Artikel aus der aktuellen Ausgabe - KGS Berlin - Körper Geist Seele

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Artikel aus der aktuellen Ausgabe

Aktuell

30 Jahre verkörpert, begeistert & beseelt


Die Zeitschrift KGS Berlin aus dem Körper Geist Seele Verlag gibt es nun seit 30 Jahren. Zeit zum Feiern! In unserer schnelllebigen Zeit ist es ja nicht selbstverständlich, dass sich ein Medienprodukt so viele Jahre lang hält. Was hat sich in dieser Zeit in der an Körper, Geist und Seele interessierten Zielgruppe verändert? Damit befasst sich dieser Text. Geschrieben von einem, der seit 1985 als Medienmacher diese Zielgruppe bespielt und seit 2016, also seit acht Jahren, regelmäßig für KGS-Berlin schreibt.

Zunächst ein paar Worte zu dem Begriffs-Trio "Körper-Geist-Seele". Diese Aufteilung in drei Ebenen oder Bereiche, in denen wir Menschen existieren, ist zwar seit der Antike in der Philosophie etabliert. Als die Zeitschrift KGS Berlin 1994 ins Leben gerufen wurde, zeigten diese Begriffe der "schweigenden Mehrheit" jedoch, dass ihre Anwender ein bisschen komisch sind, weil sie meditieren oder Yoga machen. Heute sind Begriffe wie Meditation und Yoga sowie ihre Anwender nicht mehr "so komisch". Fast schon tut es gut, in einem Bewerbungsschreiben nebenbei zu erwähnen, dass man Yoga macht und meditiert, weil das dem Arbeitgeber Resilienz signalisiert. Es zeigt, dass du kein Typ bist, der nur an Geld und Erfolg interessiert ist, sondern dass du auch auf Ernährung und Gesundheit achtest - und vielleicht sogar ein Gewissen hast, das du nicht bereit bist, für die Zeit, die du arbeitest auf einen der Bügel an der Garderobe zu hängen.


Das Linkshemisphärische
Längst haben die großen Frauenzeitschriften ohne Ausnahme die Thematik von KGS Berlin mit ins Programm genommen. Auch beim Focus, dem SPIEGEL und der ZEIT findet man diese Themen immer öfter auf dem Titelblatt, denn es haben auch die großen Medien gemerkt, dass ihre Leser den neuesten Stand des Gezänks der Parteien und sowie die politischen Nachrichten über die aktuellen Kriege, Hungersnöte und Umweltkatastrophen nicht jeden Tag schon zum Frühstück auf dem Tisch haben wollen.
Was Geist und Seele unterscheidet und ob da nicht auch das Herz mitspielen sollte, bleibt allerdings nach wie vor rätselhaft - für die Wissenschaft sowieso, aber auch für unsere Medien und ihre Klientel. Wie wäre es mit Körper-Geist-Herz? Oder Körper-Herz-Seele? Aber … wo bliebe dann der Geist? Und müssten wir den nicht in Mind und Spirit unterteilen, wie es im Englischen geschieht? Ach, alle diese Fragen … Für taffe Leute sind das nach wie vor einfach "die soften Themen". Die ihnen Zugewandten belächeln sie immer noch oft als Sensibelchen oder Hypochonder. So lange, bis sich auch der Taffste wegen Burnout in die Reha verabschiedet. Oder, wenn's richtig schlimm kommt, er oder sie an einer künftigen Ostfront dem Wahnsinn der aktuellen Kriegstüchtigkeit geopfert wird.

Wir "Alternativen"
Als KGS Berlin geboren wurde, war meine eigene Zeitschrift, die Connection, schon neun Jahre alt. Sie bespielte ähnliche Themen wie KGS. Diese waren für den Mainstream damals noch vergleichsweise neu, vor allem für die in der DDR Aufgewachsenen.
Wir hielten uns für "Alternative" und verwendeten diese Selbstverortung damals noch mit Stolz. Erst in der Corona-Zeit ist der Begriff der "Alternativen" durch die Ausgrenzung der Ungeimpften als Unangepasste, Querdenker und Schwurbler in Verruf geraten. Wir fühlten uns damals als Vorhut eines neuen Zeitalters und nannten es das NewAge. Wir fühlen uns im Aufbruch zu etwas Großem, Neuem. Unsere Bewegung war getragen von der Hoffnung, dass die einseitig linkshemisphärisch Dominierten - Momos Graue Herren und all die anderen Taffen und Unsensiblen - zu einem Ancien Régime gehörten, das ebenso wie die Nomenklatura in Moskau und die einstigen Helden der DDR sich nun bald verschämt in den Hintergrund verziehen würde.
Wie sehr sollten wir uns doch darin täuschen! Zwar sind unsere Themen allmählich in den Mainstream hinein diffundiert. Das gelang aber nur in einer abgeschwächten, für den Kommerz brauchbaren Version. Womit sich kein Reibach machen ließ, das wurde weggelassen und blieb einer kleinen, nicht so leicht käuflichen Zielgruppe vorbehalten, die weiterhin am Rand der Gesellschaft ihr Ur- und Unwesen treibt.

Spirituelle Trends
Es war dieser Prozess der Kommerzialisierung und Verflachung, der mich in den 90er und Nuller Jahren immer mehr in den Humor trieb. Was dem Auslachen standhielt, sollte das Echte sein, das war eines meiner Motti. Der vorgefundenen Seichtspiritualität stellte ich eine Tiefenspiritualität gegenüber. Vielleicht ein bisschen so, wie die Tiefenökologie sich von der normalen Ökologie abgesondert hatte. Neue Säue wurden durchs Dorf getrieben, vor allem immer wieder neue Varianten des positiven Denkens. Avatar sei als Beispiel dafür genannt. Dieser Selbstfindungs- und Kreationskurs wurde in den 90er Jahren groß und hielt sich eine Weile. Heute kennt ihn unter den unter 50-jährigen kaum mehr jemand.

Vom Neurotiker zum Traumatisierten
Allerdings wecken heute Begriffe wie Meditation und Resilienz quer durch die Gesellschaft positive Assoziationen. Trauma und Traumatisierung sind Modewörter geworden. PTBS zu haben, ist fast schon normal - früher waren es nur die Neurosen, die irgendwie jeder hatte. Heute geht man zur Therapie ins Fitnessstudio oder macht Yoga - alles irgendwo ganz normal. Vermutlich werden auch professionell begleitete psychedelische Sitzungen mit Ayahuasca, LSD, MDMA und Pilzen bald ganz normal und jedenfalls in den Alternativ-Szenen angesagt sein. Cannabis ist es ja schon.

Auch das Dann&Dort will integriert werden
Sind wir in all diesen Jahren stiller, gelassener und spirituell reifer geworden? Würde Ken Wilber uns Lesern von KGS Berlin im System der Spiral Dynamics auf einer höheren Entwicklungsstufe verorten als vor 30 Jahren? Vielleicht ein bisschen, aber nicht so sehr, wie wir das in unserem Enthusiasmus damals glaubten, als uns die Erleuchtung und die Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe nur ein paar Workshops oder spirituelle Festivals entfernt schien. Wir waren dem Hier&Jetzt doch schon so nah! Wir hatten unseren Eltern verziehen und schon so viel Schattenarbeit gemacht! Die Integration des Hier&Jetzt mit dem Dann&Dort, des Absoluten mit dem Relativen, ist eben doch nicht so leicht zu wuppen, wenn man gerade eine Trennung oder Kündigung zu verkraften hat oder ein geliebter Mensch überraschend stirbt.

Von den Gurus zu den Influencern
Damals gehörten (je nach spezieller Zielgruppe) Sai Baba, Bhagwan, Ram Das, Chris Griscom und Ron Hubbart zu den angesagten Idolen. Heute sind das, vor allem für die nach 1990 Geborenen, Stars wie Laura Malina Seiler oder auch Robin Kaiser, den ich persönlich kenne, denn er hat mal bei mir in Berlin, im Hotel Essentis an einem Humorworkshop teilgenommen. Jetzt ist er ein Stern am Himmel der jungen Spirituellen.
Unter den popspirituellen Magazinen gehörten Happinez und das Engel-Magazin zu den Early Birds. Bald darauf folgten Herzstück, Flow, Auszeit, Einfach sein, Ich bin und einige andere, die gerne Alltagsweisheiten und Küchenpsychologie mit Zitaten von Buddha, Laotse, dem Dalai Lama, Gandhi und Einstein mischen. Sie wollen so bei der Leserin - vor allem Frauen lesen das - die Fähigkeit zur Selbstliebe stärken und sie trotz düsterer politischer Nachrichten befähigen, ihr Leben doch noch irgendwie schön zu finden. Dieser Trost mit positivem Denken funktioniert heute nicht viel anders als damals, nur das Vokabular hat sich ein bisschen geändert, und die Rolle der Gurus von damals haben nun zum Teil Influencer übernommen.

Optimismus
1994 - das war fünf Jahre nach der Öffnung der Mauer. Da freuten sich noch alle über die "Wiedervereinigung". Die sich im Lauf der Jahre doch eher als eine Annexion des östlichen Deutschland durch das westliche erwies, ohne Berücksichtigung dessen, was im Osten gar nicht so schlecht war: das Gesundheitssystem zum Beispiel und der weniger kommerzialisierte Alltag. Jedenfalls hofften damals viele, dass mit Gorbatschow, der Auflösung des Warschauer Pakts und Beendigung des Kalten Kriegs ein Zeitalter des Friedens begänne: Peace, Pace, Mir, Shalom, Salam, Shanti - überall in der Welt würde nun endlich Frieden einkehren. Die 90er Jahre waren jedenfalls mehr von Optimismus geprägt, als die 20er Jahre des folgenden Jahrhunderts es sind.

Führt innerer Frieden zu äußerem Frieden?
Den äußeren Frieden durch den inneren Frieden zu finden, das ist seit je ein Motto der von der Einheit von Körper, Geist und Seele bewegten, ganzheitlichen Subkulturen aller Zeiten. Allem Anschein nach genügt das Innere allein jedoch nicht. Oder haben wir einfach noch nicht genug meditiert? Hatte Karl Marx damit vielleicht doch irgendwie Recht, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt und nicht umgekehrt? Oder sollten wir die Sache besser so wie Ken Wilber betrachten, dass das Äußere und das Innere sich parallel - besser noch spiralig - weiterentwickeln müssen, um damit Marx und Hegel zugleich auf die Füße zu stellen und ihnen den Kopf zu waschen? Eine aktualisierte Körper-Geist-Seele-Bewegung könnte das vielleicht schaffen. KGS 2.0 würde man das heute wohl nennen und die Beta-Version erst noch testen.

Wir finden doch alles im Internet
Und ach … das Internet. Auch das World-Wide-Web begann ja mit einem Vorläufer des heutigen Internets circa 1994, also im Jahr der Gründung der Zeitschrift KGS Berlin. Was zur Folge hatte, dass die Kommunikation der Bewohner dieses Planeten sich von Jahr zu Jahr immer mehr weg vom Print ins Internet verlagerte. Eine gedruckte Zeitschrift in dieser Zeit zu beginnen und dann dreißig Jahre durchzuhalten, das ist nicht ohne. Wir finden heute ja alles, was wir brauchen, auf unserem Handy. Aber das Haptische, das Fühlen mit der Haut, das wollen wir nicht missen! Vielleicht auch das Riechen von Gedrucktem? Immerhin überlebt auch das Buch als Druckwerk. Warum dann nicht auch ein Periodikum wie KGS Berlin.

Think global, connect local
Und was macht so ein gedrucktes Lokalmedium für eine Stadt wie Berlin mit uns nach Ganzheit Suchenden? Think global, act local, connect local. Ein Printmedium für den Kiez wäre wahrscheinlich zu lokal. Eins für ganz Berlin, das ist offenbar eine Reichweite, die passt. Immerhin gibt es diese Zeitschrift nun seit 30 Jahren. Ob es KGS Berlin im Jahr 2054 allerdings noch gibt, das weiß keiner. Jetzt aber gibt es sie noch für Ihre Zielgruppe - ein kleines Heft, das man in der Hand halten und mitnehmen kann, beim Einkaufen ebenso wie auf dem Weg zu einer Veranstaltung. Die für einen selbst wichtigen Angebote und Termine kann man sich darin mit Bleistift oder Kuli anstreichen - versuch das doch mal auf einem Bildschirm! Im Internet findest du diese Termine zwar auch, aber mit mehr Rumgewische und gestört von Pop-ups mit Unwillkommenem. Außerdem schauen wir eh schon zu viele Stunden jeden Tag auf dieses kleine Gerät.

