprägte positive Wirkung von Melatoninpräparaten bei Menschen festzustellen, die unter Ein- oder Durchschlafstörungen litten. Wer Melatonin ausprobieren will, sollte dies nur nach ärztlicher Absprache tun." (ebd., S. 147).
Rosmarin überzeugt hingegen bei den pflanzlichen Einschlafhilfen. 68 Studenten bekamen vier Wochen lang täglich 500 Milligramm Rosmarin-Extrakt, die Kontrollgruppe ein Placebo. In der Rosmarin-Gruppe dieser randomisierten doppelverblindeten Studie aus dem Jahr 2018 verbesserte sich die Schlafqualität signifikant. Auch das Gedächtnis verbesserte sich, und Ängste und depressive Gedanken waren verringert (vgl. P. Nematolahi u. a., "Effects of Rosmarinus officinalis L. on memory performance, anxiety, depression and sleep quality in university students: A randomized clinical trial", 2018, Complementary Therapies in Clinical Practice 30 (2018) 24-28). Vgl. ausführlich auch Barbara Simonsohn, "Heilsame Küchenkräuter", Mankau 2025).
In einer Anwendungsstudie unter Patienten naturheilkundlicher Praxen hat sich jetzt herausgestellt, dass auch ein Balsam aus einer bestimmten Zistrose-Art und Rosmarin für einen guten Schlaf sorgen (Christian W. Engelbert, "Wirksamkeit eines Balsams aus Cistus und Rosmarin bei Schlafstörungen und anderen somatischen Beschwerden - eine Anwendungsbeobachtung", Thieme, 73. Jahrgang 2024, S. 280-286). 125 Patienten mit Ein- und/ oder Durchschlafstörungen, die länger als drei Monate bestanden, nahmen an der vierwöchigen Studie teil, die von Ärzten begleitet wurde. Bei mehr als 70 Prozent der Probanden verbesserten sich unterschiedliche Schlafstörungen wie Einschlafstörung, Durchschlafstörung und mangelnde Schlafqualität erheblich. Bei 71% der Probanden mit Herzproblemen konnte außerdem eine Verbesserung der Symptomatik erzielt werden, bei 70% der Betroffenen verbesserten sich Verdauungsstörungen wie Obstipation und Blähungen. Das Präparat, was äußerlich aufzutragen ist, heißt Lefteria Bio Balsam von Dr. Pandalis.
Was hilft noch?
Empfohlen wird bei Schlafstörungen, Mediation zu erlernen (vgl. ebd., S. 160). "Kleine Meditationen helfen, Kräfte im Inneren zu sammeln. Die Konzentrationsfähigkeit steigt, Stress im Laufe des Tages kann oft besser verarbeitet werden." (vgl. ebd., S. 160). Meditieren aktiviert den Vagusnerv, dadurch sinken Herzfrequenz und Blutdruck, Körper und Geist können sich beruhigen, und der Cortisolhaushalt normalisiert sich (vgl. Martin Schlott, "Erfolgsfaktor Schlaf", Ariston, München 2021 S. 145). Das authentische Reiki gehört zu den Meditations- und Entspannungsmethoden. Auch sich bewegen bringt Segen, und zwar am besten morgens. Der Körper schüttet Glückshormone aus und sorgt dafür, dass man stressresistenter durch den Tag kommt (vgl. ebd., S. 160). 15 bis 30 Minuten reichen für einen erholsamen und besseren Schlaf.
Bewegung draußen am besten vormittags ist optimal, weil wir Licht brauchen, um uns wohlzufühlen. Die körpereigene abendliche Melatoninproduktion wird damit angeregt. Selbst ein trüber Herbsttag kommt auf etwa 3 500 Lux, der Lichteinheit, das ist das Siebenfache der durchschnittlichen Beleuchtung in Innenräumen. Frische Luft hält uns außerdem gesund, und wer gesund ist, schläft besser. Schlaffördernd insgesamt ist es, Sport zu treiben, Entspannungstechniken und Sonnenlicht zu nutzen, an die frische Luft zu gehen, mehr Obst und Gemüse zu essen, Wechselduschen zu praktizieren, viel Alkoholfreies zu trinken und Freunde zu treffen (vgl. Spiegelhalder, S. 169). Gesunder Schlaf ist nicht alles, aber ohne gesunden Schlaf ist alles nichts. Passen Sie gut auf sich auf!
Barbara Simonsohn (geb. 1954) ist Ernährungsberaterin und Reiki-Lehrerin. Seit 1995 hat Barbara Simonsohn zahlreiche Ratgeber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit veröffentlicht. Ihre Webseite: www.barbara-simonsohn.de
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