Wer glaubt noch an den Mainstream?
Mein Eindruck ist, dass die Gesellschaft als ganze heute für die ganzheitlichen Themen von KGS insgesamt durchlässiger geworden ist. Auch, weil der Mainstream mit seiner Weiter-so- und Wir-machen-alles-richtig-Arroganz immerhin ein bisschen an Selbstgewissheit verloren hat. Der Vertrauensverlust der alten Medien und Institutionen in der Bevölkerung ist ja unübersehbar. Es kann nicht so weiter gehen wie bisher, das ist die Grundstimmung in der Bevölkerung, quer durch alle Schichten und Weltanschauungen. Auch die Kirchen, die früher mal das Ressort Transzendenz für sich beanspruchten, haben an Glaubwürdigkeit verloren; fast schon haben sie sich selbst aufgegeben. Haben sie in Sachen Spiritualität überhaupt noch irgendwas zu sagen? Auch ihnen vertraut nur noch eine kleine Minderheit.

Echte Menschen treffen
Was kann dann die Rolle einer Zeitschrift wie KGS Berlin in dieser Umbruchszeit sein? Sie kann uns, die wir noch immer und vielleicht sogar immer mehr und entschiedener nach Transzendenz suchen, lokal miteinander verbinden. Dass wieder mal ein Influencer in Los Angeles eine geile Selbstoptimierungsmethode gefunden hat und damit im Web viele Likes erzeugt, das ist für die Bewohner von Charlottenburg oder Kreuzberg nicht so wichtig. Aber was in unseren "alternativen" Szenen in Berlin gerade angeboten wird, oder wo man zurzeit eine systemische Aufstellung machen kann, das ist für die Berliner wichtig.
In Zeiten der grassierenden Online-Süchte und nachlassenden Kompetenzen in der realen Welt sollten wir uns nicht damit begnügen, mit den gestylten Identitäten der im Internet sichtbaren Schönen und "ErfolgReichen" abzuhängen, sondern mit echten Menschen. Die triffst du nicht unbedingt mit noch ein paar hundert weiteren Wischbewegungen über deinen kleinen Bildschirm, sondern eher in deinem Kiez, vielleicht gar nicht weit von dort, wo du wohnst.

Sich Freunde suchen wie auf Facebook …
Vor ein paar Monaten besuchte ich jemanden in der (übrigens sehr guten) psychosomatischen Klinik Lahnhöhe bei Koblenz und fand dort an der Tür eines der Therapeuten folgenden Aushang:
"Da ich kein Facebook habe, versuche ich mir Freunde zu suchen und zwar außerhalb von der Facebook-Plattform, aber mit den gleichen Prinzipien. Also gehe ich jeden Tag auf die Straße und erkläre den Passanten, was ich gegessen habe, wie ich mich fühle, was ich am gestrigen Abend gemacht habe, gebe ihnen ein Foto von meiner Frau, von meinem Hund, wie ich mein Auto wasche und wie meine Frau näht. Ich höre aufmerksam den Gesprächen anderer zu und sage: "Es gefällt mir!". Und siehe da, es funktioniert! Zur Zeit habe ich fünf Personen, die mir folgen: Zwei Polizisten, einen Psychiater, einen Psychologen und einen Pfleger."

Körper ist immer lokal
Auch wenn uns heute die Nachrichten von dem Diktator aus Nordkorea oder der Hungersnot im Sudan so sehr treffen wie früher die von einer Rinderpest in "Meck-Pomm" oder den steilen Thesen eines bayerischen Ministerpräsidenten - unser reales Leben ist doch vor allem ein lokales. In unserer lokalen Umgebung kaufen wir unsere Lebensmittel ein, gehen tanzen, verlieben uns, suchen einen Parkplatz oder nehmen lieber das Fahrrad, das wir dann besser an einer festen Stange abschließen, sonst ist es bald weg. In unserer lokalen Umgebung verbinden wir uns mit Menschen, die Seele, Geist und - einen Körper haben! Der ist immer lokal. Der Körper lässt sich nicht digitalisieren, dernaturseidank geht das nicht.

Begeistert, beseelt und verkörpert!
Deshalb hoffe ich, dass es weiterhin lokale Medien gibt wie KGS Berlin, die mir helfen echten Menschen zu begegnen - auch in dreißig Jahren noch im Print? - wer weiß. Jedenfalls mag ich das Körperliche. Vor allem begeisterte und beseelte Körper mag ich, und beherzt dürfen sie auch sein.


Wolf Sugata Schneider, Jg. 52. 1985-2015. Hrsg. der Zeitschrift Connection. Autor von »Sei dir selbst ein Witz« (2022). www.connection.de, www.bewusstseinserheiterung.info, www.ankommen.website

Hinweis zum Artikelbild: © Eugenio Marongiu_AdobeStock



Warum es nie gut wird oder doch schon immer war ... von Katja Neumann


Als ich mich vor über 30 Jahren auf meinen "Heilweg" machte, wusste ich damals nicht, dass es einer ist und vor allem auch nicht, dass er nie aufhören würde. Ich hatte keine Ahnung davon, wie viele Schleifen, Umwege und dunkle Nächte es werden würden. Dunkle Nächte der Seele. Ein Reiserückblick ...

Welche Pille wählst Du?
Ein nicht ganz unbekanntes Szenario für vermutlich viele, die mit Menschen arbeiten, ist die sogenannte Desillusionierung im Erstgespräch. Nein, es ist keine Wunderheilung. Nein, nach einem Termin ist nicht alles gut. Ja, Entschuldigung, dann beginnt die Reise erst. Nein, ich schwinge keinen Zauberstab, ich sage auch nicht Ihre Zukunft voraus und nicht, welches der richtige Weg ist, und schon gar nicht nehme ich Ihnen die Verantwortung ab für Ihr Leben. Schade. Wollen Sie trotzdem?
Immer wieder fällt mir die Szene aus dem Film "Matrix" ein, in der Morpheus Neo fragt, ob er die rote oder blaue Pille wählt. Wenn er die blaue Pille schluckt, bleibt er in seiner Scheinwelt, die vielleicht nicht so toll, aber bequem ist. Wenn er die rote Pille schluckt, wird er abgekoppelt von der Massenhypnose, wird er durchgeschleudert und muss jeden Tag folgenschwere Entscheidungen treffen, die aber letztendlich Freiheit von allen Abhängigkeiten bedeutet. Innen wie außen. Von ewiger Glückseligkeit war nie die Rede.
So ist es gut, dass kein weiser Wahrsager mir vorher gesagt hat, was da auf mich zukommt. Mir hätte gegraut, ich hätte mich furchtbar gefürchtet. Aber zurück ging auch kein Weg. Rote Pille - es gab keine Alternative, ganz klar. Und dieser Artikel ist an all die anderen mutigen Seelen gerichtet, die sich ebenso entschieden haben.

Unsere Haltung und was sie mit und aus uns macht
Im Laufe der über 30 Jahre haben die Herausforderungen nicht abgenommen, im Gegenteil, sie wachsen mit uns, so wie Schulaufgaben von Klassenstufe zu Klassenstufe schwerer werden. Anderes wird so lange wiederholt, bis es sitzt. Themen, die noch nicht abgeschlossen sind, kommen immer wieder, nur im anderen Gewandt mit unterschiedlichen Special Effects, manchmal gut verkleidet und schwer zu enttarnen. Mist, wieder darauf hereingefallen. So beobachte ich bei mir selbst, wie bei meinen langjährigen Klienten, den gelegentlichen Frust über diese Wiederholungen. Früher dachte ich auch immer, ich gehe zwei Schritte vor und drei wieder zurück - wie ermüdend. Bis mir klar wurde, es ist eine Spiralbewegung - ja, man kommt immer mal wieder an den gleichen Themen vorbei, aber es ist immer eine Spiralbewegung weiter oben, kein Stillstand. Alles, was mir widerfährt, hat mit mir zu tun, nichts passiert ohne Grund. So abgegriffen wie wahr.
So sagt wohl jeder: "Nein, 20 möchte ich nicht noch mal sein, oder wenn, dann nur mit dem Wissen von heute". Wir möchten nicht missen, was wir erfahren haben, wir möchten nicht missen, dass wir gelassener, reflektierter und umsichtiger sind, nicht mehr sofort in uns zusammenfallen, wenn uns beispielsweise jemand mal nicht mehr mag oder nie mochte. Ich für meinen Teil kann heute gut damit leben, denn früher mochte ich mich nicht, heute sehr wohl. Es ist egaler, nicht gleichgültig, aber … so what?! Und das verändert alles. Meine ganze Haltung zu allem, angefangen bei mir selbst natürlich, meinen Blick auf die anderen, auf die Welt, meine Empathie mit allen Lebewesen, meine konsequente Auseinandersetzung mit dem Tod, den Übergängen, meinem Gottvertrauen (für das ich kein anderes Wort habe und es deshalb so sehr mag), eben alles. Ich bin so viel gnädiger geworden, und alleine wenn ich das schreibe - Gnade - fühle ich mich ein bisschen alt … und weise. Und prompt kommt das Universum vorbei und legt den Schleudergang ein. Also wieder ganz viel Demut. Auch so ein Wort, eines der wichtigsten meiner so weisen Meinung nach. Einer meiner schamanischen Lehrer sagte gern: Bow down and surrender. Verbeuge Dich und kapituliere.

Die dunkle Nacht der Seele
Was ist uns widerfahren die letzten 30 Jahre? Wow. Niemand ist wohl nur auf der perfekten Welle gesurft und hatte Spaß. Das Leben hat das Tempo angezogen, die Energie rasant erhöht und fragt in immer kürzeren Abständen: Fertig für das nächste Level? Viele von uns macht das phasenweise müde, erschöpft, man resigniert. Hört das denn nie auf? Und dann sind da diese tiefschwarzen Nächte, durch die SEELE immer wieder wandern muss. Jeder erfährt das anders. Krankheit, Trennung, Depression - es sind viele kleine Tode, die wir da gestorben sind. Und weiterhin immer wieder sterben werden. Manchen widerfährt es plötzlich, bei anderen kommt es schleichend. Es kann Tage, Wochen aber auch Jahre andauern, bis es wieder hell wird.
Was haben Sie alles erlebt in den letzten 30 Jahren - vorausgesetzt Sie sind so alt, dass Sie mitreden können? Kennen Sie die dunkle Nacht der Seele? Ich habe mal herumgefragt, und ich weiß es natürlich auch aus meinen 20 Jahren Praxis-Erfahrung. Niemand, den ich kenne, hat nein gesagt. Natürlich, weil das das Leben ist.
Veränderungen, Verluste, Trennungen, Krisen oder ganz einfach die Feststellung, dass man nicht lebt, nicht das macht, was man tun möchte, dass man seine Seele nicht spürt, keinen Kontakt zu sich selber hat ... Das ist nicht schön. Das hinterlässt Spuren, vielleicht sogar Narben auf dem Herzen. ABER … vielleicht ... ganz vielleicht ist es ja auch ein Geschenk. Es ist eine Frage der Haltung. Wenn wir bereit sind, unsere Haltung zu verändern, weich zu werden, den Widerstand aufgeben, beobachten lernen, dass wir jedes Mal anders und stärker daraus hervorgehen, dann ... Ich wehre mich nicht mehr, ich vermeide es nicht mehr, weiche nicht mehr aus. Ich verbeuge mich und kapituliere.

Phönix aus der Asche
Im Schamanismus werden diese kleinen Tode zelebriert, man übt quasi das Sterben. Man bittet seine Spirits darum, freiwillig und von Herzen - bittet um das Zerstückelungserlebnis. Es ist ein heiliges, reinigendes Initiierungsritual, das, so brutal es beim ersten Lesen klingen mag, etwas höchst Mitfühlendes und Erlösendes hat. Ich möchte sagen, jeder sollte sich mindestens einmal in seinem Leben zerstückeln lassen. In meinen Ohren klingt das herrlich. Ich habe eine Teilnehmerin in einer meiner schamanischen Reisegruppen, die das jedes Mal erlebt, also einmal im Monat, wenn sie kommt. Sie ist ein Profi, eine mutige "Leberin" (Lebende) mit vielen Herausforderungen, und sie hat sie alle überlebt wie Phönix aus der Asche. Da ist das Zerstückelungserlebnis sozusagen Wellness. Es ist das, was das Wort Zerstückelung beschreibt. Man bittet in der schamanischen Reise (oder auch in jedem anderen Trance- und Meditationszustand) seine geistigen Helfer, wie Krafttiere, Lehrer, Geistführer darum, zerlegt bzw. zerstückelt und aufgelöst zu werden. Manche werden gefressen, andere gekocht oder verbrannt oder eben zerstückelt. Ziel ist immer, dass am Schluss nichts übrig bleibt außer der Essenz. Das was übrig bleibt ohne unsere äußere Erscheinung, unser Bild von uns selbst, all die gedachten Definitionen, der Matrix. Die meisten beschreiben sich dann als Lichtpunkt, der über allem schwebt, beobachtet und völlig unbeeindruckt ist und vor allem völlig angstfrei. Da es ein rein geistiges Erlebnis ist, tut das nicht weh, nicht körperlich, jedoch es kann gerade anfangs verwirrend und schmerzhaft sein, alles loszulassen, sich selbst loszulassen, sich das zu trauen. Aber immer wird der zerstückelte, aufgelöste Zustand als sehr befreiend und wohltuend beschrieben. Was, wenn der physische Tod genau das auch ist? Wohltuend und befreiend. Nicht das Auflösen tut weh, sondern nur der Widerstand, der Kampf tut es, denn dann wird es schwer.
Letztendlich, also am Ende des Trancezustandes der schamanischen Reise bekommt man dann auch seine Gestalt wieder zurück, wird wieder zu der "Person", allerdings klarer, von Ballast befreit und vielleicht sogar ein bisschen besser. Man kann es vergleichen mit einem Oldtimer, der zerlegt, gereinigt und poliert wird, dann ein paar neue Zündkerzen und Bremsbeläge bekommt. Der Motor ist anschließend wie neu …, eine Generalüberholung - genau das ist es! Ein Zerstückelungserlebnis ist Initiierung, Mutprobe, Reinigung, Befreiung und Freischalten von stillgelegten Kanälen/Gaben, man kann auch sagen, eine weitere Politur des Rohdiamanten. Was, wenn der physische Tod genau das auch ist, nur in ein bisschen größer? Was, wenn es gar nicht schlimm ist, wenn wir uns nicht wehren und dagegen kämpfen. Bow down and surrender.

Sehnsucht und Sinnsuche, oder die Definition von Dummheit
Nach einer indigenen amerikanischen Legende muss sich ein Adler nach 43 bis 52 Jahren erneuern. Er verliert seine Federn, Krallen und Schnabel sind zu lang zum Jagen. Er kann nur sterben oder neu geboren werden. Also zieht er sich zurück in eine Höhle, reißt seine Federn und Krallen aus und zerstört seinen Schnabel an einem Felsen. In dieser Dunkelheit wird der Adler neu geboren. Schnabel, Federn und Krallen wachsen nach. Diese Adler können höher fliegen, als alle anderen und kommen der Sonne sehr nah.
Von Kindheit an, aber besonders in den 20 Jahren, die ich in meiner schamanischen Praxis arbeite, hat mich die Arroganz der sogenannten "modernen Menschen" irritiert - deren intellektuelle Sicht auf die Welt, die nicht mehr auf die Alten hört, sie sogar respektlos behandelt und alleine sterben lässt, die Weisheit der Ahnen mit Füßen tritt, nur die Wissenschaft ehrt und dabei völlig die Wurzeln verloren hat und an nichts mehr glaubt. Stattdessen ist unsere sogenannte moderne Welt voll mit Depression, Burnout und anderen Diagnosen. Ist das ein Wunder? Was, wenn das einfach nur der verzweifelte Ruf von Seele nach ihrer wahren Natur ist? Immer noch werden Menschen auf Sinnsuche, die sich auf spirituelle Pfade begeben, belächelt von anderen, die sich für besonders schlau halten. Es gibt beispielsweise doch immer noch den ein oder anderen Menschen, der "heimlich" in meine Praxis kommt, weil es der Partner und/oder das Umfeld nicht wissen darf, der sich aber gleichzeitig das erste Mal verstanden und gesehen fühlt. Das ist tragisch, und ich frage mich immer wieder, ob wir Dummheit nicht grundsätzlich mal neu definieren sollten.
Weisheit kommt aus dem Herzen, nicht aus einem gehirngewaschenen mit Formeln vollgestopften Hirn. Und vielleicht geht es den sogenannten nativen Menschen, Ureinwohnern, Indigenen oder gar "unzivilisierten Wilden" unter anderem genau deswegen so viel besser, als uns hier? Man könnte sich die Frage stellen: Vielleicht hat sich das Leben in und mit der Natur statt gegen sie doch bewährt (also die letzten paar tausend Jahre)? Vielleicht ist deswegen doch der sogenannte spirituelle Hype gar kein Hype, sondern die Sinnsuche von denen (und es werden immer mehr), die die rote Pille geschluckt haben, die sich abgekoppelt haben und es wissen wollen? Vielleicht wollen wir keine Sklaven mehr sein?
Wir sind hergekommen, geboren worden, um herauszufinden, wer wir sind. Wir sind hergekommen, um uns an unsere Größe und unseren Mut zu erinnern und zu lernen, uns nicht mehr von der Angst leiten zu lassen wie all die letzten Inkarnationen. Wir sind hier, um Herzen leuchten zu lassen, unsere eigenen und die der anderen.

"Wir bringen einander nach Hause - Hand in Hand " ist ein Zitat von Unbekannt, dass mich sehr berührt, denn irgendwann dürfen wir nach Hause. Aber so lange wir hier sind, sollten wir die, die gerade durch die dunkle Nacht der Seele gehen in die Mitte nehmen, anstatt sie auszusondern. Unsere Haltung ist es, die bestimmt, ob es gut wird oder nicht. Unsere Haltung ist es.

An dieser Stelle auch mein Dank an das Team von KGS Berlin, das es Menschen möglich macht, sich zu vernetzten, alternative Heilweisen kennenzulernen und zu finden.


Katja Neumann ist Heilpraktikerin und Shamanic Counselor. Sie arbeitet in ihrer Praxis in Berlin-Prenzlauer Berg, gibt Einzelsitzungen, Workshops und regelmäßige Gruppen. Weitere Infos: www.katja-neuman.de Für KGS Berlin hat sie eine Vielzahl wunderbarer Artikel geschrieben, wobei im Januar 2006 ihr erster Beitrag erschienen war. (Viele ihrer Artikel finden Sie auf www.kgsberlin.de in den PDF-Magazinen. Workshop mit Katja Neumann: „Schamanisch Reisen Lernen“ am 19.10.24, 12-16 Uhr, 90 Euro, Schamanische Reisegruppen 1x im Monat montags 18-20 Uhr, 20 Euro + samstags 11-14 Uhr, 40 Euro, Termine siehe Webseite, nur mit Anmeldung: info@katja-neumann.de oder Tel: 030.44715357 (AB).

Hinweis zum Artikelbild: © thodonal und akr11_AdobeStock



Die illusorische Suche nach dem Besten oder dem scheinbar verlorenen Glück ... von Tatjana Haas


Die Suche nach dem Besten
Jahrelang, sogar jahrzehntelang suche ich nach dem Glück, nach dem für mich vermeintlich Besten in der Welt - schöne Reisen, schöne Orte, schöne Kleider, ein schönes Zuhause an einem schönen Wohnort, schöne Einrichtungsgegenstände, ein toller Partner, tolle Freunde, eine tolle Schule, eine bessere Bildung für das Kind. Die Suche nach dem Besten ist endlos. Immer wieder wird vermeintlich etwas Besseres gebraucht.
Die Vorstellung, dass mein Leben wertvoller ist, wenn ich dieses Etwas in der Zukunft gefunden habe, begleitet mich täglich. So bin ich im Verstand ewig damit beschäftigt, nach der besten Option zu suchen, Vor- und Nachteile abzuwägen, Orte zu besuchen, Schulen anzuschauen, mit anderen Menschen zu sprechen, was sie erlebt haben oder welche Erfahrungen sie gemacht haben. Höre ich etwas Tolles, setzt sofort das Denken ein, dass auch ich genau das für ein wertvolles Leben brauche. So ist das Beste immer in der Zukunft. Es ist ein ewiges Begehren von etwas, was jetzt scheinbar noch nicht da ist, ein ewiger Mangel, eine ewige Unruhe. Kaum hat sich ein Wunsch erfüllt, schon könnte es doch noch besser werden. Denn das, was jetzt hier ist, ist nicht genug. Selbst an einem tollen Urlaubsort, wo alles scheinbar erfüllt ist, bleibt die innere Unruhe. Die Suche geht weiter. Es ist die Sucht, die ewige Versuchung des Glaubens an ein besseres Leben. Ich sehne mich nach Ankommen, doch das Ankommen setzt nicht ein.

Was verbirgt sich hinter der Suche?
Wenn ich genau hinschaue, was sich hinter der Suche verbirgt, erkenne ich: Die gedankliche Suche setzt immer dann ein, wenn der vollkommene, bedingungslose Wert des Lebens, des einfachen Jetzt-Hier-Seins nicht gesehen ist. Hier nehme ich mich als ein vom Leben getrenntes Wesen wahr. Und das ist sehr schmerzlich. Um diesen Schmerz nicht zu fühlen, werden äußere Ziele verfolgt, um den scheinbar verlorenen Wert in der Zukunft zu erreichen.
Durch die im Verstand eingeprägten Gedanken, wie zum Beispiel: Hier und jetzt ist es nicht gut genug. Für ein wertvolles Leben brauche ich das, was andere haben. Mit Kind und Familie ist das Leben wertvoller, sinnvoller als ohne diese. Wenn ich mehr Geld habe, ist das Leben mehr wert. Ich brauche einen besonders schönen Ort, um zu leben. Ich brauche Erfolg, Anerkennung, Wertschätzung … wird unbewusst der vollkommene Wert des Lebens in der Zukunft angestrebt.
Die Suche nach dem besseren Leben ist die Kompensation. Es ist der Versuch, den scheinbar fehlenden, vergessenen, vollkommenen Wert des Lebens durch einen äußeren, scheinbaren Wert auszugleichen. Doch es ist aussichtslos. Identifiziert mit diesen Gedanken zieht sich die äußere Suche nach dem Besten bis in die Ewigkeit. Die Ruhe tritt nur scheinbar für eine kurze Zeit ein, bis der nächste, auf die Zukunft gerichtete Wunsch auftaucht, der erfüllt werden möchte. Doch nichts von dem, was ich denke zu brauchen, wird mir das tiefe Glück je erfüllen können oder füllen können, was ich wirklich vermisse.

Die ewige Suche in der Illusion
Da der vollkommene Wert des Lebens jetzt nicht gesehen ist, ist er auch in der Zukunft nicht gesehen. Denn die gedankliche Konditionierung, ausgerichtet auf ein besseres Leben, nehme ich selbst auf die schönste Reise, an den schönsten Ort, in das schönste Zuhause mit. Bin ich dort wieder im selben Gedankenmuster, so ist es auch dort wieder nicht gut genug. Wieder brauche ich etwas Besseres, und die Suche setzt sich fort. Es ist die ewige Suche, eine Sucht nach Wunscherfüllung. So erschaffe ich im Verstand immer wieder neue Ziele, neue Objekte der Begierde, neue Träume in der Zukunft, doch die schönere Zukunft tritt nie ein. Es gibt kein Ankommen.

Erlösung durch die Umkehr
Die Entdeckung, dass Gedanken nicht wahr und umkehrbar sind, ist ein wahres Geschenk. Betrachte ich die auf die Zukunft gerichteten Gedanken für eine Weile aus der umgekehrten Perspektive und halte ihnen damit stand, kehrt Ruhe und Entspannung ein. In dieser Ruhe sehe ich plötzlich: Der vollkommene Wert des Lebens ist bereits hier. Er ist hier und jetzt in mir erfüllt. Es ist die Erlösung aus der festgefahrenen Ego-Struktur. Es ist die Erinnerung an das wahre Wesen, das ICH BIN. Sind schmerzliche Verhaltensmuster als immer wiederkehrende Gedanken erkannt, bin ich wach. Der Mangel ist wie von Zauberhand verschwunden. Es ist die Erlösung aus der Unruhe. In dieser Stille kommt eine bedingungslose Dankbarkeit des Hierseins auf. Hier bin ich von innen heraus erfüllt, in einer Offenheit, dem vollständigen Leben gegenüber. Eine unglaubliche Erleichterung tritt ein. Was für eine Erleichterung, nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, was für mich oder das Kind das Beste ist. Was für eine Erleichterung einfach hier zu Sein, zu sehen, dass alles bereits da ist, dass das Leben keiner Anstrengung bedarf.

Die Rückerinnerung oder das Ankommen in der Liebe, die ICH BIN
Ohne die Gedankenüberzeugung, "ich will es anders, oder besser, als es jetzt ist", bin ich die Vollkommenheit. Die schmerzliche Denkstruktur ist aufgelöst im vollkommenen gegenwärtigen Augenblick. Hier bin ich wunschlos glücklich, frei von Erwartungen, einfach das Jetzt-Hier-Sein genießend. Der vollkommene Wert des Seins ist gesehen. Es besteht kein Zweifel, kein Nachdenken, kein Vordenken, kein ewiges Durchspielen von Optionen, kein Abwägen von Vor- und Nachteilen. Einfach hier Sein. Von innen heraus erfüllt, bin ich in stiller Freude. Hier sehe ich, alle Optionen des Lebens sind gleichwertig. Es geschieht Hingabe an das Leben und ein unfassbar großes Vertrauen der absoluten Richtigkeit tritt an die Stelle der ewigen Suche, des ewigen Zweifels.
In diesem Bewusstsein bin ich angekommen. Die ewige Suche hat ein Ende. Alles ist gut, wie es ist. Nichts muss verbessert werden. Das, was jetzt ist, ist gut. Der vollkommene Wert des Lebens ist im Jetzt gesehen. Kommt der Gedanke an eine bessere Zukunft zurück, wird dieser bemerkt. Die Erinnerung, "der vollkommene Wert des Lebens ist bereits hier", hält mich im Hier und Jetzt wach, im Kontakt mit dem liebevollen Sein, das ICH BIN.
In diesem liebevollen Gewahr-Sein angekommen, bin ich in einem wertschätzenden Kontakt. Ich bekomme eine neue Sicht auf die Dinge. Plötzlich kann ich das wertschätzen, was ich vorher im Verstand abgewertet, für nicht gut genug bewertet habe. Ich sehe: Ich habe ein Zuhause. Ohne die Bewertung des Verstandes ist es bereits vollkommen perfekt, es muss nicht verbessert werden. Ein Leben in der Stadt ist vollkommen perfekt, ein Umzug aufs Land ist für ein glückliches Leben nicht notwendig. Es ist bereits alles da, was ich brauche. Und es ist vollkommen ausreichend. Es ist sogar mehr als das. Im inneren erfüllt Sein sehe ich jetzt die Fülle im außen. Wie konnte ich diesen vollkommenen Wert des Lebens bisher nur ausblenden? Nun kann ich plötzlich sehen, dass die normale Schule um die Ecke gut ist, genau richtig für das Kind ist.
Das Glück ist so nah, so greifbar. Vor allem ist es so viel näher und so viel größer als ich es mir je im Verstand hätte erdenken können. Es ist in jedem Augenblick bereits hier. Und hier ist klar, etwas Besseres, als das zu erkennen, hat es noch nie gegeben. Und dies gilt für jeden.


Tatjana Haas ist Coach und Autorin in der Geistreich Bewusstseinsschule (www.geistreich-sein.de). Außerdem bietet Tatjana Haas Einzelcoachings und Workshops an – online und im Raum Berlin.

Hinweis zum Artikelbild: © deagreez_AdobeStock



Schamanische Reisen zu sich selbst: Wie kann man verlorene Seelenteile zurückholen? ... von Peter Maier


Ein harter Fall: Robert, 66 J., Traumatisierung durch Vatergewalt
"Ich hatte in meiner Kindheit ein furchtbares Trauma mit meinem selbst Kriegs-traumatisierten Vater erlitten. Dieses war aber später in Vergessenheit geraten und ins Unterbewusste abgesunken. Vor einigen Jahren jedoch hatte ich dann einen schweren Autounfall, bei dem es einen heftigen Aufprall gab. Dadurch wurde dieses frühere, verdrängte Erlebnis wieder "frei geschüttelt": Mein Vater hatte mich als vierjährigen Jungen wegen eines an sich harmlosen Vorfalls vor der ganzen Familie furchtbar geschlagen. Niemand schritt ein. Offensichtlich war dabei eine Wut im Vater so durchgeknallt, dass er jede Kontrolle über sich selbst verlor.
Für mich, einen kleinen Jungen, war dies damals so schlimm, dass ich bei dieser Gewaltorgie meinte, mein Vater würde mich jetzt umbringen. Mein anfängliches Schreien wurde nicht erhört. Mein Vater, der mich auf seinen Schoß gelegt hatte, drosch mit voller Wucht auf Rücken und Hintern ein. Mein Gesicht lag nach unten über der Couch. In meiner großen Not, und weil die Schläge unwahrscheinlich schmerzten und nicht mehr erträglich waren, verließ meine Seele meinen Körper. Diese "klebte" nun an der Decke unseres Esszimmers und schaute dem ganzen Geschehen wie ein Beobachter von oben her zu, obwohl ja mein Körper auf dem Vater und mein Gesicht direkt über der Couch lagen.
Meine Mutter, Opa und Oma, drei Angestellte, sowie meine kleine Schwester sahen dem ganzen Gewaltexzess wie geschockt und voll Entsetzen zu, unfähig, überhaupt zu reagieren. Nach einiger Zeit, die für mich unendlich langsam verging, hörte ich meine Oma gegenüber meinem Vater klagen: "Hör doch auf, hör doch auf." Irgendwann war "es" dann vorbei und mein Vater ließ von mir ab. Geweint habe ich damals nicht mehr. Niemand tröstete mich. Anschließend waren alle beim Essen. Man tat so, als ob gar nichts geschehen wäre.
Das Leben ging weiter und ich selbst vergaß irgendwann diesen traumatischen "Vorfall". Die furchtbaren Erlebnisse - die Todesangst, sowie Wut, völliges Entsetzen und eine abgrundtiefe Trauer - waren offensichtlich ins Unbewusste abgesunken. Meine liebende Beziehung zu meinem Vater war seit jenem "Vorfall" jedoch unwiederbringlich zerbrochen. Zudem waren seit dem Gewalterlebnis meine ursprüngliche Vitalkraft, meine Lebensfreude, meine Originalität, meine Lebendigkeit und meine Spontanität aus mir gewichen. Vor meinem unberechenbaren Vater hatte ich jetzt Angst. Ich wurde zu einem angepassten Jugendlichen. Mit 21 Jahren ging ich dann von zu Hause weg. Ich wollte nicht mehr bei meinem Vater leben. Ich spürte einen dauerhaften Groll auf ihn und auf alle männlichen Autoritäten, mit denen ich es später beruflich zu tun hatte und legte mich oft mit ihnen an.
Ich war zu einem ernsten und kritischen Menschen geworden und wusste eigentlich gar nicht mehr, warum. Erst der Autounfall und eine langjährige Psychotherapie brachten es dann ans Licht, was mit mir als Jungen geschehen war. Ich hatte damals einen wichtigen Teil meiner Seele und damit zugleich viel Lebensessenz und vitale Kraft verloren. Doch wie sollte diese Seelenenergie wieder zu mir zurückkehren? Wo und wie sollte ich denn danach suchen? Da stieß ich auf ein Buch …"

Auf der Suche nach der verlorenen Seele
Die kalifornische Psychotherapeutin Sandra Ingerman ist schon vor über 30 Jahren beim Kontakt mit indianischen Medizinmännern und -frauen auf eine erstaunliche Technik gestoßen: die Seelenrückführung. Denn in der schamanischen Vorstellungswelt werden viele Krankheiten dadurch verursacht, dass Teile unserer Seele bei Schocks oder Traumata verloren gehen - etwa bei körperlichem oder sexuellem Missbrauch, bei Vergewaltigungen, bei anderen schlimmen Gewalterfahrungen, bei Unfällen, bei Operationen, bei schweren Erkrankungen usw. Dies hat dann vielfältige Wirkungen bei den Betroffenen zur Folge: chronische Depressionen, mangelnde Lebensfreude, vielfältige körperliche Krankheiten, fehlende Vitalkraft. Frau Ingerman drückt dies so aus:
"Wenn wir traumatisiert werden, trennt sich ein Teil unserer Lebensessenz von uns, damit wir überleben. Ein Teil von uns geht weg, um nicht den vollen Schmerz abzubekommen… Wenn aber ein Teil unserer vitalen Essenz entflohen ist - wie können wir ihn zurückholen? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage wandte ich mich dem alten spirituellen Weg des Schamanismus zu. Dort fand ich wirkungsvolle Techniken, um jene Teile unserer Lebensenergien zurück zu bringen, die sonst auf Jahre hinaus außerhalb unseres Zugriffs gewesen wären."
Diese Technik, von der Frau Ingerman spricht, besteht vor allem in der "schamanischen Reise in die Anderswelt". Ein Shamanic Practitioner bringt sich dazu zunächst in eine Art Trance durch Trommeln oder Rasseln, um seine eigene rechtshirnige Seite anzuregen und diese in eine langsamere Frequenz zu bringen. Dadurch können innere Bilder entstehen. Er bittet zudem seine Krafttiere um Hilfe, dass sie ihn dabei begleiten und führen.
Zu Beginn spricht er klar die Intention aus, weswegen er diese innere Reise macht und bittet das Göttliche, die Schöpfung oder das Universum darum, dass diese Reise erfolgreich sein möge. Schließlich verlässt er gedanklich die "alltägliche Welt", indem er sich in der inneren Vorstellung in eine Höhle, einen Schacht oder durch einen dunklen Tunnel begibt, der ihn in diese "nicht-alltägliche Welt", in diese Anderswelt führt. Dort sucht er dann nach den verlorenen Seelen seiner Klienten.

Schamanische Reise im Märchen von Frau Holle
Um eine bessere Vorstellung von solch einer inneren Reise zu bekommen, kann uns auch die europäische Mythologie helfen. Denn im Märchen von "Frau Holle" wird solch eine im Grunde schamanische Reise in die Anderswelt wunderbar beschrieben. Der späteren "Gold-Marie" war beim Spinnen an einem Brunnen die Spule aus der Hand und in den Brunnen gefallen. Ihre böse Stiefmutter forderte sie wütend auf, die Spule gefälligst wieder aus dem Brunnen zu holen. Hören wir das Märchen selbst:
"Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wusste nicht, was es anfangen sollte: und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne schien und viel tausend Blumen standen ..."
Das Mädchen, die spätere Gold-Marie, war also nach dem Durchgang durch den Brunnen in einer Anderswelt gelandet, in der sie zunächst einen Apfelbaum von den schweren Äpfeln befreite, das gebackene Brot aus dem Backofen holte und später von Frau Holle aufgrund ihrer mitfühlenden Taten reich beschenkt wurde, bevor sie wieder durch den Brunnen in die alltägliche Realwelt zurückkehrte.

Sandra Ingerman hat solche Reisen sehr oft selbst durchgeführt, um für ihre Klienten verlorene Seelenteile zu suchen und diese zu bitten, wieder mit ihr in die Realwelt mit zurück zu gehen. Dort bläst sie dann dem Klienten, der neben ihr auf dem Boden liegt, diese Seelenenergie durch das Scheitelchakra oder im Herzbereich ein. Im Gegensatz zur Gold-Marie, die bei ihrer Reise in die Anderswelt zunächst die Besinnung verliert, muss jedoch ein Shamanic Practitioner auch in diesem anderen Seinszustand jederzeit bei Bewusstsein bleiben. Lassen wir dazu Frau Ingerman nochmals selbst zu Wort kommen:
"Meine nächste Aufgabe besteht darin, diese Teile aus der nichtalltäglichen zurück in die alltägliche Wirklichkeit zu bringen, indem ich visualisiere und fühle, wie sie (die Seelenteile) mit mir zurückkommen. Langsam und kräftig ziehe ich sie an mein Herz, dann erhebe ich mich körperlich und knie mich neben meinen Klienten. Ich lege meine Hände tassenförmig über das ‚Herzzentrum' meines Klienten und blase ganz bewusst die Seelenteile durch meine Hände in den Körper, wobei ich visualisiere, wie sie in den gesamten Körper eintreten."
Frau Ingerman hat dabei die Erfahrung gemacht, dass es nach einer solchen "schamanischen Behandlung" bei ihren Klienten anschließend noch sechs Wochen bis zu sechs Monaten dauern kann, bis die einmal "eingeblasenen" Seelenteile wieder ganz in Körper, Geist und Seele integriert worden sind. Dies erscheint mir sehr realistisch und nachvollziehbar, wenn doch die zurückgebrachten Seelenenergien oft Jahrzehnte gefehlt haben. Die Seele der Klienten muss sich nach einer solchen schamanischen Heilbehandlung erst wieder an ihre "neue Lage der Ganzheit" gewöhnen.

Auf dem Weg in die Anderswelt
Der Schweizer Jakob Oertli erläutert in seinem schamanischen Praxisbuch die Möglichkeit, solche schamanische Reise auch selbst durchzuführen. Dazu sollte man sich auf den Boden legen und sich zunächst entspannen. In einer Art Phantasiereise sollte man dann in einen Wald gehen, sich dort einen Schacht, eine Höhle oder eine andere Öffnung im Boden vorstellen, in diesen hinabsteigen, anschließend in dem sich unterirdisch auftuenden Gang bis in eine Höhle gehen und dort im Dunkeln warten, bis ein Seelenführer, eine uns bekannte oder unbekannte Person, kommt. Dieser sollte uns dann durch einen weiteren Gang in eine Landschaft oder zu einem Ort führen, in dem der gesuchte Seelenteil (als Person) zu finden ist. Mit dieser kann dann verhandelt werden, ob sie und unter welchen Bedingungen sie mit zurück in die Realwelt kommen wolle.
Wichtig bei einer solchen Reise ist, dass sie zeitlich begrenzt und der Trance-Reisende etwa durch einen lauten Wecker zurück in die Realwelt geholt wird. Am besten tritt man nach dem Weckersignal geistig schnell wieder den Rückweg durch die Höhle und den Schacht an die Oberfläche an, der einen in die Realwelt zurückbringt. Mit einem Dank an das Universum, vor allem aber an den Seelenführer, sollte diese Reise wieder beendet werden. Jakob Oertli sagt zum schamanischen Reisen:
"Für Schamanen ist die Rückkehr in die alltägliche Welt von entscheidender Bedeutung. Werden Sie sich deshalb nochmals Ihres physikalischen Körpers bewusst. Sie werden jetzt vorübergehend die spirituelle Welt bereisen und danach wieder in die physikalische Welt zurückkehren."
Herr Oertli warnt ausdrücklich davor, solch eine Reise unvorsichtig zu machen und dabei etwa die Rückkehr in die Realwelt zu versäumen. Dieser Warnung kann ich mich nur anschließen. Eine solche Reise sollte daher anfangs höchstens zehn Minuten dauern.
Sehr hilfreich kann es deshalb sein, dass neben dem Selbst-Reisenden eine zweite Person über die Zeit der Trance-Reise wacht und den Reisenden rechtzeitig weckt, damit dieser nicht in einer Gedankenwelt hängen bleibt. Robert (s. o.) hat auf der Suche nach seinem "Jungen-Seelenteil" solch eine schamanische Reise mehrmals durchgeführt - 60 Jahre nach seinem Vater-Trauma. Hören wir daher von seiner Geschichte:
"Als ich in den Schacht hinabgestiegen war und in der dunklen Höhle wartete, sah ich bald jemanden mit einer Fackel auf mich zukommen. Es war ein ca. 50-jähriger Mann, den ich 20 Jahre zuvor bei einer Auslandsreise kennengelernt hatte. Damals hatte er sich in einer Notlage rührend und liebevoll um mich gekümmert. In der Realwelt war er aber schon seit mehr als zehn Jahren tot.
Nun führte er mich durch das dunkle Höhlensystem. Bald wurde es hell und wir kamen aus der Höhle auf eine Waldlichtung mit einem kleinen Holzhaus. Dort lebte ein freundliches altes kinderloses Ehepaar, das real im Nachbarhaus gewohnt hatte, als ich ein kleiner Junge war. Und tatsächlich: Vor dem Haus sah ich mich als kleinen, vierjährigen Jungen im Gras spielen - traurig und allein. Offensichtlich hatte sich mein Seelenteil, das jetzt von diesem Jungen symbolisiert wurde, bei der Gewaltorgie meines Vaters zu dem freundlichen Ehepaar geflüchtet. Das machte Sinn. Ich war nun so froh, dass ich diesen, meinen Jungen wieder gefunden hatte.
Zusammen mit meinem Seelenführer und den alten Eheleuten setzte ich mich an einen Holztisch im Freien vor dem Haus und dankte ihnen, dass sie so lange auf meinen Jungen aufgepasst hätten. Später näherte ich mich vorsichtig dem Jungen, setzte mich zu ihm ins Gras und redete liebevoll mit ihm. Dabei spürte ich bald, dass es noch mehrere Besuche brauchen würde, bis er seine Trauer loslassen, wieder Vertrauen zu mir als erwachsenen Robert fassen und mit mir in mein jetziges Leben zurückkehren konnte. Ich hatte aber daran keinen Zweifel, dass er dies dann auch tun würde. Jetzt hörte ich schrill den Wecker klingeln.
Daher verabschiedete ich mich schnell von dem Ehepaar, versprach ihnen und dem Jungen, dass ich schon bald wieder kommen würde, ging mit dem Seelenführer zurück in die Höhle, bedankte mich bei ihm und stieg den Schacht wieder hoch in die Realwelt. Nach einigen tiefen Atemzügen schlug ich die Augen auf und war wieder zurück im Hier und Jetzt."

Bleibt noch zu erwähnen, dass es Robert drei Reisen später gelang, seinen Jungen mit in seine Realwelt zu nehmen und damit die Verbannung dieser, seiner Seelenenergie in die Anderswelt zu beenden. In den Wochen danach spürte er immer mehr Vitalenergie in seinen Körper zurückfluten. Er fühlte sich lebendiger. Auch seine Lebensfreude nahm stetig zu. Er konnte sich jetzt auch über kleine Dinge im Alltag freuen. Das war ganz neu für ihn. Seine Seele war zurück.

Literaturhinweise: Sandra Ingerman: Auf der Suche nach der verlorenen Seele. Der schamanische Weg zur inneren Ganzheit. Kreuzlingen 1998 | Grimms Märchen (Gesamtausgabe): Engelverlag München | Jakob Oertli, Das schamanische Praxisbuch. Ein Tor zu Lebenskraft und Erfolg. München 1996


Peter Maier (Lebensberatung, Supervision, Initiations-Mentoring, Autoren-Tätigkeit)

Bücher von Peter Maier: „WalkAway – Jugendliche auf dem Weg zu sich selbst. Epubli Berlin 2023 | „Heilung – Die befreiende Kraft schamanischer Rituale“ Epubli Berlin 2022 | „Heilung – Plädoyer für eine integrative Medizin“, Epubli Berlin 2020 und „Heilung – Initiation ins Göttliche“, Epubli Berlin 2020, Infos/Buchbezug unter www.alternative-heilungswege.de und www.initiation-erwachsenwerden.de


Hinweis zum Artikelbild: © Arslan_AdobeStock



Die Grundlagen der Evolution: Der Weg nach Innen ... von Carola Hempel (Studienkreis für Empirische Evolutionsforschung)


Mit diesem Betrag lesen Sie den vierten und letzten Teil in Ergänzung zu den Artikeln: "Was sind die Grundlagen des Geistigen Weges und die der Esoterik?" (KGS 9/10-2023), "Sieben kosmische Gesetze der Evolution" (KGS 11/12-2023) und "Der Evolutionsweg des Menschen …" (KGS 1/2-2024).

Die ersten drei Teile dieser Artikelserie führten in die Grundlagen der äußeren Welt und zeigten, wie wir unser Leben nach den Prinzipien der Evolution aufbauend gestalten sollten. In diesem 4. Teil werden wir auf Grundlage der ersten drei Artikel in den "Weg nach Innen" geführt. Dieser Weg ist in den heiligen Kernlehren aller großen Religionen im Original vorhanden und fand seine deutlichste Beachtung in der berühmten Buddha-Rede von Benares, in der der Buddha am Schluss auf die Wichtigkeit der Dreistufen der Versenkung (was den äußeren Weg des Menschen betrifft) deutlich als Notwendigkeit hinweist, um zur Befreiung zu gelangen.

Da es inzwischen viele Varianten über die Versenkung gibt, haben wir hier nun den alten Original-Weg des Rig-Veda und der Buddha-Empfehlung auf Grund der alten Quellen zusammengefasst, der allgemein als der Dreistufenweg der Versenkung in den hohen Kernlehren der Religionen bekannt ist.

Der Dreistufenweg der Versenkung
Der dogmenfreie, alte Weg zur inneren Selbstfindung ist wohl der älteste Weg, der zur Quelle, zum Ursprung in jedem Menschen führen soll. Aus ihm sind wohl alle alten Formen des RE-LIGIO, der Rückführung zum Ursprung, entstanden, die dafür ihre eigenen unterschiedlichen Begriffe innerhalb der einzelnen Glaubensrichtungen wählten. Den Ur-Weg des LOGOS kann jeder gehen, der aufrichtig sucht und bereit ist, sich selbst zu finden, egal, in welcher Form des RE-LIGIO er sich zu Hause fühlt.
Ruhe, Kraft und Besonnenheit sind die Stärken, die ein jeder durch den Dreistufenweg der Versenkung erreichen wird und die in seinem Leben - bewusst eingesetzt - gewaltige Veränderungen verursachen werden; denn wer bewusst wird, lebt intensiver und nimmt die Dinge des Lebens deutlicher, eben sensibler, wahr.
Zitate wie: Ein Meister wohnt immer im Inneren aller Geschöpfe und hat nur im Menschenherzen seinen Thron (Bhagavad Gita). Wer seine Mitte nicht verliert, der dauert (Lao-Tse). Alle Wahrheit liegt in uns (Marc Aurel). Keiner kommt zum Vater denn durch mich (Jesus). (Letzteres meint, zu der inneren Ur-Energie im Herzen.)
Dies sind nur vier von vielen Weisheiten, die auf den Weg nach innen weisen und uns sagen: Wir können die Wahrheiten aller Dinge nur in uns finden. Dies geschieht durch den Dreistufenweg der Versenkung, den Weg zur eigenen Mitte, der von allen Ur-Religionen als "der Weg zurück zur Ur-Energie" bezeichnet wird.
Die meisten Übungsformen, die sich heutzutage als "Meditation" - also als "Nachsinnen" bezeichnen, wodurch wir im täglichen Leben Probleme lösen, sind nur unterschiedliche Wege der Erkenntnis, die immer nur Denkergebnisse erschaffen, daher keine Versenkung sind. Anders der Dreistufenweg, der sich ausschließlich auf die heiligen inneren Zentren konzentriert.
*In der 1. Stufe, der Konzentration, lernen wir daher zuerst, unser Denken zur völligen Stille zu bringen, indem wir aufkommende Gedanken nicht beachten oder zulassen - sie einfach vorbeiziehen lassen - sondern uns stattdessen nur auf das Licht - wie in der folgenden Lichtübung beschrieben - konzentrieren. Dadurch verlieren die Gedanken mit der Zeit ihre Kraft und völlige Stille tritt ein.
*Die 2. Stufe, die der Kontemplation, erreichen wir, wenn unser Denken zur völligen Stille gekommen ist und wir bei den Übungen der 1. Stufe keine (oder sehr selten) Gedanken mehr haben. In dieser 2. Stufe nehmen wir dann Energien, Druck, Kribbeln im Körper etc., oft sogar Bilder bzw. Bilderabläufe wahr, die uns als Handlung oder als Symbole Hilfen für unseren weiteren eigenen Weg geben.
*Die 3. Stufe - die Einheit mit der Ur-Energie im Herzen - indisch Yoga genannt - können wir erst erreichen, wenn auch die Kontemplation völlig zur Ruhe gekommen ist und wir in dieser völligen inneren Stille von Konzentration und Kontemplation den Punkt in unserem Inneren erreichen, durch den wir unser eigenes Herz innerlich bewusst in uns wahrnehmen. Dort können wir dann die "Stimme der Stille unseres Herzens" eines Tages bewusst hören.

Der Dreistufenweg der Versenkung ist in der Regel ein langer Weg, der vom Einzelnen viel Disziplin vor allem aber Regelmäßigkeit abverlangt. Die Disziplin beginnt bereits mit der Auswahl, welchen zeitlichen Rhythmus wir für unsere regelmäßigen Übungen wählen. Den Rhythmus sollen wir in unserem Inneren erfühlen. Unser Herz wird uns beim Üben helfen, den eigenen richtigen Rhythmus festzulegen.

Eine Voraussetzung für den Weg nach innen ist die Atmung
Mit dem Atem nehmen wir feinstoffliche Energie in uns auf und wandeln Sie in nach außen wirkende Kraft um; z. B. beim Heben schwerer Dinge; bei der Formulierung von Worten durch die Sprache; beim Denken, in dem wir Lösungen für den Alltag suchen; beim Fühlen, durch das wir unser Leben ordnen.
Konzentriert Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln können wir nur, wenn wir bewusst atmen und den Atem beherrschen. Unkontrolliertes Atmen führt sonst zu unkontrolliertem Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln, was oft Chaos in unserem Leben bedeutet. Die aktuelle Situation unserer lieben Mutter Erde zeigt uns deutlich den Ausdruck dieses Zustands, den wir Menschenkinder durch falsches Atmen selbst erschaffen haben und nun zurzeit ausleben müssen. Wer daher lernt, die Atemenergie richtig einzusetzen, dessen Leben wird zwangsläufig klarer und durch den Dreistufenweg der Versenkung deutlicher, denn er lernt durch diese Übungen sich selbst und somit seine Verhaltensweisen besser verstehen. Atem ist immer Ausdruck von Energie; jeder sollte daher den Atem nur zu guten aufbauenden Ideen und Taten einsetzen.

Wie atmen wir richtig?
Wir atmen gleichzeitig durch beide Nasenlöcher über die Lungen ruhig und tief ein, anfangs im Liegen, jedoch ohne Druck tief (bis 2 cm über den Bauchnabel) ein, ohne dabei einen Kugelbauch entstehen zu lassen, und füllen dann auch den oberen Bereich der Lungen vollkommen mit Luft. Haben wir völlig eingeatmet, lassen wir nun ruhig die Luft aus beiden Nasenöffnungen hinaus fließen. Das Einatmen wie Ausatmen muss immer gleich lang sein, sodass ein harmonischer Atemrhythmus entsteht. Während der ganzen Übung bleibt der Mund entspannt und geschlossen. Die Zungenspitze legen wir dabei entspannt an die Innenseite des Zahnfleisches der oberen Schneidezähne. Die Zungenoberfläche liegt dabei vollkommen am oberen Gaumen. Dadurch werden die Meridiane - die Energiewege - im Körper bewusst miteinander verbunden.
Die erste Übung wird im Liegen ausgeführt. Wenn diese Übung gut geht, gehen wir dazu über, die Atemübung im Sitzen auszuführen. Anfangs sollten wir in jeder der beiden Positionen je sieben Mal ruhig ein- und ausatmen. Beim Einatmen lenken wir die Luft unserer Umgebung in unseren Körper. Da die Umwelt jedoch von vielen Dingen belastet ist, angefangen von Schadstoffen, Gerüchen, Gedanken und Gefühlen im Raum sowie wirren Gedanken in der Atmosphäre etc., atmen wir all diese Energieformen mit ein. Als Schutz wirken hier die Bronchien als Filter, um die gröbsten Energiebelastungen abzuhalten. Durch Husten werden Fremdenergien aus dem Körper hinausgeworfen; die feineren Energien jedoch atmen wir tief in uns ein. So gelangen sie in unsere innersten Ebenen; werden unter Umständen ein Teil von uns.
Damit wir alle nicht gewollten belastenden Energien von uns fernhalten können, benötigen wir einen zusätzlichen Schutz, der uns als Filter dient, damit nur die positiv aufbauenden reinen Energien in uns einfließen. Diesen Schutz erhalten wir durch den Lichtschutzmantel, der aus kristallener Elektronenenergie besteht. Reflektierende Sonnenstrahlen auf dem Wasser entsprechen bildlich diesem Lichtschutzmantel. Wir magnetisieren ihn durch unsere eigene Konzentrationskraft und erschaffen ihn somit energetisch!

Die Aktivierung des Lichtschutzmantels
Hierzu setzen wir uns gerade aufrecht hin. Arme und Beine dürfen gern gestreckt aber, nicht überkreuzt sein. Das würde die Energien blockieren. Der echte Lotussitz der Yogi ist hierbei eine Ausnahme; er bildet - richtig ausgeführt - zwei übereinander liegende Schlaufen, in denen die Energie störungsfrei fließt. Hierbei ist zu beachten, dass immer das linke Bein zuerst angewinkelt wird.
Nun konzentrieren wir uns auf unser Herz. Aus der Herzspitze heraus visualisieren wir - sich kugelförmig ausdehnend - einen kristallweißen Lichtball. Wir sehen ihn sich ständig vergrößern, bis er uns vollkommen einhüllt, so wie eine Eischale das Eigelb umschließt. Wir visualisieren, wie sich das kristallweiße Licht möglichst bis über einen Meter über unseren physischen Körper hinaus ausdehnt. Diesen elektronischen Lichtschutzmantel versuchen wir, mit unserer ganzen Liebe zu fühlen. Eventuelle wahrzunehmende Risse und Dellen in ihm gleichen wir nun durch unsere Lichtkonzentration vollkommen aus. Der Lichtschutzmantel durchströmt mit seinem Licht aus der Herzspitze kommend unser gesamtes Wesen; beginnend bei unserem gesamten Nervensystem, Adern, Venen, Organen, Sehnen, Muskeln, durch das Knochengerüst und durch die gesamte Hautfläche. Darüber hinaus soll er sich mindestens über einen Meter um uns herum ausdehnen.
Der elektronische Lichtschutzmantel wird durch die Konzentrationskraft des Einzelnen erschaffen und bleibt so lange intakt, wie wir in Harmonie bleiben.
Bereits der kleinste Missmut bringt ihn zur Auflösung. Dann müssen wir ihn sofort erneut aktivieren. Auch wenn dieser Lichtschutz anfangs nicht zu sehen ist; er entsteht augenblicklich durch unsere Konzentration und wirkt so stark, wie unser Glaube, unsere Akzeptanz, an ihn ist.
Übungsleiter von Gruppen sollten grundsätzlich vor allen Konzentrations- und Versenkungsübungen die Kraft des LOGOS in jeden Teilnehmer bitten, um den elektronischen Lichtschutzmantel entstehen zu lassen. Der Übungsleiter sollte die Teilnehmer über den bestehenden Lichtschutzmantel informieren. In der Regel geschieht das mit diesen oder ähnlichen Worten: Im Namen der Ur-Energie seid ihr nun durch das Licht des LOGOS geschützt. Ohne Schutz könnten sonst unreine Gedanken und andere Energien aufgenommen werden, die dann auf dem Wege des Einatmens zu einem Teil des eigenen Wesens werden, was dann zusätzliches Karma bedeuten könnte.

Der Beginn des Dreistufenweges
Unsere Sonne bildet mit ihren Planeten eine Einheit, das Sonnensystem. Die Sonne ist der positiv ausstrahlende Kern - das Nuklear. Die Planeten bilden die negativ geladene Materie - die Elektronen. Die Planeten umkreisen die Sonne und bilden durch die Gravitationskraft so die kreisförmige Einheit - unser Sonnensystem. Die Sonne ist unser Lebensspender, ohne sie wäre kein Leben auf Erden möglich. Wenn wir Menschen das Licht um Hilfe bitten, reagiert daher immer unsere Sonne als die höchste lebenserhaltende Ur-Energie unseres Universums. Ihre Kraft und Wärme bewegt das Leben, die Jahreszyklen und damit die gesamte Schöpfung. Die Lebensfäden der Sonne - ihre Strahlungskraft - umfängt jede Seele, was wir alle gern im Sommer spüren. Die positive Kraft ihrer Strahlung kann jedoch auch zu Verletzungen führen. So nimmt u. a. die Netzhaut Schaden, wenn wir zu lange direkt in die Sonne blicken. Daher wurde von der Ur-Energie der Schöpfung - der Weisheit des Lebens - uns Kindern eine Hilfe gegeben, uns mit dem Licht zu verbinden, ohne in die Sonne blicken zu müssen. Ein Splitter des Sonnenfeuers symbolisiert die Flamme einer weißen Kerze, sie ist ein Funke der Sonnenenergie, ihr gleich an Qualität und Energie. Sie ist physisch sichtbar und fühlbar, dennoch kann man sie nicht greifen, ihrem Wesen nach ist sie daher ätherisch, dennoch ist sie physisch real und ihre Kraft groß.

Eine winzige Kerzenflamme in einem völlig dunklen Raum löst angezündet sofort alle Schatten auf und zeigt uns die Allmacht des Lichtes des LOGOS, das alle Dinge und Situationen sofort verändern kann. Wenn wir uns auf die Kerzenflamme konzentrieren, verbinden wir uns daher innerlich mit ihrer Quelle, der Sonne und ihrer Liebe, der Ur-Energie unseres Sonnensystems. So bildet auch der Wasserstoff mit seinem positiven Kern und seinen Elektronen eine Einheit, quasi ein eigenes Sonnensystem im Atombereich, genauso wie eine jede Zelle unseres Körpers.


Die Lichtübung mit der Kerze
Wir stellen in ca. 60 cm Entfernung eine weiße Kerze auf. Bei Gruppen sitzen wir im Kreis und stellen die Kerze in die Mitte, möglichst in Augenhöhe. Wir sitzen gerade und aufrecht ohne Arme und Beine zu überkreuzen. Wir legen die Zungenoberfläche so weit wie möglich an den oberen Gaumen direkt an, wobei die Zungenspitze das innere Zahnfleisch der oberen Schneidezähne berührt.
Wir aktivieren aus unserer Herzspitze heraus den eigenen Lichtschutzmantel um uns herum. Fühlen wir den Lichtschutzmantel uns vollkommen umhüllend und möglichst über einen Meter um uns herum, konzentrieren wir uns auf die Flamme der weißen Kerze. Wir schauen die Flamme genau an, so als wenn wir sie später auswendig malen wollten. Haben wir das Gefühl, die Flamme, ihre Farben und Formen genau zu kennen, führen wir die Augen auf unsere Nasenspitze, schließen sie und lassen sie nun während der gesamten Übung dort fixiert.
Wir stellen uns nun vor, genau in der Kopfmitte - zwischen den Gehirnhälften - zu sitzen. Von dort schauen wir auf die Stirninnenseite, die wir als "Filmleinwand" für unsere neu entstehenden Wahrnehmungen betrachten.
Wir müssen nun passiver Beobachter sein und - ähnlich wie bei einem unbekannten Film im Kino - sehen und geschehen lassen, was geschieht (Achtung: Gedanken dabei nicht zulassen!) Hierzu rufen wir nun die Flamme in Liebe und Demut im Namen der Ur-Energie, für die viele den Begriff Gott wählen auf unsere Stirninnenseite in der Höhe zwischen den Augenbrauen - dem "Fenster der Seele", wodurch das geistige, visualisierte Licht eintritt. Je nach unserer Entwicklung wird sich zeigen, wie weit sich uns die Flamme nähert.
Es kann durchaus sein, dass sie, trotz des Rufes nach innen, sich außen vor unserer Stirn in verschiedener Entfernung zeigt. Ebenso kann es sein, dass wir sie gleich auf der Stirninnenseite wahrnehmen. Wo und wie sich die Flamme zeigt, hängt u. a. von der Konzentrationskraft, der eigenen Entwicklung und dem individuellen Karma ab. Die Flamme kann daher beispielsweise: sich so zeigen, wie wir sie in der Konzentrationsübung gesehen haben; die Farben, Formen völlig ändern oder sogar Handlungen, wie Bildfolgen etc. entstehen lassen.
Was immer wir auch sehen, wir müssen uns hierbei immer auf die Mitte der Stirninnenseite konzentrieren; entstehen Flammen- oder Lichtformen,
konzentrieren wir uns immer auf deren Mitte. Zum Schluss der Übung sollten wir das Licht für diese Gnade der Erfahrung danken.
Die Kraft in dieser Übung entsteht nicht durch technische Anwendung, sondern nur durch die Energie unserer inneren Hinwendung, der Liebe im Herzen, der darin vorhandenen Überzeugung, diesen Dienst für Gott und uns selbst, zu tun. Wir sollten grundsätzlich einen gleichbleibenden Rhythmus für diese Übungen wählen, idealerweise an den ausgewählten Tagen immer zur gleichen Zeit.
Äußere Termine sind dann dieser Übung - der Aktivierung der Ur-Energie in uns - grundsätzlich unterzuordnen, getreu dem Prinzip: "Das Höhere soll immer dem Niederen vorgezogen werden."

Die Übung sollte anfangs maximal drei Minuten dauern. Sie kann bei wachsender Konzentrationsstärke dann auf sieben oder neun Minuten verlängert werden, sollte jedoch 20 Minuten nicht übersteigen. Wenn die Übung eine starke Konzentration erreicht hat, sollten wir das Licht auf der Stirninnenseite in großer Liebe bitten, uns zu unserem Herzen - unserem wahren Lebenszentrum - zu führen. In der Kopfmitte weiter "sitzenbleibend" verfolgen wir dann, wohin sich das Licht bewegt und wo es "stehen bleibt". Dabei konzentrieren wir uns immer auf die Mitte - das Zentrum - des Lichtes. Das in der Übung Wahrgenommene sollte in einem Lichtübungs-Tagebuch niedergeschrieben werden, damit in späterer Zeit die manchmal anfangs unverständlichen Wahrnehmungen später noch einmal durchgefühlt und geklärt werden können, wenn wir auf diesem Weg vorangeschritten sind. Diese Übungsform sollte nicht verändert werden. Die kleinste Modifikation hebt die Wirkung der Versenkungsübung auf.

Wenn wir bereit sind, diesen alten Weg zur bewussten Verbindung mit der Ur-Energie zu gehen, wird sich unser Leben allein durch die damit verbundenen Bewusstseinswahrnehmungen sehr verändern. Neue Erkenntnisse und Werte werden in unser Leben einfließen, unser tägliches Denken und Tun neu ausrichten und damit unsere Entwicklung ganzheitlich harmonisieren. Bis wir eines Tages erkennen, dass alles im Leben aus dualer Energie besteht, die wir lernen müssen, in Liebe zu beherrschen, indem wir in allem Tun Frieden schaffen. Ist dieser Zustand unser ständiges Tun, dann wird sich eines Tages der Weg in uns nach vielen Inkarnationen weiter öffnen, der uns irgendwann zum hohen Ziel führt, das in vielen Texten als "Wiedereintritt in die Einheit" genannt wird. Alles Heilige wie auch das Sonnenlicht, ist ein Geschenk des Lebens; dafür dürfen keine Gelder oder sonstigen Gegenleistungen gefordert werden. Wie weit dieser heilige Weg uns nach innen führt, liegt einerseits an der ununterbrochenen Regelmäßigkeit der Übung, andererseits an den daraus entstehenden Erkenntnissen, die wir harmonisch aufbauend in unserem täglichen Leben - privat wie beruflich - aktiv umzusetzen haben; "der zu gehende aufbauende Weg ist daher eben bereits das Ziel." Wer Fragen hat, kann sich gern an den Studienkreis wenden.


Beitrag von Carola Hempel – Studienkreis für Empirische Evolutionsforschung, gegründet 1952. Der Studienkreis beschreibt sich selbst als naturwissenschaftlich, konfessionsneutral, dogmenfrei. Weitere Infos unter www.evolutionskreis.de

Buchtipp: Die Quelle der Spiritualität von Carola Hempel, Verlag Silberschnur 2017, 400 Seiten, 26,95 Euro, ISBN: 978-3898455411


Hinweis zum Artikelbild: © Arthur_Ado_AdobeStock



Das Wunder im Holunder (Heilpflanze 2024) ... von Barbara Simonsohn


Wenn Sie dachten, Holunderblüten und -beeren seien nur gut bei Erkältungskrankheiten: weit gefehlt. Holunder hat eine Bandbreite von Indikationen, die einfach nur atemberaubend ist.

Unsere Vorfahren, die Germanen und Kelten, verehrten den Holunder als heiligen Baum. Er gehörte zu den Häuptlingsbäumen und galt beiden Druiden als Baum der Königin. In und unter ihm wohnte die Göttin Holda, auch Holla genannt, die Beschützerin der Menschen, der Pflanzen- und Tierwelt. Wenn er blühte, zogen Männer vor dem Baum den Hut, und Frauen machten einen Knicks vor Ehrerbietung. Holunderholz zu sammeln oder gar einen Baum zu fällen war nur Witwen und Waisen erlaubt, für alle anderen galt dies als Baumfrevel, der Unglück über die Familie bringen würde. War eine Frau unfruchtbar, umarmte sie einen Holunder. An seinem Stamm wurde Kuhmilch oder Bier geopfert. Holunderbäume gelten als Schutzbäume, die Böses fernhalten.
Der Holunder begleitet die menschliche Entwicklung seit Urzeiten. Bei Ausgrabungen von steinzeitlichen Wohnstätten, errichtet vor 12.000 Jahren in der Schweiz und Italien, fand man Überreste von Holundersamen und -beeren sowie kleine Zweige. Das altdeutsche Wort "Holunta" stammt von "holun", was heilig und gnädig bedeutet. Die alten Ägypter hielten sich mit Holunder Insekten vom Leib und nutzten die Pflanze bereits als Heil- und Lebensmittel. Für die Landbevölkerung im Mittelalter, aber auch schon Hippokrates, war der Baum eine Hausapotheke für alle Fälle. Hollerküchl galten als Mittel gegen Zahnweh, Hollerfrüchte halfen in der nordischen Volksmedizin gegen Hauträude, Kopfweh und Eingeweidewürmer, und der Rindensaft wurde gegen Fieber verabreicht. Hildegard von Bingen bezeichnete den Holunder als Universalmedizin.

Theophrastus Bombastus von Hohenheim, Paracelsus genannt, hielt große Stücke auf Holunder und gebrauchte ihn zur Behandlung von Gicht, gegen Schwindel und bei Verstopfung. Pfarrer Kneipp verehrte die Heilpflanze geradezu. Er empfahl einen Löffel eingemachte Beeren in einem Glas Wasser zur Reinigung von Magen und Nieren und einen Tee aus frischen Blättern oder gedörrten Beeren zur Blutreinigungs- und Frühjahrskur. Kneipp: "Dass der alte Freund wieder zu neuem Ansehen kommen möchte!"

Von der Antike bis zur Gegenwart blieben die Hauptanwendungsgebiete Atemwegserkrankungen, Ödeme, Verdauungsprobleme, Entzündungen aller Art einschließlich Arthritis und Arteriosklerose, Infektionskrankheiten, Nervenerkrankungen sowie Unterleibsbeschwerden und Harnwegsinfekte. Alle diese Indikationen haben moderne Studien bestätigt, von denen es zum Holunder mehr als 34.000 gibt, viele davon mit Goldstandard, das heißt placebokontrolliert, doppelverblindet und randomisiert. Wenn der Hund der beste Freund des Menschen aus dem Tierreich ist, ist vielleicht der Schwarze Holunder der beste Freund des Menschen aus dem Pflanzenreich.

Zur Botanik
Der Holunder oder Sambucus nigra gehört zur Familie der Moschuskrautgewächsen, weitere Vertreter dieser Pflanzenfamilie sind Schneeball und Bisamkraut. Der Holunder kann als Strauch oder Baum bis zu hundert Jahre und älter werden. Er wächst bis zu 90 Zentimeter pro Jahr und wird maximal 12 Meter hoch. Der Holunder ist über die gesamte Nordhalbkugel bis auf die Arktis verbreitet. Er stellt keine hohen Ansprüche an Boden oder Klima und wächst sogar auf Schutthalden. Der Holunder ist immun gegen Säure und Ruß und wurde daher früher in Industriegebieten zur Luftverbesserung angepflanzt. Für viele Tiere bietet er Schutz und Nahrung, von Vögeln über Schmetterlingen und Grabwespen bis zu Kleinsäugern wie Marder und Waldmäusen.
Die Blüten erscheinen je nach Wetter und Klimazone ab Mitte Mai. Sie wachsen als gelblich-weiße Trugdolden und duften angenehm nach Honig. Jede Trugdolde besteht aus etwa 100 winzigen sternförmigen Blüten, die reich an Pollen sind. Von August an bilden sich daraus saftreiche Beeren, die eigentlich Steinfrüchte sind. Erst sind sie grün, dann rötlich-braun und im Reifestadium violett-schwarz, wie Lack glänzend. Der Saft daraus ist schwarz-rot. Verbreitet werden die Samen durch Vögel wie Stare und Drosseln. Er lässt sich aber auch leicht vegetativ über Stecklinge vermehren.

Fast alle Pflanzenteile sind roh leicht giftig, weil sie Sambunigrin enthalten, woraus sich Blausäure bilden kann. Durch Erhitzen - wenige Minuten bei 80 Grad reichen - werden Giftstoffe, die den Magen reizen können, zerstört. Die Blüten enthalten kein Sambunigrin. Alle Pflanzenteile haben Heilkräfte, nicht nur Beeren und Blüten, sondern auch Blätter, Rinde und Wurzeln. Beeren können Sie durch Trocknen, Einfrieren oder Entsaften konservieren, Blüten durch Trocknen oder durch die Herstellung von Blütensirup.

Die gesundheitlich bedeutsamen Inhaltsstoffe vom Holunder
Dem US-amerikanischen Pflanzen- und Holunderexperten Dr. James A. Duke zufolge gibt es in der Holunderpflanze mehr als 50 gesundheitlich relevante Phytochemikalien, aus denen der Körper die aussuchen kann, die er gerade braucht. Duke: "Die Inhaltsstoffe einer Heilpflanze wie Holunder arbeiten synergetisch zusammen, was ein Monopräparat der pharmazeutischen Industrie niemals bieten kann.

Die Blüten enthalten zahlreiche antioxidativ wirkende Polyphenole, zum Beispiel Flavonoide wie Isoquercitrin, Rutin, Quercetin, Kaempferol und ätherische Öle. Darüber hinaus enthalten sie wertvolles Eiweiß, Schleimstoffe, Eisen, Kupfer, Kalium bis zu 9 Prozent, Beta-Carotin, Zink, reichlich Vitamin C und Linolensäure. Holunderbeeren stellen ein Füllhorn an wertvollen Inhaltsstoffen dar. Flavonoide wie Rutin, Anthozyane - blaue Farbstoffe - Fettsäuren, Provitamin A, Folsäure, Biotin und andere B-Vitamine, Vitamin C, Vitamin E und Aminosäuren, um nur einige zu nennen. Holunderbeeren sind besonders mineralstoffreich, darunter sticht der Eisenreichtum besonders hervor. Die Beeren enthalten 1,4 Milligramm pro 100 Gramm Eisen. Mit 37,1 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm sind Holunderbeeren Spitzenreiter als Vitamin-C-Lieferant. Holunderblätter und die Baumrinde enthalten neben Eiweiß und Gerbstoffen reichlich bioaktive Substanzen wie Triterpene, Urolsäure, Betasitosterol, Tannine und Lektine, die als Phytoöstrogene wirken. Das Eiweiß von Blüten, Beeren und Blättern ist so hochwertig, dass es an Wertigkeit fast dem von Hühnereiweiß, der Referenzgröße, entspricht. Polysaccaride - Mehrfachzucker - wirken antiviral und krebsvorbeugend. Zu beachten ist, dass alkoholische Auszüge wenig wirksam sind, weil durch diese Herstellungsweise ein Großteil der Polysaccharide zerstört wird.

Die Lektine - komplexe Proteine - wirken blutzuckerausgleichend, krebsvorbeugend und als Herzschutzmittel, die Bitterstoffe in Holunder sind Fettverbrenner und senken das Risiko für viele Krebsarten.
Die Anthozyane oder dunklen Farbstoffe sind Polyphenole, bioaktive Substanzen, die als Schutz vor dem Zerstörungswerk freier Radikaler fungieren. Sie schützen das Gehirn und die Blutgefäße vor degenerativen Erkrankungen. Anthozyane wirken tumorhemmend, antientzündlich, blutdruckregulierend, immunmodulierend, schmerzlindernd, entwässernd, antiviral, antibakteriell, und beugen Alzheimer, Morbus Parkinson und Demenz vor. Sie schützen vor Diabetes und verhindern die Bildung von Thrombosen.

Holunderbeeren enthalten bis zu 1816 Milligramm pro hundert Gramm Anthozyane und toppen damit andere anthozyanreiche Früchte wie Aroniabeeren - 750 Milligramm pro 100 Gramm und Blaubeeren - maximal 515 Milligramm pro hundert Gramm. Anthozyane beugen Krebs vor und behindern die Krebsentwicklung. Sie stoppen die Vermehrung von Krebszellen, verhindern die Bildung von Blutgefäßen zur Versorgung von Tumoren - Angiogenese genannt -, reduzieren die Metastasenbildung und verbessern die Effekte von Krebstherapien. Die Holunder-Anthozyane wie Delphinidin und Malvidin fördern die Apoptose, das Selbstmordprogramm sowie die Autophagie, die Zellauflösung von Krebszellen. Ein hoher Anthozyan-Anteil in der Nahrung reduziert nachweislich das Risiko für erhöhte Blutfettwerte, Herz-Kreislauferkrankungen, Alzheimer und etliche Krebsarten wie Brustkrebs, Schwarzes Melanom, Dickdarm- und Gebärmutterkrebs. Holunder besitzt antibakterielle Wirkung, z. B. gegen den Magenkeim Helicobakter pylori, fungizide, z. B. gegen Pilze wie Candida albicans und auch eine antivirale.

Bei welchen Beschwerden Holunder hilft
Durch den Antioxidantien-Cocktail in Holunderblüten und -beeren werden Alterungsprozesse und das Entstehen chronischer Erkrankungen herausgezögert. Holunder wirkt gegen gram-positive und gram-negative pathogene Bakterien, auch gegen zahlreiche Stämme multiresistenter Krankenhaus-Keime. Holunder wirkt Arteriosklerose entgegen, indem Glycoproteine und Calciumablagerungen in den Arterieninnenwänden allmählich aufgelöst und abtransportiert werden. Polyphenole in Holunder schwemmen Giftstoffe aus, entwässern und entschleimen den Organismus. Bei Blasenentzündungen hat sich Holunderblütenessig bewährt. Die Terpene in Holunder senken einen zu hohen Blutfettspiegel und damit einen Risikofaktor für Herzinfarkt. Dieselbe Wirkung haben die Lignane und Isoflavone - Phytoöstrogene - im Holunder.
Bronchialschleim wird mit Holunder bei einer Bronchitis leichter abgehustet. Holunderbeeren und -blüten neutralisieren Harnsäure, die zu Gichtanfällen führen kann. Holunderblütenwasser hilft als Haarwuchsmittel. Das Holundersamenöl reinigt die Haut und glättet Falten. Holunderblütenwasser mildert Pigment- oder Altersflecken. Holunderblütentee hilft prophylaktisch bei Heuschnupfen. Zur Stärkung des Immunsystems empfiehlt sich eine Holunderkur mit Blüten und Beerensaft. Holunder wird erfolgreich bei Neuralgien eingesetzt. Besonders die Blüten wirken stimmungsaufhellend und angstlösend. Holunderbeeren mildern die Symptome von Sonnenbrand. Flavonoide in Holunder beeinflussen Venenleiden positiv und sind daher in vielen Heiltees zur Venenpflege enthalten.

Holunder ist die Basis von vielen Naturkosmetika und Hautpflegemitteln. Rezepte zum Selbermachen finden Sie in meinem Buch, und auch viele zuckerfreie Kochrezepte.

Nachweislich - die "Claims" sind durch Studien begründet - "stärkt Holunder das Immunsystem", "unterstützt die körpereigene Abwehr", "hilft bei der Gewichtsabnahme" und "hilft, das Gewicht zu halten". Durch die Erhöhung des GABA-Spiegels wird sogar eine antiepileptische Wirkung erzielt, wie einige Studien belegen. GABA ist die Abkürzung von Gamma-Amino-Buttersäure und ein wichtiger Neurotransmitter, der die Erregbarkeit der Nerven und Zellen herabsetzt, damit unruhige Erregungszustände dämpft, und darüber hinaus ausgleichend und beruhigend sowie stress- und angstlösend wirkt.

Mit Holunder, diesem Allrounder, können wir die Vorzüge unserer modernen Lebensweise mit einigen der Perlen aus unserer Vergangenheit kombinieren. Ihr Körper kann sich wie an einem Brunchbuffet an mehr als 50 gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen bedienen, die synergetisch - sich unterstützend - zusammenarbeiten, um gesund zu bleiben oder zu werden. Das schafft kein Medikament. Medikamente haben meist eine lange Liste von unerwünschten Begleiterscheinungen oder Nebenwirkungen. Dr. James Duke, Holunderexperte und Phytotherapeut der renommierten "Herbal Society of America", hat ein Gedicht "Elders for the Elders", Holunder für die Älteren, geschrieben und vertont, zu Ehren dieser Heilpflanze aus der Apotheke der Natur. Mit Holunder stärken Sie sich gegenüber den Herausforderungen des modernen Lebens. Es ist, als ob endlich warmer Sommerregen auf ein ausgedörrtes Stück Land fällt. Der Mensch findet zurück ins Gleichgewicht - back to balance - und blüht auf.


Barbara Simonsohn (geb. 1954) ist Ernährungsberaterin und Reiki-Lehrerin. Darüber hinaus befasst sie sich intensiv mit dem Thema „gesunde Ernährung“ und gilt als Expertin für „Superfoods“. Seit 1995 hat Barbara Simonsohn zahlreiche Ratgeber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit veröffentlicht. Weitere Infos unter www.barbara-simonsohn.de

Buchtipp: Barbara Simonsohn: Holunder – Juwel der Hausapotheke. Kompaktratgeber mit vielen Rezepten. Mankau 4.2024, Klappenbroschur, 159 Seiten, 12 Euro


Hinweis zum Artikelbild: © womue und MrNobody_AdobeStock



Ein Weg zur Gesundheit von Körper und Geist ... vom Freundeskreis Bruno Gröning


Fast ein Jahrzehnt war der Name Bruno Gröning in der deutschen Öffentlichkeit präsent. 1949 war er als "Wunderdoktor von Herford" über Nacht weltbekannt geworden, als von wundersamen Heilungen berichtet wurde. In dem westfälischen Städtchen drängten innerhalb von wenigen Wochen Hunderte, an manchen Tagen Tausende Heilungssuchende zu ihm. Im bayerischen Rosenheim waren es einige Wochen später sogar Zehntausende, die täglich den Traberhof, seinen Aufenthaltsort, umlagerten. Es wurde berichtet: Gelähmte standen auf und liefen, Blinde konnten wieder sehen, Taube hören, Stumme sprechen.

Bruno Gröning, 1906 in Danzig geboren, zeigte bereits in jungen Jahren, dass ihm besondere Fähigkeiten gegeben waren. So schreibt er in seinem Lebenslauf, dass bereits, als er noch ein Kleinkind war, "in seinem Beisein kranke Menschen von ihren Beschwerden frei wurden". Weiter sagte er über seine Lebensaufgabe, stets für den Nächsten da zu sein und zu helfen: "Dies ist eine, meine Mission, nicht mein Beruf, sondern meine Berufung, meinem Nächsten zu helfen!" An diese Verpflichtung des Dienens und Helfens im göttlichen Sinne hielt er sich sein Leben lang, bis zu seinem Tod, den er vorhergesagt hatte, im Jahre 1959 in Paris. Sehr schön lässt sich Bruno Grönings göttliche Mittlerrolle an den Erlebnissen der Gründerin des Freundeskreises, Grete Häusler, veranschaulichen: Sie kam äußerst skeptisch im August 1950 mit ihrer blinden Freundin zu Bruno Gröning nach München, um diese "vor einem Schwindel zu bewahren".

Grete Häuslers Heilung nach 15 Jahren Krankheit
Nachdem sie jedoch der Aufforderung Herrn Enderlins, der die Wartenden auf Bruno Grönings Kommen vorbereitete, an etwas Schönes zu denken, nachkommen konnte und an den Sonnenaufgang am Wörthersee bei der Anreise dachte, fing ihr Körper an zu reagieren: mit Kribbeln von den Zehen bis hinauf in den Hals und in den Kopf hinein. Als Bruno Gröning erschien, steigerten sich diese Zustände zu unerträglichen Schmerzen. Grete Häusler wusste nun, dass das, was Enderlin über Bruno Gröning weiter ausgeführt hatte, er sei der Transformator des Heilstroms und Gott das große Kraftwerk, der Wahrheit entspreche. Nur konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie von 15 Jahre andauerndem Stirnhöhlenkatarrh, einem Leberleiden und einer Unterzuckerung, frei werden könne.

Als jedoch Bruno Gröning konzentriert vor den Anwesenden stand und sagte: "Geben Sie mir Ihre Krankheiten und Sorgen!", ergriff sie die Chance dieses einmaligen Angebots, und unmittelbar nach dem Vortrag wusste sie nach einem Glücksgefühl, wie sie es vorher nie erfahren hatte, dass sie gesund war. Grete Häusler wurde zu einer engen Mitarbeiterin Bruno Grönings und gründete 1979 den Freundeskreis, den sie bis zu ihrem 85. Lebensjahr leitete. Nach ihrem Tod 2007 übernahm ihr Sohn, Dieter Häusler, den Bruno Gröning Freundeskreis.

Dokumentarfilm ,,Das Phänomen Bruno Gröning"
Den Gedanken, einen Kinofilm über das Leben Bruno Grönings zu drehen, gab es im Freundeskreis schon länger. Das gesamte Jahr 1994 verbrachten Bruno-Gröning-Freunde mit Vorbereitungen und Recherchen. Sie sichteten umfangreiches Archivmaterial, studierten zahlreiche Zeitzeugenberichte, suchten Originalschauplätze von Danzig bis Paris auf und sammelten immer mehr Daten und Fakten. Mehr als 80 Zeitzeugeninterviews wurden ergänzt durch Originalaufnahmen aus Filmarchiven wie Wochenschauberichte und Auszüge aus Fernsehsendungen. Hunderte Fotos, Dias und Dokumente wurden abgefilmt. Das ursprüngliche Konzept, nur einen abendfüllenden Film zu erstellen, ließ sich nicht einhalten. Am 3. Oktober 2003 war es schließlich so weit: Der Dokumentarfilm "Das Phänomen Bruno Gröning" hatte Premiere im Kino "Toni" in Berlin-Weißensee. Ein Film mit Heilkraft? Dieser außergewöhnliche Dokumentarfilm hat im Laufe der letzten 20 Jahre nichts an seiner Wirkkraft verloren, bewiesen wird dies durch anhaltende und beeindruckende Heilungsberichte in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit und nach dem Anschauen des Films: Ob durch einen Filmbesuch bei und nach der Premiere des Films am 3. Oktober 2003 oder Abspielen des Dokumentarfilms seit dem Hochschalten bei Youtube 2019 mit Aufrufen in Millionenhöhe oder beim anschließenden "Lichterkettenprojekt" während des gleichen Jahres, in dem der Film weltweit in Kinos, Gemeinschaftsräumen und unterschiedlichsten Auffuhrungsorten gezeigt wurde - 60 Jahre nach den Herforder Ereignissen. Der Film ist somit mehr als ein dokumentarischer Blick in die Vergangenheit. So berichten nicht wenige Zuschauer beim Anschauen des Films, eine Kraft, ein Kribbeln, ein Strömen im Körper zu verspüren. Für die meisten eine völlig neue Erfahrung. Unter "Das Phänomen Bruno Gröning" auf YouTube ist der Film mit seinen drei Teilen für alle interessierten Menschen jederzeit frei zugänglich, um sich zu informieren und gleichzeitig während des Schauens eigene Erfahrungen zu machen.

Das Werk Bruno Grönings
Der Freundeskreis ist mittlerweile in über 130 Ländern vertreten, die Webseite ist in über 40 Sprachen aufgeschaltet, die Bücher über seine Lehre werden in 54 Sprachen übersetzt, es gibt YouTube-Kanäle in 19 Sprachen. Tausende von Helfern arbeiten ehrenamtlich, um allen Menschen die Möglichkeit zu geben, über die Lehre Bruno Grönings die Gesundheit wiederzuerlangen und zu erhalten. Der Freundeskreis ist an keine Religion oder Weltanschauung gebunden. Ihm gehören Menschen aus allen Weltreligionen an. Entsprechend dem Vorbild Bruno Grönings wird im Freundeskreis nicht diagnostiziert, therapiert, untersucht oder behandelt. Ebenso wenig wird von Arztbesuchen, Medikamenteneinnahme, Therapien oder operativen Eingriffen abgeraten. Das Werk Bruno Grönings trägt sich ausschließlich durch freiwillige Spenden. Auch heute wird weltweit von Heilungen berichtet, auch durch die Aufnahme der göttlichen Kraft, dem "Heilstrom", wie Bruno Gröning es nannte. Viele Freunde berichten auch von Suchtheilungen, Heilung von Depressionen und Hilfen in Notlagen oder nach Schicksalsschlägen. Diese Hilfen und Heilungserfahrungen werden von Ärzten überprüft und dokumentiert. In 130 Ländern treffen sich Bruno-Gröning-Freunde in örtlichen Gemeinschaften, um die Kraft gemeinsam aufzunehmen und mehr über die Lehre Bruno Grönings zu erfahren. Bruno Grönings Botschaft, dass alle Menschen auf diesem Planeten wieder diese unendliche Liebe spüren und in die Verbindung mit dem Heilstrom kommen können, ist möglich. Und obwohl Bruno Gröning nicht mehr lebt, geschehen dessen ungeachtet, die Heilungen weiter. Menschen auf der ganzen Welt spüren die heilsame Lebensenergie, von der Bruno Gröning sprach.


Autorin dieses Artikels ist Maria Maresch vom Freundeskreis Bruno Gröning. Weitere Informationen zu Bruno Gröning finden Sie unter www.bruno-groening.org/de oder dem ausführlichen Videokanal auf YouTube www.youtube.com/@BrunoGroeningOrg

Hinweis zum Artikelbild: © Freundeskreis Bruno Gröning


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